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In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

Titel: In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall
Autoren: Granger Ann
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vielleicht gelingen, Gerald an der Nase herumzuführen, doch sich selbst konnte sie nichts vormachen. Meredith seufzte. Sie war ein Dummkopf gewesen, schätzte sie, sich einzubilden, dass die Dinge nach dieser Abfuhr einfach so weiterlaufen würden wie bisher. Dass sie und Alan einfach weitermachen könnten, als sei nichts geschehen. Oberflächlich taten sie selbstverständlich beide so. Doch es war nicht abzustreiten, dass zwischen ihnen eine gewisse unterschwellige Verlegenheit eingekehrt war. Meredith schob den Apfel zur Seite und mit ihm das ärgerliche Thema. Sie hatte so viel Zeit mit dem Nachdenken darüber verbracht wie ein Terrier mit einem Spielzeug. Entschlossen wendete sie ihre Aufmerksamkeit ihrem Ablagekorb für eingehende Post zu.
    Lange bevor Meredith ihre Entscheidung gefällt hatte, den Anruf bei Alan auf später zu verschieben, schlich der Zigeuner Danny Smith vorsichtig durch die bewaldete Deckung der Eisenbahnböschung, um seine Kaninchenfallen zu überprüfen. Danny war Anfang vierzig, obwohl er älter aussah. Er war seit vielen Jahren auf den Straßen unterwegs, die parallel zu den Schienensträngen verliefen. Genau genommen schon sein ganzes Leben lang. Vor ihm waren seine Eltern durch diesen Teil des Landes gezogen, und nun zogen er, seine Frau und seine Kinder in halbjährlichen Abständen hier vorbei und parkten ihren Wohnwagen für fünf oder sechs Wochen am Stück auf stets dem gleichen Feld der Hazelwood Farm.
    Dieses Arrangement datierte auf ungezählte Jahre zurück. Dannys Eltern hatten mit dem Einverständnis des alten Franklin hier gecampt, und nun campten Danny und seine Familie hier mit der stillschweigenden Billigung von Franklins Sohn Hugh. Dannys ältere Söhne, beide verheiratet mit eigenen Familien, bereisten andere Straßen und kamen nicht mehr auf die Farm. Normalerweise war das Fahrende Volk auf privatem Land nicht willkommen, doch die Familie des Bauern machte bei den Smiths eine Ausnahme, die im Übrigen keine streunenden Hippies waren, sondern echte Roma. Danny besaß einen Reisepass, der dies belegte. Der Pass verschaffte den Smiths Zugang zu etablierten Zigeunertreffpunkten, doch Danny zog nur selten dorthin. Allein die Vorstellung, sich organisieren und mit anderen abstimmen zu müssen, erfüllte ihn mit nacktem Entsetzen und Unverständnis.
    Seine verheirateten Söhne andererseits – hauptsächlich auf das Drängen ihrer Frauen hin – schienen von einem etablierten Camp zum nächsten zu fahren. Danny betrachtete es als eine Art Verrat an ihrer Erziehung. Der nächste Schritt wäre ein Haus. Sie würden damit enden, dass sie nicht nur ihre Freiheit aufgaben, sondern eine Art zu leben, wie die Zigeuner sie seit dem Mittelalter in Europa praktiziert hatten, als sie aus Indien eingewandert waren, geführt, wie es die Legende beschrieb, von einem König auf einem Schimmel und mit einer Kapelle, die Musik spielte.
    Abgesehen von der Freiheit war ein weiterer Vorteil des Kampierens auf dem Land der Hazelwood Farm die Tatsache, dass die Franklins ihm Gelegenheitsarbeiten anboten und damit die Chance, ein wenig Geld zu verdienen. Danny schuftete redlich für seine Entlohnung, die selbstverständlich nur in bar und auf täglicher Basis ausgezahlt wurde.
    Der Kaninchenbau hier in der Böschung war jahrhundertealt, wie Danny schätzte. Vielleicht war er schon genauso lange hier wie die Zigeuner. Auch Kaninchen waren erst im frühen Mittelalter nach England gekommen. Danny wusste dies, weil Simon Franklin, ein gebildeter Mensch, es ihm erzählt hatte. Damals waren sie die Mahlzeit von Gentlemen gewesen. Später wurden sie zur Mahlzeit der armen Leute. Heute aß kaum noch jemand Kaninchen, außer natürlich Danny und seinesgleichen und die älteren Leute auf dem Land, trotz der Tatsache, dass ihr Fleisch sauber war und wohlschmeckend.
    Einige der alten Gänge waren verlassen, andere wurden noch immer benutzt, sowohl von Kaninchen als auch von anderen Kreaturen, die von den unterirdischen Grabungen profitierten. Die unermüdlichen Kaninchen gruben ständig neue Baue und erweiterten das unterirdische Labyrinth. Die gesamte Böschung war übersät mit Löchern wie ein Schweizer Käse. Allein die Baumwurzeln hinderten die Böschung am Einstürzen. Ohne die Wurzeln wäre das Ganze nach spätestens ein oder zwei Winterstürmen in sich zusammengefallen wie ein Kartenhaus.
    Kaninchen hatten ihre eigenen Verhaltensweisen, und Danny kannte die meisten davon sehr gut. Wenn ein Tier seinen
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