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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase
Autoren: Pauline Gedge
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beleidigen sie Hapi.«
    »Und ich glaube, solange du noch Prinz bist, freut sich der Nilgott darüber, dass du sein Reich so liebst«, hielt sie dagegen. »Und gewiss wäre Kamose betrübt, wenn du etwas aufgeben würdest, was dir so viel Freude bereitet.« Aber er schüttelte den Kopf und antwortete darauf nichts.
    Endlich war er kräftig genug, dass er sich angekleidet in den Garten wagen konnte, gefolgt von einer aufgeregten Schar Dienstboten mit Kissen, einem Sonnensegel, Fliegenwedel, Süßigkeiten und seinem Sandalenkasten. Er stand ein Weilchen vor dem Haupteingang, blinzelte im strahlenden Sonnenschein und ging dann langsam über den Rasen zum Teich. Als er den Weg zur Bootstreppe überquerte, blieb er stehen und blickte nach unten. »Es ist mir eingefallen, Aahmes-nofretari. Alles ist mir eingefallen. Vielleicht vergesse ich es nie wieder.« Darauf hob er das Gesicht zum Himmel, atmete den Duft der Frühlingsblumen ein, die auf den Beeten in voller Blüte standen, und ging weiter.
    Sie waren noch nicht lange am Teich, als Aahotep mit zwei Rollen in der Hand auf sie zugeeilt kam. »Botschaften von Hor-Aha und Ramose!«, rief sie. »Es ist vorbei, alles ist vorbei! Der Aufstand ist niedergeschlagen. Hor-Aha schreibt, dass er zwar die Hauptleute hinrichten musste, die uns ein zweites Mal verraten haben, er aber die Soldaten wieder mitbringt. Die wollen keinen Aufstand mehr. Ramose, Mesehti und Machu kommen gemeinsam zurück. Verzeihst du ihnen ihre Feigheit, Ahmose?«
    »Das hängt davon ab, wie sie wirken, wenn sie hier vor mir stehen«, erwiderte er. »Wir haben eine harte Schule durchlaufen, Aahotep. Vielleicht ist es Zeit für eine Neuordnung und ich fange, glaube ich, mit dem Heer an. Ich will sofort nach Ende der Trauerzeit nach Norden marschieren, aber die Fehler, die Kamose in den Untergang getrieben haben, die mache ich nicht.«
    Sein Blick schweifte zum Teich, wo ein nackter Ahmose-onch auf dem Rand saß, mit den Füßen herumspritzte und hell lachte. »Wir haben jetzt Mitte Mechir. Die Felder sind bestellt und ich muss im Delta meine eigene Saat säen.« Er blickte nachdenklich von Mutter zu Ehefrau. »Waset kann ich getrost meinen beiden Kriegerinnen überlassen«, sagte er lächelnd. »Und ich schwöre euch, als Lohn für das, was ihr getan habt, lege ich euch ein geeintes Ägypten zu Füßen. Mutter, gib die Rollen Ipi und komm unter das Sonnensegel. Heute wollen wir von nichts anderem reden als von Libellen, die Mücken jagen, und von der Sonne auf dem Wasser.«
    Aahmes-nofretari stellte fest, dass sie ihn neugierig musterte. Er war ganz der Alte und dennoch nicht mehr der Alte, ihr geliebter Mann, immer noch gutherzig und überlegt in Wort und Tat, doch die gewisse Schlichtheit, die viele so falsch gedeutet hatten, die war dahin. Er ist verwandelt wie wir Übrigen auch, dachte sie einigermaßen betrübt. Man hat ihn als Prinzen niedergeschlagen, und er ist als König auferstanden.
     
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