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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land
Autoren: Minouche Moser
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die Milch oder Wasser trug, das brachte nämlich Glück und hob somit das Unglück auf.
    Nüchtern gerechnet zumindest.
    Begegnete man aber statt der glücklichen Milch- und Wasser Tragenden einem Behinderten, dann sollte man sich lieber eine Weile verkriechen, bei all dem Unglück, das da auf der Reise war!
    Danach fiel mir nichts mehr ein, was zwischen ein Brautpaar und eine glückliche Hochzeit kommen konnte.
    Obwohl – so ein duftendes Bad vor der Trauung konnte tückisch werden.
    Und Baden vor der Hochzeit war irgendwie unumgänglich.
    Wenn baden, las ich, dann aber lieber nicht an Sonntagen, außer man strebte nach den äußerlichen Reizen von Victor Hugos Quasimodo.
    Sie ahnen es sicherlich schon: Baden an Sonntagen beeinträchtigte die Schönheit.
    Ein Montagsbad hingegen brachte Brad Pitts und Angelina Jolies hervor.
    Nur: wer heiratete schon an einem Montag?
    Von Montag bis zum Wochenende nicht mehr zu baden ging auch nicht, denn bis dahin hatte in der Hitze Mann oder Frau den Badeduft mit einer anderen, weniger attraktiven Note eingetauscht. Dienstag dagegen brachte Krankheiten über die Badenden, Mittwoch Reichtum; baden an Donnerstagen mündete in ernstzunehmendem Streit und überhaupt mussten die Eheleute ja Donnerstag anreisen; an Freitagen starb das Kind und der Hochzeit sei Dank: Samstag war der Badetag, der viel Glück versprach.
    Somit hängte der optimale Hochzeitstermin nicht nur vom Terminkalender der Hochzeitenden, den Sternen oder der heilen Ankunft der Anreisenden ab, sondern auch vom Waschtag!
    Mir ging schon beim Gedanken an all die zu beachtenden Eventualitäten die Luft aus und ich erinnerte mich, wie viele Nerven ich in der Schweiz alleine beim Zusammentragen der notwendigen Dokumente für eine ordnungsgemäße Trauung hatte lassen müssen – Dokumente, die ganz nebenbei gesagt in Sri Lanka kaum problemloser von den Ämtern einzutreiben waren als in der Schweiz.
    Da trifft es sich gut, dass der Sri-Lanker die Dinge und mit Sicherheit auch den Aberglauben weitaus entspannter sieht als ich.
    Das musste er auch, denn alleine die Gästeliste war uferlos lang und verzweigte sich über sämtliche Ecken der Verwandtschaft, die eingeladen werden musste, egal in welchem freundschaftlichen Verhältnis man zueinander stand. Allerdings war die traditionell gefeierte Hochzeit tatsächlich etwas, das geradezu nach einer Massenveranstaltung schrie! Alleine der Einzug des Brautpaares war ein Erlebnis, ihre Anmut und Aufmachung eine Augenweide. In der buddhistischen wie auch der katholischen Hochzeitsvariante trug die Braut weiß; schwebte einmal in den Sari gewickelt und einmal in Kleid und Schleier zum Altar. Katholisch Heiratende schritten den langen Gang der Kirche ab, Buddhisten wurden von rot-weiß gekleideten Tänzern umringt, die rhythmisch ihre Trommel schlugen und sich grazil verrenkten. Für das i-Tüpfelchen an Exotik sorgten die Elefanten, denen golden und silbern bestickter roter Stoff bis zum Boden hing und die eine hoheitsvolle Ruhe ausstrahlten, die so wunderbar in die Zeremonie passten. Wenn dann die Mönche ihren Gesang anstimmten war es, als habe Buddha sich unter die Gesellschaft gemischt und geleite das Paar auf den Altar, den sie grazil wie die Tänzer einnahmen. Der für die Trauung zuständige Buddhist schlug unter Gemurmel eine Kokosnuss entzwei und legte die Hälften vor dem Brautpaar ab. Danach wurden die kleinen Finger der Getrauten mit weißem Band verbunden und mit Öl begossen.
    Was es mit diesem Ritual genau auf sich hatte, konnte mir bislang niemand genau erklären.
    In Sachen Kokosnuss erzählte man mir einmal, dass sie das Geschlecht des Nachwuchs bestimmen (auch hier Männliches bevorzugt) und ein andermal, dass die geteilte Nuss die Dämonen gut stimmen sollte.
    Es beruhigte ungemein, dass man dieser Unzahl an Unglücksbringern exorzistisch begegnen konnte!
    Wäre ich eine sri-lankische Ehe mit allem Drum und Dran eingegangen, müsste aus mir spätestens mit dem unumgänglichen Alltag mindestens ein Dämon wegexorziert werden. Ich nämlich wäre für diese hier vornehmlich gehandhabte klassische Aufgabentrennung von Mann und Frau mehr als ungeeignet und brach schon beim Gedanken in einen Aufstand aus; die Frauen, die mir begegneten, kümmerten sich um Haushalt und die Kinder, gingen nicht selten nebenher noch arbeiten, während der Mann als Familienoberhaupt fungierte. Die Ehe brachte ihm ein Vetorecht.
    Schon als nicht sri-lankisch Verheiratete ertappte ich mich,
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