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In den W?ldern tiefer Nacht

In den W?ldern tiefer Nacht

Titel: In den W?ldern tiefer Nacht
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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stürzen, und das alles wegen Aubrey.
      Er ist körperlich, geistig und emotional wesentlich stärker als Ather. Wie schon gesagt, Ather hat einen großen Fehler: Sie verwandelt Leute, die stark sind – stärker als sie. Sie tut das, um sich die Vampire vom Hals zu halten, die sie allein vielleicht angreifen würden. So müssen sie fürchten, daß ihre Schützlinge Ather rächen würden.
      Ich werde vielleicht nie Athers Entscheidung verstehen, daß Rachel ein Mensch war, der ihrer Aufmerksamkeit bedurfte, dennoch hasse ich meine Blutmutter nicht. Sie hat mich aus meinem menschlichen Leben gerissen, aber sie zwang mich auch, die dunkle Seite der Menschheit zu sehen. Ohne sie wäre ich nichts weiter als jemand gewesen, der lebt, betet und als Beute stirbt.
      Obwohl ich keinen Finger rühren würde, um meine Blutmutter zu verteidigen, gebe ich mir auch keine besondere Mühe, sie zu verletzen.
      Aubrey allerdings... Vor gut dreihundert Jahren lernte ich, daß Aubrey stärker war als ich, und aus unserem Kampf ging ich als Verliererin hervor. Ich fürchte, daß das wieder geschieht, wenn wir kämpfen. Er stachelt mich jedesmal an, wenn wir uns begegnen, weil er sehr wohl weiß, daß ich ihn fürchte. Ich hasse ihn wegen dieser Angst um so mehr, und das weiß er auch.
      Er wartet immer noch auf meine Antwort.
      »Da du Tora getötet hast, ist dein Beileid nicht sehr viel wert«, sage ich zu ihm. Er hebt fragend die Augenbrauen.
      »Tu doch nicht so. Ich konnte deine Aura dort spürten, und ich rieche sogar jetzt noch ihr Blut an dir.«
      Aubrey lacht nur.
      »Verschwinde jetzt aus meinem Haus, Aubrey«, knurre ich. Ich will nicht mit ihm kämpfen. Ich will nur, daß er geht.
      »Du bist offenbar nicht in der geeigneten Stimmung für Gesellschaft«, meint er.
      »Ich komme besser später noch einmal vorbei, Risika.«
      Deutlich höre ich die Drohung, die darin mitschwingt, habe aber keine Chance, etwas zu antworten, bevor er verschwindet. Er hat erreicht, was er erreichen wollte, und daher keinen Grund, länger zu bleiben.
      Ich denke an meinen Traum von letzter Nacht, und meine Gedanken kehren dorthin zurück, meine Wut auf Aubrey zwingt mich dazu, auch an den Rest zu denken.
      Er tötete Katherine nicht. Er tötete nur das, was vielleicht der Rest meiner Seele war.
     
 
     

17
 
     
    1704
     
     
 
      Ich weigerte mich, ihm dabei zuzusehen, wie er sie umbrachte.
      Ohne auf die Konsequenzen zu achten, sprang ich Aubrey an und riß ihn von Katherine los. Sie stolperte und fiel, immer noch hypnotisiert, auf den Boden. Aubrey wirbelte herum, packte mich am Arm und schleuderte mich ebenfalls zu Boden. Ich stand nicht sofort wieder auf. Ich wollte nicht wieder mit ihm kämpfen, weil ich wußte, daß er mich töten würde, wenn ich verlöre.
      »Du wirst es nie lernen, oder?« fauchte er. »Steh auf, Risika.«
      Ich rappelte mich auf, während ich ihn wachsam beobachtete, aber er zog Katherine lediglich auf die Füße.
      Als sie gefallen war, hatte sich ihre Hand in einem Brombeerbusch verfangen, und ich mußte mich von ihr abwenden, weil meine sowieso schon nachlassende Selbstkontrolle durch den Geruch ihres Blutes weiter geschwächt wurde.
      Wieder bog Aubrey ihren Kopf zurück, und diesmal fing sich mein Blick auf ihrer Kehle, wie gefesselt von dem Blut, das dicht unter der Oberfläche pulsierte. Ich zögerte einen Moment, während Aubrey sich vorbeugte. Er zögerte nicht, und seine Fänge bohrten sich in ihre Kehle.
      »Laß sie gehen, Aubrey«, brachte ich irgendwie heraus, während ich meinen Blutdurst bekämpfte, der mich zum Trinken zwingen wollte.
      Er sah auf, und einen Moment lang trafen seine schwarzen Augen meinen Blick, er leckte sich das Blut von den Lippen, und ein gemeines Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Willst du das wirklich?«
      »Ja«,fauchte ich.
      »Hier.«
      Er stieß die Frau in meine Arme und verschwand.
      Ich stolperte geschockt, doch als ich mich wieder erholte, hielt ich die bewußtlose Frau sanft in meinen Armen.
      Ihre blutende Hand lag auf meinem Arm, ich konnte ihren Puls gegen meine Haut schlagen hören. Ein dünnes Rinnsal lief ihre Kehle hinab, und bevor ich auch nur begriff, was ich tat, leckte ich das Blut ab.
      Ich spürte jeden ihrer Herzschläge, als wären es meine eigenen, und jeder Schlag war wie Feuer, das in meinen Venen brannte. Ich wandte den Kopf ab und versuchte, meine Selbstkontrolle wiederzuerlangen,
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