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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers
Autoren: Megan McFadden
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sich Thore vom Lager, irrte kreuz und quer durch den Wald, verharrte von Zeit zu Zeit und lauschte auf die eigenartigen Klänge, die jetzt immer mehr Ähnlichkeit mit einer menschlichen Stimme hatten. Es war eine Art Gesang, fremdartig und zugleich schön anzuhören, hell wie die Stimme eines Knaben oder einer Frau. Von Zeit zu Zeit schwollen die Klänge an, schienen wie eine zarte Feder über seine Haut zu streichen und versanken dann unversehens in den Geräuschen des nächtlichen Waldes. Wieso lasse ich mich zum Narren machen und laufe hinter diesem Singsang her, dachte er verärgert und schüttelte den Kopf über sich selbst. Mehrere Male war er kurz davor, wieder ins Lager zurückzukehren und sich schlafen zu legen, doch dann, wenn der lockende Gesang sich leise wieder erhob, und er glaubte, sogar einzelne Worte zu verstehen, packte ihn das Jagdfieber. Er würde nicht eher umkehren, bis er dieses Rätsel gelöst hatte.
    Bald mischte sich das Murmeln eines Gewässers in die singenden Töne – ganz in der Nähe musste eine Quelle oder ein Bachlauf sein. Er verließ sich nun ganz auf sein Gehör und bewegte sich in der Richtung, aus der er die Geräusche vernahm. Es war nicht gerade einfach, denn die Bäume standen dicht an dicht, uralte, knorrige Eichen schienen wie eine Schar greiser Kämpfer den Weg zu versperren, und er hatte Mühe, sich zwischen den Stämmen hindurchzuzwängen, ohne seine Kleider zu zerreißen. Ein Nachtvogel flatterte auf, und er musste sich ducken, denn das Tier schoss mit ausgestreckten Krallen dicht über seinen Kopf hinweg.
    Thore zischte dem Angreifer einen bösen Fluch hinterher, blieb jedoch gleich darauf wie erstarrt stehen. Da war der Gesang wieder, kein Zweifel, es war ein Weib, die Worte schienen weder fränkisch zu sein noch aus seiner eigenen Sprache zu kommen, doch die Sängerin musste ganz in der Nähe sein. Im bläulichen Mondlicht erkannte er zwischen den Stämmen das schwache Glitzern eines Gewässers. Langsam schlich er sich heran, schob sich so leise wie möglich durch das dichte Unterholz, wie magisch angezogen von dem erregenden Klang. Eine Quelle ergoss sich aus einem grauen Fels in ein kreisrundes Becken und floss von dort als schmales Rinnsal durch das bemooste Gestein. In der Mitte des Beckens stand eine Frau, bis an die Hüften von den glitzernden Wellen umspielt, das lange, schwarze Haar hing ihr weit über den Rücken hinab, ihre Haut schien im Mondlicht ungemein blass und zart.
    Der Wikinger starrte auf das unwirkliche Bild und spürte, wie sein Puls raste, als habe er Fieber. Wer war sie? Eine Quellgöttin? Weshalb stand sie dort im Wasser, die Arme nach vorn gestreckt, den Kopf ein wenig erhoben, als vollzöge sie eine geheimnisvolle Zeremonie? Er hatte sie bisher nur von hinten gesehen, doch als sie sich nun ein wenig zur Seite wandte und er die Form ihrer runden, festen Brüste erkannte, schien das Geheimnisvolle, das ihn bisher angelockt hatte, von ihr abzufallen. Stattdessen wurde seine männliche Lust geweckt. Thore hielt zwar nicht viel von den Weibern, doch hin und wieder verlangte sein starker Körper sein Recht. Eine Frau mit solch prallen Brüsten wie diese versprach eine kurze Weile Sinneslust, und nichts anderes brauchte er, um sein heißes Blut zu kühlen.
    Allerdings musste er aufpassen – Halvdan hatte nicht Unrecht, diese verlockende Sängerin konnte auch eine Hexe sein. Während sein Blick an dem schönen Bild hingen, rauschte ihm bereits das Blut in den Ohren, und er spürte, wie seine Männlichkeit sich versteifte. Verflucht, sie sang nicht wie andere Frauen, es war etwas in diesen Tönen, das ihm unheimlich vorkam. Sie hatte den Mund leicht geöffnet und die Lippen vorgewölbt, ihre Augen waren geschlossen, und die dichten Wimpern lagen wie schwarze Halbmonde auf ihrer blassen Haut.
    Wenn sie eine Hexe war, würde er zuerst mit ihr kämpfen müssen, bevor er sie nehmen konnte. Der Gedanke gefiel ihm außerordentlich, denn eine besiegte Hexe war – so hatte er gehört – eine großartige Liebhaberin, die eine Menge Dinge verstand, um einem Mann Genuss zu verschaffen.
    Die verführerische Frau ließ nun die Arme sinken, die schönen Töne verklangen, und sie tat einige Schritte zum Beckenrand hinüber. Thore sah, wie die weichen Rundungen ihres Pos sich nun aus dem Wasser erhoben, wie die kleinen Wellen ihre weißen Schenkel umspielten, und seine Gier nach diesem nackten Frauenkörper wurde unbändig. Mit einer wütenden Bewegung trat er
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