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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase
Autoren: Pauline Gedge
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seiner Vorrechte, hat jedoch einen schärferen Verstand. Er wird es, glaube ich, nicht zulassen, dass seine kühlen Überlegungen durch irgendein Vorurteil gegenüber Hor-Aha getrübt werden.
    Im Gegensatz zu dir, sagte eine leise innere Stimme. Hast du gewusst, dass du in deinem Herzen Ägyptens blaues Blut verachtest? Wie viele Männer?, überlegte er krampfhaft und bemühte sich, nur noch an die Logistik des Feldzugs zu denken. Und wann muss ich Späher vor uns herschicken? Ab Badari? Djawati? Morgen werde ich Briefe für die Frauen diktieren. Kann ich bessere Rationen an die Truppe verteilen lassen in der Hoffnung, dass wir entlang dem Nil Nahrung finden? Hat Hor-Aha den Befehl erteilt, dass in Qebt alle Waffen einzusammeln sind?
    Zwei Stunden nach Sonnenuntergang kam das Heer nach Qebt hereingeschlurft, die erschöpften Männer ließen sich neben dem Fluss fallen, wo man Essen und Trinken an sie ausgab. Kamose, Ahmose und Intef hatten gerade ihr eigenes Mahl beendet, sie saßen auf dem Deck, das im Schein des weichen goldenen Lampenlichts lag, der Lampen, die an der Reling befestigt waren und vom Mast hingen, als sich Hor-Aha näherte und verbeugte. Auf Kamoses Wink hin ließ er sich auf die Planken sinken, kreuzte die Beine und nahm von Achtoi einen Becher Wein entgegen. »Sie sind müde vom Marsch und haben wunde Füße«, sagte er als Antwort auf Ahmoses Frage. »Aber morgen früh sind sie ausgeruht. Unser Befehlshaber der Rekruten teilt die Männer dieser Nomarche bereits auf und weist ihnen einen Waffengefährten zu.« Er wandte sich an Intef. »Er arbeitet zusammen mit einem deiner Hauptleute, Fürst. Sei bedankt für deine Großmut in dieser Sache.« Dann wandte er sich wieder an Kamose. »Der Ausbilder der Rekruten bittet inständig darum, dass du ihnen wenigstens zwei Tage Schulung zugestehst, Majestät. Was soll ich ihm sagen?« Kamose seufzte.
    »Sie müssen sich morgen beim Marschieren möglichst viel Kenntnisse aneignen«, antwortete er. »Wenn wir bei jedem Halt länger bleiben, erreichen wir das Delta nicht, ehe Isis weint, und die Überschwemmung könnte die völlige Katastrophe bedeuten. Nein, Hor-Aha. Tut mir Leid. Wir müssen an unserem ursprünglichen Plan festhalten. Die Medjai und die Soldaten, die in den von Intef zur Verfügung gestellten Schiffen Platz gefunden haben, brechen morgen früh in der Morgendämmerung nach Aabtu auf. Von hier brauchen wir auf dem Fluss einen Tag bis Quena und drei bis Aabtu. Das bedeutet für die zu Fuß noch viele Stunden mehr.« Er überlegte. »Wie wäre es, wenn wir zwischen Quena und Aabtu anlegen, und während ich zu Anchmahor weiterfahre, können die Soldaten aufholen, eine Nacht schlafen und dort in den grundlegenden Dingen unterwiesen werden?«
    »Es ist wirklich ärgerlich«, warf Intef ein. »Wir brauchen Flöße, Majestät, aber wir haben keine.«
    »Wir müssen zurechtkommen, so gut es geht«, sagte Ahmose. »Schnelligkeit ist augenblicklich weniger wichtig, als Ordnung in unsere Reihen zu bringen. Kamose, deine Idee ist gut.«
    »Bis Djawati muss das Heer nicht in Alarmbereitschaft sein«, meinte Hor-Aha.
    »Gibt es irgendwelche Anzeichen, dass Apophis Wind von uns bekommen hat?«, fragte Kamose in die Runde. »Sind Herolde auf dem Fluss verhaftet worden?« Intef schüttelte den Kopf.
    »Nein. Auf dem Fluss war nur wenig los. Das Delta feiert noch immer das Fest von Apophis’ Erscheinen und alle Amtsgeschäfte ruhen vorübergehend. Ich gehe davon aus, dass wir uns Chemmenu nähern können, ohne dass Alarm geschlagen wird.« Chemmenu, dachte Kamose. Auch ein mit Angst besetzter Name. Was mache ich dort? Was wird Teti tun? Vor seinem inneren Auge erschien das Gesicht seiner Mutter, bleich und unversöhnlich, und er hob den Wein zum Mund und trank rasch.
    Sie legten in der Morgendämmerung ab und ließen ein verschlafenes Qebt hinter den Horizont sinken, gerade als sich Re darüber erhob. Die Soldaten, die das Ufer säumten, schüttelten ihre Decken aus und falteten sie, während Diener mit der Morgenration zwischen ihnen herumgingen. Kamose hatte Intef zwar die Wahl gelassen, doch der marschierte lieber mit seinen Bauern, damit ihnen inmitten des Getümmels nicht der Mut sank. Er hatte auch die meisten seiner Hauptleute bei sich. »Hinter Quena holen wir euch ein«, versprach er, »und von da an brauchen meine Männer meinen Anblick nicht mehr. Wenn wir doch nur Streitwagen hätten, Majestät!« Streitwagen, Pferde, weitere Äxte und Schwerter und
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