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In den W?ldern tiefer Nacht

In den W?ldern tiefer Nacht

Titel: In den W?ldern tiefer Nacht
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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»Beeindruckend«, sage ich verächtlich und schlage mit meiner vollen Kraft zu.
      Die verspiegelten Wände zersplittern wie Spinnweben, kein Zentimeter bleibt heil. Haarfeine Risse laufen über jede der Flächen, aber nicht ein einziges Stück fällt heraus. Aubrey tritt einen Schritt zurück.
      »Feigling«, sage ich. »Du weichst mir aus?« Ich mache einen Schritt nach vorne, mir immer des Messers in seiner Hand bewußt, und er geht wieder rückwärts, wobei er beinahe gegen einen der Menschen stößt, der rasch ausweicht.
      Aubrey wirft einen Blick über die Schulter und bemerkt zum ersten Mal die Menge hinter sich. Sie besteht vor allem aus Menschen, aber es sind auch ein paar von uns dabei. Ich sehe Jager, der sich gegen die Wand lehnt, und Fala, Jagers Schützling, die im Schneidersitz auf dem Tisch sitzt.
      »Machst du nur große Worte, Aubrey? Hast du zu viel Angst, um zu kämpfen?« Ich husche nach links, als er hinter mich zu treten versucht, so daß am Ende ich hinter ihm stehe. Wieder muß er sich umdrehen, um mich im Auge zu behalten.
      »Wovor sollte ich Angst haben?« fragt er in spöttischem Tonfall. »Es würde mich nicht verletzen, dich zu zerstören.«
      »Das glaube ich zwar sofort, aber wir werden nie eine Chance bekommen, diese Theorie wirklich zu testen.«
      »Sie noch einmal zu testen, meinst du«, sagt er. »Wir haben sie bereits getestet.« Ich ignoriere seine Worte und werfe ihm meine Kraft entgegen, die sich in ihm festkrallt. Die Menschen sehen nichts, und die Vampire sehen nur eine schimmernde Fläche zwischen uns, aber Aubrey fühlt es, und ich fühle es auch.
      Er stolpert wieder, während er seine Schutzschilde hochfährt und meine Kraft auf mich zurückschleudert. Ich halte mit meinem Geist dagegen, obwohl ich auf einen Tisch stürze und hören kann, wie die Kräfte beim Aufeinanderprallen knistern.
      Menschen können nur mit ihrem Körper kämpfen. Bei uns kämpfen die Gegner mit ihrem Körper, aber auch mit ihrem Geist. Ich kann deutlich spüren, wie Aubreys Kraft gegen meine Schutzschilde schlägt, weil er versucht, in meinen Geist einzudringen und sich dort festzubeißen. Ich stoße ihn wieder heraus und versuche, in seinen zu gelangen, während ich ihn die ganze Zeit umkreise, ihm näher komme, dem Messer ausweiche, zurückweiche.
      Ich habe wieder kurz Nebelschleier vor den Augen, und meine Adern brennen, als Aubrey erneut zuschlägt. Ich stolpere, und er sticht mit seinem Messer nach mir. Ich weiche ihm knapp aus, falle und kann mich gerade noch auffangen, bevor ich den Boden erreiche. Aubrey ist in Sekundenbruchteilen dort, aber ich nicht.
      Seine Kraft, die sich an meine Aura geheftet hat, verhindert, daß ich mich über meinen Geist bewegen kann. Aber ich stoße ihn lange genug zurück, um mich in einen Falken zu verwandeln und wegzufliegen. Es ist fast unmöglich, die Form des Falken beizubehalten und gleichzeitig Aubrey zu bekämpfen, daher kehre ich gleich wieder in meine menschliche Gestalt zurück. Aubreys Geist ist stärker als meiner, aber ich erkenne zum ersten Mal, daß der Unterschied nicht besonders groß ist. Wenn er wirklich so stark wäre, wie ich immer geglaubt hatte, hätte er nicht zugelassen, daß ich mich überhaupt verwandle.
      Ich kam zwar in der Erwartung einer Niederlage hierher, aber ich wollte auf keinen Fall vor ihm flüchten. Jetzt begreife ich zum ersten Mal, daß ich tatsächlich gewinnen könnte.
      Aubreys Kraft schwankt einen Moment, als meine Angst abnimmt, und ich schlage mit aller Macht zu. Aubrey fällt ein paar Schritte zurück, ich folge ihm und schlage noch einmal zu. Er verschwindet für einen Augenblick, dann ist er plötzlich wieder da und hält das Messer an meine Kehle.
      Ich weiß, daß ich die Schutzwälle, die meinen Geist vor ihm schützen, nicht aufrechterhalten kann, wenn ich den Rest meiner Kraft dazu benutze, um mich zu bewegen.
     
 
     

20
 
     
    Heute
     
     
 
      Ich erstarre und spüre ein ganz leichtes Brennen an der Stelle, wo die Klinge gegen die Haut meines Halses drückt. Wenn er mir mit dieser Klinge die Kehle durchschnitte, würde das meinen Tod bedeuten.
      »Ich habe dir vor langer Zeit gesagt, daß du nicht gegen mich gewinnen kannst, Risika.« Aubrey ist siegessicher und achtet daher nicht auf seine Schutzschilde. Ich spüre den Druck gegen meinen Geist nicht mehr so stark. Warum noch kämpfen, wenn der Kampf bereits gewonnen ist? »Ich töte meine eigene Art nicht, wenn
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