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In den W?ldern tiefer Nacht

In den W?ldern tiefer Nacht

Titel: In den W?ldern tiefer Nacht
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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verbergen, und keine Möglichkeit, mich mit seiner mentalen Kraft zu verletzen. Körperlich wäre er noch genauso stark, aber ich würde jeden seiner Pläne vorher in seinen Gedanken lesen.
      Ich zögere nur einen Augenblick, dann kehre ich in meine menschliche Gestalt zurück und beuge mich vor. Meine Zähne brechen durch seine Haut, und das Blut fließt. Vampirblut ist viel mächtiger als Menschenblut.
      Sein Blut schmeckt wie Weißwein, nur dicker und sehr viel gehaltvoller. Als ich ihn loslasse und das Blut von meinen Lippen lecke, ist mir schwindelig. Die Wunde an seinem Hals heilt sofort, aber ich weiß, daß die Wunde, die ich seinem Stolz zugefügt habe, so lange schmerzen wird, wie ich lebe.
      Ich hebe Aubreys Messer vom Boden auf und betrachte es einen Moment lang nachdenklich. Er ist völlig schutzlos, und wenn ich ihm jetzt ins Herz stechen würde, könnte er keinen Finger rühren, um sich zu verteidigen. Ich fahre mit dem Finger die Wunde auf meiner Schulter nach und ziehe dann blitzschnell das Messer an Aubreys Schlüsselbein entlang, um ihn in genau derselben Weise zu verwunden.
      »Vergiß diesen Tag nicht, Aubrey. Die Wunde, die du mir vor langer Zeit zugefügt hast, ist zu dir zurückgekehrt. Ich werde mich mit deinem Blut begnügen, obwohl es nicht annähernd die Leben von Alexander und Tora ersetzen kann. Und jetzt verschwinde.«
      Ich lasse seinen Geist los, und doch kann ich ihn immer noch vollständig spüren. Es ist ein gespenstisches Gefühl. Ich stehe gelassen auf und fühle, wie sein Blut in meinen Adern die Kraft ersetzt, die ich während des Kampfes verloren habe.
      Aubrey zieht sich mit Hilfe des Tisches auf die Knie. Seine Haut ist kalkweiß, und seine Augen sind fast leer, als er eine Hand zu der Schulterwunde führt. Niemand hat ihn je verwundet und die Tat überlebt.
      Er rappelt sich auf, und die Menschen machen ihm Platz, als er durch die Menge geht. Sie wissen, wer wir sind, und sie wissen, wie durstig ein solcher Blutverlust ihn gemacht hat und wie schwer es für ihn ist, sich zu beherrschen, bis er den Raum verlassen hat.
      Ich drehe ihm furchtlos den Rücken zu und richte meinen Blick auf Fala, die immer noch gleichmütig auf dem Tisch sitzt. Sie scheint sich nicht daran zu erinnern, daß sie beinahe meinen Tod verursacht hätte.
      Ich schlage mit meinem Geist nach ihr, und sie springt ungeschickt auf, als der hölzerne Tisch zu brennen beginnt. Fala verschwindet, sie will sich auf keinen Kampf einlassen.
 
 
 
     

21
 
     
    Heute
     
     
 
      Ich gehe zu Jager, und die Menschen stoßen in dem Versuch, mir nicht in die Quere zu kommen, aneinander. Ich lache, als sie eilig die Bar verlassen.
      »Auch hier, um die Show zu sehen?« frage ich ihn.
      »Ich habe dir gesagt, daß du stärker als Aubrey bist«, meint er. »Der Feigling. Ich hätte nicht gedacht, daß er dir all das anbietet, nur um weiterzuleben. Du bist jetzt wahrscheinlich eine der Stärksten von uns – vielleicht sogar ebenso stark wie ich. Es wäre interessant, das herauszufinden.«
      »Ein andermal, Jager«, antworte ich. Das Adrenalin und die Energie von dem Kampf wirbeln immer noch durch meinen Körper, und ein Teil von mir möchte gegen jemanden kämpfen, der stärker ist. Aber mein Verstand sagt mir eindeutig, daß ich viel zu aufgedreht bin, um vernünftig zu kämpfen.
      »Natürlich, Risika«, stimmt er mir zu. Jager kämpft nur der Herausforderung wegen, nicht um irgendeinen Preis, und wenn es nicht nötig ist, kämpft er nie mit jemandem, von dem er nicht annimmt, daß er eine echte Chance hat. Im Moment bin ich von Aubreys Blut betrunken, und ich würde verlieren. »Deine Augen sind immer noch golden von der Verwandlung in den Tiger«, bemerkt er.
      »Es gefällt mir so.« Ich lache und blicke in den zersprungenen Spiegel. Mein vorher noch verschwommenes Bild ist jetzt völlig verschwunden, aber ich kann mich in Gedanken sehen. Meine Haare sind immer noch gestreift wie bei einem Tiger, und meine Augen sind so golden wie mein seidenes T-Shirt – die Farbe, die sie hatten, als ich noch lebte, bevor sie sich wegen meines Vampirdaseins schwarz gefärbt haben. Ich fahre mit der Zunge über meine Zähne und leckte den letzten Rest von Aubreys Blut ab.
      Jager verschwindet, und ich bemerke, daß inzwischen fast alle Gäste gegangen sind. Als ich eine schwarze Strähne aus dem Gesicht schüttele, registriere ich zum ersten Mal eine vertraute Aura im Hintergrund des Raumes.
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