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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht
Autoren: Dean R. Koontz
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Befragten sagen, sie hätten von Unterschwelliger Werbung gehört, aber sie glauben nicht, daß so etwas funktioniert. Der Gedanke, daß sie bereits jetzt manipuliert und kontrolliert werden, ist ihnen so unerträglich, daß sie die Sache ins Reich der Fantasie verbannen. Statt sich mit den Tatsachen auseinanderzusetzen, wie ein reifer Mensch es tun würde, tun sie einfach so, als gehörte Unterschwellige Werbung dem Science-Fiction-Bereich an.« Dawson war aufgestanden. Er trat an die Fensterfront und sah auf die Szenerie von Manhattan hinab. Es hatte zu schneien begonnen. Der Himmel war dunkel. Der Wind heulte. Die Stimme der Stadt. Dawson wandte sich Salsbury zu. »Zu meinem Konsortium gehört die Werbeagentur W00lring & Messner. Willst du behaupten, die Jungens lassen bei jedem Werbespot im Fernsehen eine tachistokopische Botschaft einblenden?«
    »Unterschwellige Werbung gibt's nur, wenn der Auftraggeber das wünscht«, sagte Salsbury. »Diese Art von Werbung ist teurer. Aber um deine Frage zu beantworten, nein. Die Einblendung tachistokopischer Botschaften ist out.« Salsbury setzte sich bequem. »Die Forschung auf diesem Gebiet hat sich so schnell weiterentwickelt, daß die tachistokopische Methode überholt war, kaum daß man sie patentiert hatte. Seit Mitte der sechziger Jahre werden die Fernsehspots statt dessen mit rheostatischen Filmen unterlegt.«
    »Was ist das?«
    »Die Sache beruht auf dem Prinzip des regelbaren Widerstandes, wie er bei der Helligkeitsregelung von Leuchtkörpern Verwendung findet, bei Dimmern. Man dreht am Regler, das Licht wird stärker oder schwächer, ganz nach Wunsch. Das gleiche Prinzip gilt bei rheostatischen Filmen. Zunächst einmal wird ein konventioneller Werbespot gedreht, mit normaler Belichtung. Nehmen wir an, der Werbespot hat eine Dauer von einer Minute. Er erscheint auf der Mattscheibe, das Bewußtsein sieht einen ganz normalen Werbespot. Die Unterschwellige Botschaft wird ausgestrahlt, indem man den Werbespot mit einem rheostatischen Filmstreifen unterlegt, mit einem Film, der bei stark vermindertem Lichteinfall gedreht worden ist. Die Belichtung ist so knapp, daß die Helligkeitswerte vom Bewußtsein gar nicht mehr registriert werden. Projiziert man den rheostatischen Film auf einen Fernsehschirm, so ist nichts zu sehen. Das Unterbewußtsein allerdings empfängt die Botschaft. Die beiden Filme werden nun auf einen dritten Film umkopiert, so daß sie bei der Ausstrahlung gemeinsam auf den Fernsehzuschauer einwirken. Der Mensch sitzt in seinem Sessel und betrachtet einen Werbespot. Währenddessen betrachtet sein Unterbewußtsein die Unterschwellige Botschaft. Je nach Resistenz werden die erhaltenen Weisungen dann ausgeführt, das heißt, sie werden in einen Kaufentschluß umgesetzt. Und auch das gilt innerhalb der Experten für Unterschwellige Werbung noch als Holzhammermethode. Die entwickelten Techniken lassen viel raffiniertere Zugriffe auf den menschlichen Geist zu, als ich sie gerade beschrieben habe.« Mit unruhigen Schritten durchmaß Dawson sein riesiges Büro. Was Salsbury sagte, klang aufregend. Er hat angebissen, dachte Salsbury. Er hat die Tragweite der Erfindung erkannt. »Ich kann mir in etwa vorstellen, wie man eine rheostatische Botschaft in einem Fernsehspot verstecken kann«, sagte Dawson. »Die Bilder wechseln, es gibt Licht und Schatten. Aber wie steht es mit Anzeigen, die in der Zeitung erscheinen? Der Betrachter sieht ein statisches Bild. Wie könnte man eine Unterschwellige Botschaft in einem Schwarzweißfoto verbergen?« Salsbury deutete auf die beiden Fotos, die er zu Beginn des Gespräches aus seiner Aktentasche gezogen hatte. »Du hältst die Antwort in der Hand, Leonard. Zwei Abzüge vom gleichen Negativ. Ich habe mich mit einem Gesicht abbilden lassen, das keine Gemütsregung verrät. Das Foto A wurde dann mit der rheostatischen Botschaft Ärger unterlegt. Die rheostatische Botschaft auf Foto B lautet Freude.« Dawson betrachtete die beiden Abzüge aus der Nähe. »Ich kann keinen Unterschied feststellen.«
    »Natürlich nicht.«
    »Wenn ich beim Betrachten der Fotos keinen Unterschied feststelle, was ist dann der Sinn des Experiments?«
    »Das wirst du gleich verstehen. Diese beiden Fotos sind hundert Studenten der Columbia-Universität vorgelegt worden. Man hat die Studenten gebeten, den Gesichtsausdruck der abgebildeten Person zu bezeichnen. Bei Foto A gab es 82 Nennungen für Ärger und 8 Nennungen für Unbehagen. 10 Studenten
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