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In der Falle - 7 neue Kurz-Krimis

In der Falle - 7 neue Kurz-Krimis

Titel: In der Falle - 7 neue Kurz-Krimis
Autoren: Neal Chadwick
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das Make-up auf. Er hatte nicht viel Erfahrung in diesen Dingen und daher dauerte es entsprechend lange. Er setzte sich noch eine schwarze Perücke und eine dunkle Sonnenbrille auf. Ein letztes Mal überprüfte Dirk den Sitz des Kostüms. Dann war er fertig. Vor einer Woche noch war die Welt für ihn in Ordnung gewesen. Sein Vater hatte vorgehabt, sich am Ende des Jahres endgültig zur Ruhe zu setzen und seine Firma völlig
    in die Hände seines Sohnes zu legen. Dirk arbeitete seit Jahren in der Geschäftsleitung mit. Aber dann war etwas geschehen, womit niemand gerechnet hatte. Dirks lange verschollener Bruder Wilfried war plötzlich aufgetaucht.
    Auf Wilfried hatten ursprünglich alle Hoffnungen des alten Reinold gelegen, was die Zukunft der Firma anging. Lange Zeit hatte es außer Frage gestanden, daß Wilfried eines Tages die Firma übernehmen würde. Aber Wilfried war mit den hohen Erwartungen seines Vaters nicht fertiggeworden und folgte eines Tages einem Guru nach Indien. Jahrelang hörte man nichts von ihm und diese Jahre nutzte Dirk Reinold, um in die Schuhe seines Bruders hineinzuwachsen. Der alte Reinold hatte zwar anfangs seine Zweifel gehabt, aber Dirk machte sich besser als man es von ihm erwartet hatte. Und das musste schließlich auch sein Vater anerkennen. Welche andere Wahl blieb Alex Reinold auch, wenn die Firma über seinen Tod hinaus in der Familie bleiben sollte? Und dann war das geschehen, womit niemand gerechnet hatte.
    Wilfried war zurückgekehrt und von seinem Vater mit offenen Armen empfangen worden. Und damit nicht genug! Der alte Reinold wollte nun plötzlich auch das zu Dirks Gunsten abgefasste Testament wieder ändern. Die Firma sollte nicht mehr an Dirk gehen, sondern gemeinsam von beiden Reinold-Söhnen geleitet werden! Das ist nun der Dank!, dachte Dirk bitter, als er die Handtasche nahm und aus der Wohnung eilte. Während ich mir für die Firma ein Bein ausgerissen habe, hat sich mein werter Bruder nur herumgetrieben! Und doch scheint Vater mir immer noch weniger zuzutrauen als ihm! Als er in den Frauenkleidern hinaus auf die Straße trat, schien es ihm, als würde ihn alle Welt anstarren. Aber das war nichts als Einbildung. Er öffnete kurz die Handtasche und sah nach der Schalldämpfer-Pistole, die sich dort befand. Alles in Ordnung! Dann sah er auf die schlanke Damenuhr, die er am Handgelenk trug. Gleich war Feierabend in der Firma. Aber Alex Reinold blieb immer um einiges länger, als die meisten seiner Angestellten.
    Dirk stieg in die Straßenbahn. Er würde gerade noch rechtzeitig kommen.
    Sein Plan war perfekt.
     
    *
     
    An der Pforte war viel Betrieb. Die Angestellten strömten aus der Firma. Der Pförtner flirtete gerade mit zwei hübschen Sekretärinnen, und so war es für Dirk in dem ganzen Trubel kein Problem, an ihm vorbeizugelangen. Auf den Korridoren begegnete er der Putzkolonne. Schließlich erreichte er das Büro des großen Alex Reinold. Die Vorzimmerdame war schon gegangen. Und
    dann stand er auf einmal seinem Vater gegenüber. Dieser blickte auf und runzelte die Stirn. "Was wollen denn Sie...?" Alex Reinolds Augen wurden zu schmalen Schlitzen und funkelten giftig. "Wer um Himmels Willen hat denn Sie hereingelassen?" Dirk nahm die dunkle Brille vom Gesicht. "Dirk! Junge, was soll diese Verkleidung?"
    "Ich werde es nicht zulassen, dass du mir die Firma wieder wegnimmst!" erklärte Dirk kühl.
    "Dirk! Wir haben lange über diese Sache gesprochen! Ich will doch nur, dass du sie mit deinem Bruder teilst!"
    "Ich denke nicht daran!"
    Und damit zog Dirk die Pistole aus der Handtasche und feuerte. Der Schalldämpfer machte aus dem Schussgeräusch nur ein leises 'Plop!'
     
    *
     
    Als Dirk das Firmengelände verließ, war von den Angestellten niemand mehr zu sehen. Nur der Pförtner war noch da und wartete darauf, vom Nachtwächter abgelöst zu werden. Dirk ging so an ihm vorbei, dass er ihn sehen musste. Der Pförtner blickte auf und runzelte die Stirn. Er schien nicht so recht zu wissen, was er von dieser Frau zu halten hatte. Aber bei fünfhundert Angestellten war es auch ein wenig viel verlangt, alle namentlich zu kennen...
    Jedenfalls hat er mich gesehen und wird sich später an mich erinnern!, dachte Dirk Reinold. Für seinen Plan war das von entscheidender Bedeutung. Wenn erst die Leiche gefunden war, würden mindestens der Pförtner und die Putzfrauen und wer ihn sonst noch bemerkt haben mochte, der Polizei zu Protokoll geben, eine schwarzhaarige Frau mit
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