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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land
Autoren: Minouche Moser
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auch in Zeiten luxuriös, in denen der Pool wegen ungenügender Chlorversorgung grünte.
    Grasgrün war auch die Lagune, die sich vor uns ausbreitete, und für Schwimmübungen nicht zu gebrauchen war, weil die Fabriken und Häuser über sie Giftiges und Widerliches entsorgten. Mit ihrer Hilfe leisteten wir uns den wahrlich stattlichen Blick und die uns umgebende Ruhe. Beides waren Raritäten in einer Bevölkerungsdichte von 309 Anwohnern pro Quadratkilometer, die wiederum vornehmlich auf dem westlichen Küstenstrich angesiedelt waren, den auch wir bewohnten. Unsere Compoundmauer lief rechts und links auf die Lagune zu und wurde dort von einem gitterförmigen Drahtzaun abgelöst, der am Wasser entlang für einen Weitblick sorgte, den die landesüblichen, schützenden Mauern rund um die Häuser in der Regel nicht bieten konnten. Am Frühstückstisch und in der Dämmerung bewirtete uns der Blick mit majestätisch an uns vorüber ziehenden Fischerbooten. Die Fischer saßen im länglichen Rumpf und stocherten mit langen Bambusstöcken über den schlammigen Lagunengrund. Ein Ausleger nahm dem Rumpf die Kippligkeit und die genähten, quadratischen Segel in leuchtenden Farben unterstützen die Antriebswirkung des Fährmannes. Der auf dem Ausleger Sitzende ließ die Netze ins Wasser gleiten, daraufhin trommelten sie wild auf den Holzrumpf und schlugen im Wechsel mit einem Bambusstecken auf die Lagune, trieben damit ihre Beute ins Netz und manchmal uns in der Morgendämmerung aus dem Schlaf, brachten Gefangenes zum Fischmarkt oder als Ausgleich für die gestörte Nachtruhe vor unsere Haustür zum Verkauf.
    Unser gefühlter Luxus nahm rapide ab, sobald die Sonne von sintflutartigen Regengüssen abgelöst wurde. Mit Eimern und Tüchern bewaffnet raste ich dann durch das Haus und fing das nasse Himmelsgeschenk damit auf. Hilflos sah ich zu, wie die Feuchtigkeit in die immer morscher werdenden Dachpartien eindrang und der Monsunregen vom Wind wie durch einen Wasserschlauch gegen Fenster und Türen geschleudert wurde, die nicht komplett dicht hielten und einen Teil davon einließen. Der Monsun tröpfelt in Eimer und zuweilen auch auf unsere Nasenspitzen oder Betttücher, hatte schon so manches Möbelstück in eine trockene, aber strategisch ungewöhnliche Position verschoben. Das Aufräumen der seegroßen Pfützen im Garten und auf der Terrasse besorgte die Sonne, wobei der daraus entstehende Dampf uns in eine riesengroße Waschküche steckte.
    Kühlendem Regen folgte auf dem Fuß quälend feuchte Hitze.
    Das Wasser, welches nicht durch die Ritzen und aus unseren Poren drang, sondern ganz offiziell durch den Wasserhahn eingelassen wurde, bezeichnete unser Hausbesitzer als „spring water“: Quellwasser. Nun hatte ich rein farblich gesehen eine andere Vorstellung von allem, was aus einer Quelle kam, verband das trübe Gelb, das uns über die Hände und das Geschirr floss, eher mit einer Substanz, die absolut nichts im Frischwasser zu suchen hatte und höchstens zur Klospülung taugte.
    „Gib mir ein paar Tage! Ich arbeite daran“, versprach unser Hausbesitzer im beschwichtigendem „Du“, wiederholte sich, wann immer der versprochene Termin ereignislos verstrichen war und brachte die Vokabel bei egal welcher Reklamation erneut an. Er arbeitete frei nach: „Morgen ist auch noch ein Tag“, ließ auf diese Weise den Tennisplatz, für den wir monatlich extra löhnten, verwildern, überließ uns das Ersetzen der lebensgefährlich an ihrer Verschraubung rüttelnden Ventilatoren und kümmerte sich keinen Deut um die Einbrecher, die ihre Besucherfrequenz unterdessen drastisch erhöht hatten.
    „Ich arbeite daran“, wurde des Hausbesitzers effektivste Lüge, die bewirkte, dass ich mir ab einem bestimmten unbefriedigenden Punkt die Reklamation sparte und nur noch mit dem Nötigsten vorsprach. Das Wasserproblem löste ich, indem ich, mit einem Kanister ausgerüstet, die endlich zustande gekommene direkte Nähe zu meinen sri-lankischen Gastgebern pflegte. Gemeinsam mit ihnen wartete ich zweimal wöchentlich am Straßenrand darauf, dass der dort angebrachte Wassertank von einem vorbeifahrenden Laster aufgefüllt wurde, wo wir anschließend gechlortes, sauberes Wasser abzapften. Mit dieser neuen Nähe kam ich wieder einmal ins Sinnieren und wunderte mich als erstes, dass die in der Schlange Stehenden nach erfolgtem Wasserholen den Hahn nicht abdrehten, sondern für den Nachfolgenden plätschern ließen. Dessen Gefäß wiederum fand in der
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