Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Glut der Leidenschaft

In der Glut der Leidenschaft

Titel: In der Glut der Leidenschaft
Autoren: Amy J. Fetzer
Vom Netzwerk:
Landungssteg heran. Der Hengst betrat den schmalen hölzernen Steg. »Nein, nein! Rein!«, rief sie. »Haltet das Pferd zurück!« Als er es nicht tat, zog sie an den Zügeln, doch das Pferd ging einfach weiter.
    Michaela warf einen Blick in das schwarze Wasser hinunter und sah schon voraus, wie sie beide im Hafenbecken landeten und vom Hengst zerquetscht wurden.
    Sie wagte nicht, noch einmal zu rufen, weil sie das Pferd nicht erschrecken wollte.
    »Aye, aye«, erklang plötzlich eine Stimme, und ein Mann erschien auf dem Achterdeck. »Judas!« Er rief noch mehrere Namen, und Männer tauchten in den Wanten und an Deck auf und drängten sich an den Landungssteg heran.
    Der mächtige schwarze Hengst kümmerte sich nicht um die Menschen, sondern ging behutsam weiter über die Planken, die sich unter dem Gewicht bogen.
    »Was macht Ihr mit dem Pferd des Captains?«, fragte der Mann von der Reling aus.
    Ausgerechnet der Captain! Was für ein Pech, dachte Michaela bitter. Er konnte kein einfacher Matrose oder Maat sein. Nein, ihr Opfer war der Herr dieses Schiffes. »Er wurde angeschossen.«
    Die Männer fluchten. Als das Pferd das Deck erreichte, musste Michaela um ihr Gleichgewicht kämpfen, weil der Hengst wieder niederkniete. Wie ein gehorsames Hündchen, dachte sie, glitt vom Tier und sah zu, wie Rein von einem Matrosen aufgefangen wurde.
    »Lieber Himmel, Captain, was habt Ihr denn diesmal angerichtet?« Zu zweit führten sie Rein zu den Aufbauten. Michaela wollte sich zurückziehen, aber ein riesiger dunkelhäutiger Mann mit massigen Armen und einem Turban auf dem Kopf hielt sie an der Hand fest.
    Sie wehrte sich vergeblich. »Ich muss weg!« Es würde Stunden dauern, um zu Fuß nach Hause zu kommen.
    Der Mann schüttelte den Kopf und führte sie zu der offenen Tür. Michaela stemmte sich voller Panik gegen ihn.
    Sie konnte nicht da hineingehen! Nicht zu all diesen Männern!
    Der Dunkelhäutige schob sie einfach weiter. Sie taumelte in die Kapitänskajüte und sah den Wächter zornig an, als er sie endlich losließ.
    »Versucht das nicht noch einmal, Sir! Ich bin bewaffnet«, log sie und hüllte sich fester in den Umhang.
    Er musterte sie grinsend, und sie ließ den Blick über seine Pumphose und die Schuhe mit den gebogenen Spitzen zu seiner nackten Brust wandern. Nur eine ärmellose Lederweste schützte ihn vor Kälte. Der Mann verschränkte die Arme. Goldketten spannten sich um die Oberarme, und an den Fingern funkelte ein Vermögen in Edelsteinen. Was für ein interessanter Mann, dachte sie. Im selben Moment gellte ein Schmerzensschrei.
    Michaela stolperte über die Teppichkante, drängte sich zwischen den Männern durch und blieb neben dem Bett stehen. Sie sah nichts von der reichhaltigen Ausstattung, sondern hatte nur Augen für den Mann, den sie angeschossen hatte. Ohne den dunklen Dreispitz und den Umhang wirkte er verletzlich, wie er da auf der Decke lag. Das Hemd hatten sie an der Schulter aufgerissen. Michaelas Schürze war rot von Blut. Einer der Männer zog ihm die Stiefel aus und ließ sie zu Boden fallen, während ein anderer nach heißem Wasser, Seife, Verbandszeug und einem ganz bestimmten Behälter verlangte.
    Rein stöhnte und flüsterte dem Mann etwas zu.
    »Aye, sie ist hier.« Der Mann warf Michaela einen Blick zu. »Ich bin Leelan Baynes, Steuermann und Erster Maat.«
    Michaela nickte dem massig gebauten Mann zu und sah auf Rein hinunter. »Er hat viel Blut verloren.«
    »Und er wird noch mehr verlieren, wenn wir die verdammte Kugel nicht herausholen.«
    Rein murmelte wieder etwas, und Baynes beugte sich über ihn, zog plötzlich die Augenbrauen hoch und wandte sich an Michaela. »Er sagt, dass Ihr sie entfernen sollt.«
    Rein sah sie an und lächelte schwach. Dieser schreckliche Mann! Er lächelte, weil er genau wusste, wie bemitleidenswert er aussah! Und sie wusste, dass er nur einen Befehl zu flüstern brauchte, damit seine Leute sie in Ketten legten. Am besten brachte sie es so schnell wie möglich hinter sich, damit sie endlich gehen konnte. Entschieden schob sie das Haar über die Schulter zurück, trat näher, setzte sich auf den Hocker, den Baynes ihr brachte, und warf den Umhang ab. Ihre Pistole legte sie zu ihren Füßen, bevor sie Reins Hemd noch weiter aufriss.
    »Der Preis für Euer Verbrechen, Mörderin«, sagte er so leise, dass nur sie es hörte.
    Sie stieß geringschätzig den Atem aus. »Meint Ihr vielleicht, ich werde in Ohnmacht fallen?«
    »Ihr seht ein klein wenig blass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher