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In der Glut der Leidenschaft

In der Glut der Leidenschaft

Titel: In der Glut der Leidenschaft
Autoren: Amy J. Fetzer
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aus.«
    Sie bedachte ihn mit einem herablassenden Blick. »Schlimmer als Eure Gesichtsfarbe, die an Erbsensuppe erinnert?«
    Sein Lächeln verstärkte sich, und Michaela wünschte sich, es würde nicht so heftig auf sie wirken.
    »Seid still«, verlangte sie, obwohl er ohnehin nichts sagte.
    Rein kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und sah zu, wie sie die Wunde abtastete. Er konzentrierte sich auf die Frau und nicht auf den Schmerz, während Leelan die Teakholz-Schatulle brachte und das Schloss öffnete. Der Steuermann hob den Deckel an, holte eine Pinzette heraus, legte sie in eine Schale und goss kochendes Wasser darüber.
    »Wascht Euch die Hände, bevor Ihr ihn wieder anfasst«, befahl er vorwurfsvoll. Offenbar hielt er sie für unvorsichtig. Rein warf Leelan über ihren Kopf hinweg einen missbilligenden Blick zu.
    Michaela gehorchte, deckte die Wunde ab, stand auf, rollte die Ärmel hoch und wusch sich die Hände, während Mr Baynes Fläschchen und Beutel öffnete und Pulver sowie Kräuter in eine Schale mit heißem Wasser schüttete. Das Gemisch ließ er seinen Captain trinken. Rein leerte die hölzerne Schale, ohne den Blick seiner hellen Augen von Michaela zu wenden. Er hält mich gefangen, dachte sie. Nur mit einem Blick raubt er mir den Atem!
    Rein erkannte die Unsicherheit in ihren schönen Augen. Aus Gründen, über die er jetzt nicht nachdenken konnte und wollte, wünschte er ihre Nähe, selbst wenn das bedeutete, dass sie in der Wunde nach der Kugel suchte. Das Mädchen konnte nicht wissen, dass dies harmlos war im Vergleich zu den Verletzungen, die er im Lauf der Jahre erlitten hatte. Und er dachte gar nicht daran, sie darüber aufzuklären. Sollte die Kleine ruhig ein wenig leiden.
    Sie kam zu ihm und hielt das Instrument mit einem sauberen Tuch.
    »Ich weiß nicht, was ich ...«
    Rein rutschte auf dem Kissen höher und war plötzlich hellwach. Sie runzelte die Stirn und warf einen Blick auf die leere Schale auf dem Schränkchen neben dem Bett. Besser keine Fragen stellen, dachte sie.
    »Ihr sucht die Kugel und entfernt sie.«
    Michaela stützte eine Hand in die Hüfte. »Was für eine großartige Idee«, spottete sie und klimperte mit den Wimpern. »Wieso habe ich nicht gleich daran gedacht?«
    Er lächelte.
    Sie achtete nicht darauf, sondern setzte sich auf den Hocker und zog das Tuch zur Seite. Das blaue Pulver war verschwunden, vermutlich von der Haut aufgenommen. Die Blutung hatte aufgehört. Es war ein sauberes Loch, doch Michaela fürchtete, dass sie es erweitern musste, um an das Geschoss heranzukommen. Das hatte sie schon mehrmals für ihren Vater gemacht, doch jene Wunden hatte sie ihm nicht selbst beigebracht. Und ihr Vater war jedes Mal stark betäubt gewesen und hatte sie nicht so angestarrt.
    »Das Herausholen der Kugel wird weh tun.«
    »Nicht mehr als beim Eindringen«, wehrte er ab.
    »Wärt Ihr nicht lieber bewusstlos?«, fragte sie, während sie die Umgebung der Öffnung säuberte.
    Er betrachtete sie. »Und wie wolltet Ihr das herbeiführen?«
    »Ein Schlag mit meiner Pistole wäre doch eine ausgezeichnete Idee.«
    Er lachte leise und sinnlich. Dieses Lachen verursachte ihr ein leichtes Flattern im Magen.
    »Jetzt tut es weh«, warnte sie, bevor sie den Finger in die Wunde schob und nach der Kugel tastete. Er gab keinen Ton von sich. Sobald sie das Geschoss fand, griff sie nach der Pinzette. Rein beobachtete sie, ohne sich zu rühren, und atmete langsam und gleichmäßig. Michaela bewunderte seine Stärke. Mr Baynes stand neben ihr und reichte ihr Tücher, um das frische Blut aufzusaugen.
    Sie bekam die Kugel zu fassen, verlor sie jedoch wieder. Noch zweimal versuchte sie es, und Rein blutete so heftig, dass er es nicht mehr lange überleben konnte. Der Himmel stehe mir bei, dachte sie, sonst bringe ich ihn doch noch um.
    Seufzend senkte sie den Kopf »Zwingt mich nicht, das zu tun.«
    Rein beugte sich zu ihr. »Ihr habt die Kugel in meinen Körper befördert, und Ihr befördert sie auch wieder heraus«, flüsterte er herausfordernd. Baynes runzelte die Stirn, als Rein ihre bebende Hand ergriff. In Gedanken sagte Rein uralte überlieferte Sprüche auf, um ihr die Angst zu nehmen.
    Wärme und Heiterkeit umhüllten Michaela plötzlich, als wäre sie in ein warmes, beruhigendes Bad eingetaucht. Die Verkrampfung der Gliedmaßen und Schultern löste sich, und sie betrachtete seine dunkle Hand, die ihre blassen Finger berührte. Seine Finger waren lang und erinnerten an
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