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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht
Autoren: Dean R. Koontz
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er hatte sich nicht getäuscht. Schon in Harvard war klargeworden, daß es zwei hehre Leitsterne gab, nach denen Dawson sein Handeln ausrichtete: Geld und Gott. Dawson war seinen Grundsätzen treu geblieben. Salsbury hatte den Brief am Dienstag eingeworfen. Am Tag darauf rief ihn Dawsons Sekretärin an, um einen Termin auszumachen. »Normalerweise unterschreibe ich nicht, wenn ich eingeschriebene Briefe bekomme«, sagte Dawson. »Ich habe den Brief auch nur gelesen, weil ich deine Unterschrift entdeckte. Ich hatte dann eigentlich vor, das Schreiben in den Papierkorb zu werfen.« Salsbury wand sich auf seinem Stuhl. »Wenn der Brief nicht von dir wäre, Ogden, ich hätte ihn wirklich weggeworfen. Aber irgendwie kann ich mich erinnern, du warst nie ein Angeber. Trotzdem, hast du hier nicht etwas überzogen?«
    »Nein.«
    »Du hast ein Verfahren entdeckt, mit dem sich Millionen verdienen lassen?«
    »Mehr als das«, sagte Ogden. Seine Lippen waren plötzlich so trocken, daß sie zusammenklebten.
    Dawson zog eine Mappe aus der Schublade. »Creative Development Associates. Ich habe die Firma vor sieben Jahren gekauft. Warst du schon beim Team, als... Ich meine, habe ich dich mitgekauft?«
    »Jawohl, Sir.«
    »CDA entwickelt Computerprogramme für Universitäten und Regierungsstellen, die sich mit soziologischen und psychologischen Studien befassen.« Er hatte die Mappe zugeklappt. Er schien den Inhalt auswendig zu kennen. »CDA arbeitet außerdem für die Industrie. Die Firma unterhält sieben Laboratorien, wo die biologischen, chemischen und biochemischen Ursachen für soziologische und psychologische Phänomene untersucht werden.« Er runzelte die Stirn. »Und du, Ogden, leitest das Laboratorium in Connecticut. Dieses Laboratorium befaßt sich ausschließlich mit Geheimaufträgen des Verteidigungsministeriums.« Salsbury traf ein Blick aus klaren, kalten Augen. »Die Aufträge sind so geheim, daß mir niemand sagen wollte, was ihr eigentlich macht. Ich weiß nur ganz allgemein, daß es mit der Beeinflussung von Verhaltensmustern zu tun hat.« Salsbury fragte sich, ob Dawson wohl in der Lage sein würde, die Bedeutung der Erfindung zu erfassen. »Weißt du, was wir in der Forschung mit Unterschwelliger Wahrnehmung bezeichnen?«
    »Ja. Das hat etwas mit der Beeinflussung des Unterbewußtseins zu tun.«
    »Richtig. Aber es gibt in diesem Zusammenhang Dinge, die nicht allgemein bekannt sind.« Er beugte sich vor. »Auch dir nicht. Es klingt vielleicht etwas pedantisch, aber etwas Einführung muß sein.«
    »Tu dir keinen Zwang an.« Salsbury hatte zwei gleich große Fotos aus seinem Aktenkoffer gezogen. »Siehst du einen Unterschied zwischen Foto A und Foto B?« Daswon verglich die Bilder, Schwarzweißaufnahmen von Salsburys Gesicht. »Nein. Die Fotos sind identisch.«
    »Auf den ersten Blick, ja. Es sind Abzüge vom gleichen Negativ.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Das erkläre ich dir später. Sieh dir die Fotos bitte etwas länger an.« Dawson gefiel die Sache nicht, sie gefiel ihm ganz und gar nicht. Was Salsbury da aufführte, war ein Spiel, also Zeitverlust. In der Zeit, wo man spielte, konnte man Geld verdienen. »Der menschliche Geist hat zwei Bereiche, die Wissen und Erfahrung aufnehmen können«, sagte Salsbury. »Das Bewußtsein und das Unterbewußtsein.«
    »In meiner Religion wird ausdrücklich anerkannt, daß der Mensch ein Unterbewußtsein hat«, sagte Dawson selbstgefällig. »Nicht alle Religionen sind so aufgeklärt, daß sie das zugeben.« Salsbury ging nicht ein auf diesen Einwurf. Er verstand überhaupt nicht, warum Dawson das ins Gespräch brachte. »Bewußtsein und Unterbewußtsein«, fuhr er fort, »speichern unterschiedliche Daten. Das Bewußtsein nimmt wahr, was unmittelbar vor dem Menschen geschieht. Das Unterbewußtsein schaut in die Rinde, es späht in die Ecken. Die beiden Wahrnehmungsorgane arbeiten unabhängig voneinander, manchmal bekämpfen sie sich auch...«
    »Nur bei pathologischen Persönlichkeiten«, wandte Dawson ein. »Nein, nein, nein, die beiden bekämpfen sich in der Seele jedes Menschen, auch bei dir ist das so, und bei mir.« Dawson wollte etwas einwenden, aber Salsbury kam ihm zuvor. »Ich will dir ein Beispiel geben. Nehmen wir einmal an, ein Mann sitzt an einer Bar. Plötzlich nimmt eine wunderschöne Frau neben ihm Platz. Er wird versuchen, sie für sich zu gewinnen. Zugleich aber verspürt er Angst vor dieser Frau. Er hat Angst davor, zurückgewiesen zu werden,
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