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In den W?ldern tiefer Nacht

In den W?ldern tiefer Nacht

Titel: In den W?ldern tiefer Nacht
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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Nachbarschaft gibt. Du kannst Menschen und Kinder terrorisieren, aber was würde passieren, wenn einmal jemand mit dir kämpfen würde, der etwas davon versteht?«
      »Verschwinde, Risika. Ich will nicht wieder gegen dich kämpfen. Das hatten wir doch schon.« Seine Stimme ist kalt und soll mir Angst einjagen, aber ich beachte die Drohung nicht.
      »Das hatten wir schon, ja? Wo ist denn heute dein tolles Messer, Aubrey? Du hast es mir angeboten, damit ich dich damit töten sollte, wenn ich es könnte. Ich finde, ich verdiene eine zweite Chance.«
      »Warum hast du das Gefühl, mich noch einmal herausfordern zu müssen, Risika? Du trägst immer noch die Narbe, die ich dir beim letzten Mal zugefügt habe. Bist du so wild auf eine neue?«
      »Ich trage diese Narbe als Zeichen dafür, daß ich sie eines Tages zurückzahlen werde. ›Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andren zu‹, Aubrey. Ich werde diese Narbe rächen ebenso wie jede andere, die du meinem Herzen zugefügt hast.«
      »Wirklich? Wie denn, Risika?« Er lehnt sich lässig über den Tisch. »Ich bin viel älter als du...«
      »Ist das denn von Bedeutung, Aubrey?« entgegne ich und fange an, um ihn herumzugehen. Er dreht sich erst nach mir um, als ich direkt hinter ihm stehe, aber er dreht sich um. Es gefällt ihm nicht, wenn er mich nicht sehen kann.
      »Vielleicht nicht, aber ich bin gemeiner, Risika, und tödlicher. Eine Viper, die sich im Gras versteckt. «
      Eine Viper – wie passend. Ob er wohl weiß, wie oft ich ihn mit genau dieser Kreatur verglichen habe?
      »Eine Gartenschlange, die sich im Gras versteckt. Ich bin nicht mehr schwach. Aber ich glaube, du bist es.« Ich lehne mich nach vorn und lege die Hände auf den   Tisch zwischen uns.
      Ich lüge natürlich. Ich weiß, daß er stärker ist als ich, aber ich werde es ihm gegenüber nicht zugeben.
      »Das wird sich noch zeigen, meinst du nicht?« Er dreht sich von mir weg, als interessierte es ihn nicht, wo ich bin.
      Noch ein tödliches Spiel. Wir umkreisen uns. ›Ich habe keine Angst, wenn du hinter mir stehst – ich fürchte dich nicht so sehr‹, sagen wir uns gegenseitig. Doch wir passen auf, weil wir beide Vipern sind, die bereit sind zu töten und nur auf ihre Chance warten.
      »Sollen wir es herausfinden?« schlage ich kühl vor. Ich gebe mir keine Mühe, meine Aura zu verbergen, und ich kann fühlen, wie sie sich ausbreitet und knisternd gegen seine schlägt. Ich suche in seiner Aura nach Anzeichen von Schwäche, genauso wie er in meiner.
      »Warum willst du unbedingt verlieren, Risika?«
      Da begreife ich, daß er tatsächlich Angst vor mir hat. Er spielt auf Zeit – versucht, mich dazu zu bringen, daß ich die Nerven verliere. Warum? Weil er doch Angst hat, daß er verlieren könnte? Einfach unmöglich, daß Aubrey tatsächlich glaubt, ich könnte gewinnen.
      Ich gehe um den Tisch herum, bis ich nahe genug bin, daß er sich mißtrauisch herumdreht.
      »Warum weichst du mir aus, Aubrey?« Meine mentale Kraft stößt nach vorne und schlägt ihn wie ein Peitschenhieb. Er schwankt ein wenig – ich bin stark, und ich bin rücksichtslos, und ich kann ihn wirklich nicht ausstehen.
      Er schlägt mit voller Kraft zurück. Ich spüre ein Brennen in meinen Adern. Für einen Moment habe ich Nebelschleier vor den Augen, der Moment, in dem Aubrey sein Messer zieht.
      »Du brauchst immer dein Messer, nicht wahr, Aubrey? Denn ohne würdest du verlieren.« Ich umkreise ihn, und er dreht sich, um mich im Auge zu behalten. Genau wie das Spiel der Beleidigungen kann ich auch dieses gewinnen: Folge mir, beobachte mich, aber lasse mich nicht hinter dich kommen, denn du weißt, daß ich dich hasse und dich töten werde, wenn ich auch nur die kleinste Chance dazu bekomme. Ich habe nur bei dem richtigen Kampf Angst, daß ich verlieren könnte.
      »Komm schon, Aubrey – wie in alten Zeiten. Du wirfst das Messer auf den Boden und forderst mich dann heraus, es zu nehmen, oder hast du jetzt zuviel Angst davor?«
      Ich peitsche meine Kraft um sein Handgelenk. Seine Muskeln verkrampfen, aber er hält das Messer fest. »›Obwohl ich durch das Tal des Todes wandere, fürchte ich nichts Böses.‹ Ich habe nichts zu befürchten, Aubrey – was ist mit dir?«
      Seine Kraft bricht mit all seiner Wut hervor, und ich höre Holz splittern. Einer der Tische ist in der Mitte gespalten, ein Mensch konnte gerade noch rechtzeitig zur Seite springen.
     
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