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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht
Autoren: Dean R. Koontz
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programmiert. Dein Bewußtsein wird auf die Tat vorbereitet. Es ist wie eine Gleichung, Leonard. Auf der linken Seite haben wir die Angst, diese Angst ist durch das Wissen motiviert, daß deine Frau dich umbringen will. Dein Unterbewußtsein glaubt das nicht nur, es weiß es. Damit die Gleichung aufgeht, gehört auf die rechte Seite der Tod deiner Frau. Wenn dein Unterbewußtsein überzeugt ist, daß deine Frau dich im Schlaf ermorden will, wirst du deine Frau noch vor dem Einschlafen umbringen.«
    »Und warum gehe ich nicht zur Polizei?« Salsbury lächelte. Die Unsicherheit, die ihn beim Betreten des Büros befangen hielt, war von ihm abgefallen. »Dagegen würde ein geschickter Hypnotiseur Vorkehrungen treffen. Er würde dich davon überzeugen, daß deine Frau den Mord wie einen Unfall aussehen läßt. Die Polizei wird ihr nie etwas beweisen können. Es gibt nur ein Mittel, wie du deine Frau an der Tat hindern kannst: indem du sie ermordest.« Dawson machte eine Geste, als wollte er eine Fliege verscheuchen. »Das hört sich alles ganz nett an, aber findest du die Unterhaltung nicht sehr akademisch?«
    »Akademisch?«
    »Nutzlos. Du weißt doch, daß Unterschwellige Werbung verpönt ist. Es gab wegen der Versuche damals ja einen ziemlichen Aufruhr.« Salsbury war erleichtert, er hatte andere Einwände erwartet. »Verpönt vielleicht, aber nicht verboten. Es hat damals Hunderte von Zeitungsberichten über die Versuche gegeben. Die Zeitung Newsday nannte Unterschwellige Werbung die schlimmste Erfindung seit der Atombombe. In der Saturday Review wurde ausgeführt, das Unterbewußtsein des Menschen sei das kostbarste und empfindlichste Gebilde der Welt, und dieses unschätzbare Instrument dürfe nicht mißbraucht werden, um den Absatz von Popcorn in die Höhe zu treiben. Ende der fünfziger Jahre waren die tachistokopischen Versuche groß im Gespräch, die Meinung herrschte vor, daß Unterschwellige Werbung verboten werden müßte, weil sie ein Einbruch in die Privatsphäre des Menschen sei. Der Kongreßabgeordnete James Wright brachte einen Gesetzesvorschlag ein, nach dem jede Werbung verboten werden sollte, die auf das Unterbewußtsein des Menschen einwirkt. Er war nicht der einzige, der solche Vorschläge machte, aber keines der vorgeschlagenen Gesetze wurde durchgebracht.« Salsbury betrachtete seine Hände. »Es gibt heute keinerlei Gesetz gegen Unterschwellige Werbung.« Dawson musterte ihn prüfend. »Bedienen sich denn die Politiker nicht der tachistokopischen Erkenntnisse?«
    »Die meisten Politiker haben keine Ahnung von der Reichweite der Erfindung, und die Werbeagenturen sprechen nicht darüber, wenn's nicht sein muß. Jede größere Werbeagentur in den USA beschäftigt Mediaexperten, die unterschwellige Anzeigen und Fernehspots entwickeln. Fast alle Produkte, die von Futurex und den Tochterfirmen hergestellt werden, werden mit Hilfe von Unterschwelliger Werbung an den Mann gebracht.«
    »Das kann ich nicht glauben«, widersprach Dawson. »Wenn es so wäre, müßte ich's wissen.«
    »Du hast eben keine ernsthaften Anstrengungen unternommen, dich sachkundig zu machen. Vor dreißig Jahren, als du begonnen hast, deine Firma aufzubauen, gab's so was noch nicht. Als dann die Unterschwellige Werbung ihren Siegeszug antrat, warst du schon so hoch oben auf der Stufenleiter, daß du dich um den Absatz der Produkte nicht mehr zu kümmern brauchtest. Du hattest den Kopf voll mit der Ausgabe neuer Aktien, mit den Problemen der Börse, mit Fusionsplänen. In einem Konsortium, wie du es leitest, kann der Chef nicht mehr jede einzelne Anzeige gegenzeichnen, die von irgendeiner Tochterfirma plaziert wird.« Der Ausdruck des Ekels umspielte Dawsons Mund. »Das Unterbewußtsein der Menschen zu manipulieren... ich finde das widerwärtig.«
    »Womit du dem Satz abschwörst, daß jeder Mensch seines Glückes Schmied ist.« Salsbury lehnte sich vor. »Tatsache ist, daß Menschen manipuliert werden können, ohne daß sie sich dessen bewußt sind. Und diese Tatsache macht der Öffentlichkeit Angst. So viel Angst, daß sich ein richtiger Verdrängungsmechanismus entwickelt hat. Seit zwei Jahrzehnten gibt es Unterschwellige Werbung, aber bei Befragungen äußern 90 Prozent der Personen, sie seien sicher, Unterschwellige Werbung, das gäbe es gar nicht, die sei ja verboten. Es gibt keinerlei Fakten, die eine derartige Annahme stützen, die Leute wollen einfach der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen. Zwischen 50 und 70 Prozent der
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