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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht
Autoren: Dean R. Koontz
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verschont geblieben sind.« Paul dachte nach. »Wenn mir die beiden nachher in den Bergen krank werden, wie sind die Symptome? Erbrechen? Fieber?«
    »Nichts dergleichen. Nur Schüttelfrost. Die Kranken leiden an nächtlichem Schüttelfrost.« Paul sah ihn fragend an. »Ich versteh's ja auch nicht«, sagte Sam. Seine buschigen Brauen hatten sich zu einer einzigen weißen Linie zusammengezoge n. »Du mußt dir das so vorstellen. Du wachst mitten in der Nacht auf, und dir ist, als hättest du einen Alptraum gehabt. Du zitterst wie Espenlaub. Du kannst nur mit Mühe gehen. Der Puls rast. Der Schweiß rinnt dir in Strömen herunter. Der Anfall dauert eine Stunde. Danach ist alles, als sei nichts geschehen. Mit Ausnahme der Müdigkeit. Am Tag darauf bist du hundemüde.«
    »Hört sich nicht nach Grippe an«, sagte Paul. »Es hört sich nach gar nichts an, was mir als Apotheker untergekommen ist«, sagte Sam. »Und die Leute machen sich Sorgen, was dahintersteckt. Ein paar sind schon Dienstag nachts krank geworden, die anderen am Mittwoch. Sie wachen nachts auf, der Schüttelfrost ist da, am Tag darauf sind sie müde.« Er zuckte die Schultern. »Es gibt kaum noch jemanden, der gut schläft in Black River.«
    »Hat Doc Troutman keinen anderen Arzt hinzugezogen, um der Sache auf die Spur zu kommen?«
    »Der nächste Arzt wohnt hundert Kilometer entfernt«, sagte Sam. »Ich weiß, daß Troutman gestern mit der Gesundheitsbehörde telefoniert hat. Die wollen einen Experten schicken, aber erst Montag. Ich glaube, die waren nicht sehr beeindruckt, als er ihnen was von Schüttelfrösten und Schwäche am nächsten Tag erzählte.«
    »Der Schüttelfrost ist vielleicht nur die Spitze des Eisbergs.«
    »Mag sein. Aber du kennst ja die Behörden. Da sitzen Bürokraten, wie sie im Buche stehen.« Er sah zu Rya und Mark hinüber. »Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen wegen der beiden. Wir werden sie ganz einfach von den Kranken fernhalten.«
    »Ich hatte eigentlich vor, Jenny in Ultman's Cafe einzuladen.« Er räusperte sich. »Zu einem verschwiegenen Abendessen.«
    »Laß das lieber sein. Wenn du dich bei der Bedienung ansteckst oder bei einem Gast, erwischen die Kinder die Krankheit, und dann passiert genau, was du vermeiden willst. Am besten ist, ihr eßt bei mir. Du weißt ja, das beste Essen in Black River gibt's bei mir.« Paul zögerte. Sam mußte lachen. »Wir werden früh zu Abend essen, sagen wir um sechs, dann bleibt dir noch genügend Zeit für Jenny. Ihr könnt nachher noch etwas herumfahren, wenn ihr wollt. Oder aber ich nehme die Kinder und verkrümele mich, dann habt ihr die Wohnung für euch allein.« Paul lachte. »Was steht auf dem Speiseplan?«
    »Manicotti.«
    »Ich weiß nicht, wie ich auf Ultman's Cafe gekommen bin.«
    »Ich auch nicht. Ihr eßt bei mir.« Rya und Mark kamen angerannt, sie zeigten Sam, was sie sich als Geschenk wünschten. Mark hatte für zwei Dollar Comics zusammengesucht, Rya hielt zwei Taschenbücher in der Hand. Beide Kinder hielten eine Tüte mit Bonbons an sich gedrückt. Rya strahlte, und Paul schien es, als seien ihre Augen noch nie so blau gewesen. »Papi, das werden die schönsten Ferien unseres Lebens.«

2. Kapitel
    31 Monate vorher- Freitag, der 10. Januar 1975
    Ogden kam zehn Minuten vor drei. Zehn Minuten zu früh. Das war typisch für ihn.
    H. Leonard Dawson, Aufsichtsratsvorsitzender und Mehrheitsaktionär der Futurex International, ließ Salsbury bis Viertel nach drei warten. Das war typisch für ihn. Dawson ließ seine Partner spüren, wie wichtig er war. Die Sekretärin kam, um ihn in Dawsons Büro zu führen. Als er eintrat, umgab ihn die Stille einer Kathedrale. Draußen gab es die übliche Dauerberieselung mit leichter Musik. Hier drinnen war keinLaut zu vernehmen. Ein blauer Teppich, zwei Ölgemälde an den weißen Wänden, Dawsons Schreibtisch, sein Sessel, zwei Besuchersessel. Die blauen Samtvorhänge waren zur Seite gezogen worden. Durch die Fensterfront von 210 Quadratmetern ging der Blick auf Manhattan. Die Sekretärin verneigte sich wie ein Meßdiener, bevor sie den Raum verließ. »Wie geht's denn so, Ogden?« Dawson streckte ihm die Hand entgegen. »Ganz ordentlich, Leonard.« Dawsons Hand war hart. Salsburys Hand war schweißnaß. »Und wie geht's deiner Miriam?« Er hatte bemerkt, daß etwas nicht stimmte. »Doch nicht krank, hoffe ich.«
    »Ich habe mich von Miriam scheiden lassen«, sagte Salsbury. »Das tut mir leid.« War da so etwas wie Kritik in
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