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In der Gewalt der Banditen

In der Gewalt der Banditen

Titel: In der Gewalt der Banditen
Autoren: Cassandra Norton
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sie!
    Diese Art zu gehen hätte ich überall erkannt. Die wiegenden Hüften, das lange Haar … Die Marketenderin!
    Meine Finger bohrten sich in die Borke des Baumes, an den ich gelehnt stand.
    Ich spürte, wie mir der Schweiß ausbrach.
    Konnte es einen solchen Zufall geben? Dass ich durch die ganze Grafschaft g e ritten war, um hier auf sie zu stoßen?
    Für einen Moment schloss ich die Augen und versuchte, meine Fassung zu wa h ren, wo mich mein Instinkt zwingen wollte, davonzulaufen.
    Unwillkürlich berührte ich mit meinen Fingerspitzen die Narbe in meinem G e sicht. Erinnerte mich daran, dass John wahrscheinlich irgendwo lag und ni e mand da war, der ihm helfen konnte.
    Ich beobachtete, wie sie sich ein wenig beugte und etwas sagte, dann lachte sie und verließ die Leute um das Feuer herum. Die Marketenderin lenkte ihre Schritte in das Unterholz.
    Warum ich es tat, weiß ich nicht, aber ich machte einen großen Bogen um die Gruppe, bewegte mich so leise als möglich durch das Gehölz, bis ich hinter den Büschen ihren Umriss sah.
    Sie sammelte trockene Äste und Zweige und barg sie in ihrem angehobenen Rock.
    Gerade da ich noch überlegte, was ich als nächstes tun sollte, vernahm ich ein lautes Knacken.
    Die Marketenderin hatte es ebenfalls gehört und richtete sich auf. Argwöhnisch blickte sie sich um.
    Das Geräusch wiederholte sich.
    „Wer ist da?“, rief sie.
    Für einen Moment musste ich mir selbst darüber klar werden, dass nicht ich das Geräusch verursacht hatte. Jemand anderes war in unserer Nähe und er b e wegte sich offensichtlich auf Teresa zu.
    „Ich!“
    John löste sich aus der Düsternis der Brombeerbüsche. Mein Herz blieb stehen.
    Es war ein Moment vollkommener Überraschung, der von einem Lächeln in i h rem Gesicht abgelöst wurde.
    „John!“, rief sie begeistert. „Du lebst!“
    Schwer auf einen langen Ast gestützt, humpelte er zu ihr hin.
    „Was ist mit deinem Bein?“, sagte sie mit verunsichertem Gesichtsausdruck.
    „Unwichtig. Ich übernehme das Ruder wieder.“
    Verwundert beobachtete ich, dass er keine Anstalten machte, sie in den Arm zu nehmen oder gar zu küssen. Und auch sie machte eher den Eindruck, unang e nehm berührt zu sein von seinem plötzlichen Auftauchen .
    Doch das mochte auch daher kommen, dass sie nicht wusste, was er vorhatte und was geschehen würde.
    Ich folgte den beiden unbemerkt , als sie gemeinsam zum Lagerfeuer zurüc k gingen.
    Beim Anblick ihres zurückgekehrten Anführers schienen die Räuber zu ersta r ren. Denn, dass es sich um die Reste der Bande handelte, war mir inzwischen klar geworden.
    Und – gerade so als sähe ich ihn mit den Augen seiner Leute – erkannte ich, wie er ihnen vorkommen musste: ein körperlich gebrochener Mann, der sich kaum ohne Hilfe auf den Beinen halten konnte.
    Und so hielt sich ihre Begeisterung in engen Grenzen.
    Mich aber überfiel der Drang, ihn zu beschützen, mit mir zu nehmen … Wegz u bringen von diesen Leuten, deren augenblickliche Verunsicherung im Handu m drehen in Zorn und Ablehnung umschlagen mochte.
    Es war, als käme ein verletztes Tier zu seiner Herde zurück.
    „ Ich habe jetzt das Sagen!“
    Ein Mann erhob sich von seinem Platz neben den Flammen.
    „Sie hören jetzt auf mein Kommando.“
    Er war von mittlerer Statur, etwas kleiner als John, aber sein Körper war von schweren Muskeln geprägt.
    „Tun sie das ? …“, hörte ich John leise sagen, als richte er diese Frage mehr an sich selbst.
    „Gestern haben wir fette Beute gemacht …“, warf einer ein, der aber sofort nach seiner unbedachten Äußerung wieder in die Flammen starrte.
    Und wenn seine Worte zunächst auch folgenlos verklungen zu sein schienen, so lösten sie doch etwas aus, mit dem ich so nicht gerechnet hatte.
    „Du hörst es … Sie wollen dich nicht mehr! Verschwinde, solange du noch kannst!“, sagte der neue Anführer.
    Einige nickten, andere zogen es vor, keinerlei Reaktion zu zeigen, so lange i h nen nicht klar war, mit was man bei John noch zu rechnen hatte.
    „Sieht so ein Mann aus, der verschwinden will?“ John trat ein paar Schritte auf seinen Nachfolger zu.
    Nur ein paar Schritte, doch sie waren eine offene Provokation und wurden auch so verstanden.
    „John … Du warst ein guter Hauptmann … Aber deine Zeit ist um. Mach keinen Ärger … Du weißt, wie die Dinge laufen.“
    Es war die beschwichtigende Stimme eines der älteren Räuber.
    „Und du?“ John wandte sich zu der Marketenderin um. „Sagst du auch,
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