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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers
Autoren: Megan McFadden
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finden, Wikinger. Unser Heiligtum ist verborgen – du hast es nur entdecken können, weil du meinen Gesang gehört hast.“
    Er verfluchte seine blödsinnige Idee, mitten in der Nacht einem verführerischen Ton gefolgt zu sein. Das hatte er jetzt davon – warum hatte er nicht auf Halvdan gehört?
    „Sie werden mich leicht finden, denn ich habe eine kräftige Stimme, die weithin hörbar ist“, prahlte er.
    Die Hexe oben lachte ihn aus. Sie hatte ein helles, fröhliches Lachen, das wenig zu ihrer Bosheit passte. Aber er wusste ja bereits, dass sie sich recht gut verstellen konnte.
    „Da werden deine Männer ja Augen machen, wenn sie dich ganz ohne Kleider in einer Grube hockend finden. Mit deinem Ansehen unter den Kriegern ist es dann wohl vorbei!“
    Sie hatte nicht ganz Unrecht, es wäre ihm ziemlich peinlich, so von seinen Leuten aufgefunden zu werden.
    „Außerdem würden wir dich rasch zum Schweigen bringen, Wikinger“, fuhr sie boshaft fort. „Wir könnten einen Kessel heißes Wasser auf dich herabgießen oder betäubendes Räucherwerk in die Grube werfen.“
    Das klang nicht gerade verheißungsvoll, dennoch war ihm klar, dass die beiden keinesfalls die Absicht hatten, ihn zu töten. Sie schienen selbst nicht so recht zu wissen, was sie mit ihm tun sollten.
    „Weshalb lasst ihr mich nicht einfach gehen?“, schlug er vor. „Ich gebe euch mein Wort, dass ich keiner von euch beiden ein Leid antun werde.“
    Er hörte die beiden oben aufgeregt flüstern, offensichtlich waren sie unterschiedlicher Meinung darüber, ob man dem Wort eines Wikingers trauen konnte.
    „Du wirst bis zum Morgen hierbleiben“, entschied die Hexe. „Wenn das erste Tageslicht durch die Zweige scheint, werden wir dich freilassen.“
    Verstehe einer die Weiber. Es wäre viel klüger, ihn noch in der Dunkelheit freizugeben, wenn sie seinem Wort schon misstrauten. Dann hatten sie bessere Chancen, sich vor ihm zu verstecken.
    „Weshalb erst am Morgen?“
    Die schwarzhaarige Hexe beugte sich wieder über den Rand der Grube, und trotz des schwachen Mondscheins sah er ihre Augen spöttisch aufblitzen.
    „Weil wir deine männliche Schönheit gern bei Tageslicht bewundern wollen, Wikinger. Und das ausgiebig und von allen Seiten.“
    Zweistimmiges Gekicher erhob sich, und er spürte Erregung in sich aufblitzen bei der Vorstellung, der Spottdrossel den hübschen, runden Po zu versohlen. Trotzdem musste er jetzt fast grinsen, denn die Sache erschien eher lächerlich als gefährlich. Er hatte gar nicht viel dagegen, sich der schönen Zauberin von allen Seiten zu zeigen – wenn sie nur allein und in seiner Reichweite wäre.
    Er ging ein paar Schritte, hob die Arme und stellte fest, dass er mit den Händen gerade noch aus der Grube hinausreichte. Prompt erhielt er einen festen Schlag auf die Finger – vermutlich ein Eichenknüppel, den eine der beiden Hexen zielsicher einzusetzen wusste. Er zog die Hand zurück und bewegte missmutig den getroffenen Zeigefinger – dann fiel ihm ein, dass er auch seinen Dolch oben bei den Kleidern gelassen hatte, und er hätte sich gern selbst für seine Dummheit ein paar Ohrfeigen verpasst.
    „Also gut, morgen, sobald das erste Tageslicht durch die Zweige bricht“, rief er nach oben. „Aber ich brauche auch meine Kleider und meinen Dolch.“
    „Die Kleider bekommst du, der Dolch bleibt bei uns!“, war die Antwort.
    Er knirschte mit den Zähnen, doch vorerst war nicht viel zu machen. Wenn er sein Wort hielt, und das war für ihn eine Sache der Ehre, dann war der Dolch verloren. Aber weshalb sollte er eigentlich zwei Weibern gegenüber sein Wort halten? Weiber logen und brachen ihre Schwüre – das hatte er am eigenen Leibe erfahren.
    „Falls du uns betrügen willst, Wikinger“, hörte er plötzlich die Stimme der schwarzhaarigen Hexe. „dann wäre es schade um die vergeudete Zeit. Es warten wichtige Dinge auf dich am morgigen Tag.“
    Konnten diese Hexen etwa Gedanken lesen? „Wovon redest du?“
    Gespannt blickte er nach oben, sah jedoch nur noch den matten Schein des sinkenden Mondes und einige Sterne am schwarzen Himmel. Die Gesichter der beiden Frauen zeigten sich nicht.
    „Ein großer Kampf steht dir morgen bevor, Thore Eishammer. Schon um die Mittagszeit werden die Wiesen mit dem Blut deiner Männer getränkt werden. Wikinger werden gegen Wikinger kämpfen, und etliche deiner Männer werden ihr Leben verlieren.“
    Die Stimme der Hexe hatte sich verändert, aller Spott war daraus gewichen, sie
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