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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers
Autoren: Megan McFadden
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Stoffbeutel auf, den sie mit einer Schnur um die Taille gebunden hatte, und suchte vorsichtig die getrockneten Kräuter hervor, um sie aufzulegen. Endo war ein kräftiger, junger Bursche, wenn die Götter ihm beistanden, würde er überleben.
    „Nimm dies, koche es in Wasser, siebe es durch und gib ihm davon zu trinken“, wies sie Bertrada an. „Das Fieber wird davon vergehen.“
    Bertrada nahm die Weidenrinde und legte sie in einen Topf, schweigend sah sie dann zu, wie Rodena Endos Wunde versorgte. Es waren helle Blätter der Salbeipflanze und Beifuß, die die Druidin benutzte, die langen, schmalen Stängel und schwarzen Blättchen kannte Bertrada nicht. Doch ihr Vertrauen in die Kunst der Druidin war grenzenlos. Es waren nicht nur die Kräuter, die die Heilung brachten, es war der Zauber der Götter, den die Beschwörungen der Druidin herbeiriefen, uralte Worte in einer Sprache, die niemand mehr verstand. Kein Druide hatte diese Geheimnisse jemals an einen Unwissenden verraten, Rodena hatte sie von ihrer Mutter Kira gelernt, die sie wiederum von ihrem Vater übernommen hatte. Endo hatte die Augen wieder geschlossen, er machte keinen Versuch mehr, sich gegen die Druidin zu wehren. Rodena hatte die Wunde verbunden, und während sie leise vor sich hin murmelte, lagen ihre Hände auf seiner heißen Stirn. Langsam tat der Zauber seine Wirkung, der Kranke entspannte sich, und sein Atem ging ruhiger, nun würden alle Kräfte, die noch in ihm waren, sich im Kampf gegen die Krankheit vereinen.
    Bertrada hatte den Topf mit Wasser gefüllt und suchte Hölzer zusammen, um ein kleines Feuer zu entfachen, da waren draußen vor dem Haus Stimmen zu hören. Erschrocken sahen die beiden Frauen sich an.
    „Bleib hier, ich sehe nach“, sagte Bertrada und ging zur Tür.
    Die Druidin warf einen abschätzenden Blick zu der schmalen Fensteröffnung hinüber – dann fuhr sie fort, den Krankensegen zu sprechen.
    „Sei gegrüßt, Bertrada“, sagte draußen eine Männerstimme. „Wir sammeln Gaben für das Kloster. Ein wenig Korn oder ein paar Äpfel. Vielleicht auch Milch und Käse. Ihr werdet nicht wollen, dass die Mönche Hungers sterben, denn die verfluchten Wikinger haben unsere Vorräte weggeschleppt.“
    „Das ist schlimm“, sagte Bertrada. „Aber auch wir wurden überfallen und unser Haus angezündet. Mein Mann liegt im Fieber, und unsere Vorratskammer ist leer. Ich kann euch nichts geben.“
    Die Stimme des Mönchs wurde nun ungehalten. „Du weißt, meine Tochter, dass die Gaben, die du reinen Herzens gibst, dir einst im Himmel hundertfach angerechnet werden. Also verhärte dich nicht und denke nach, ob du unsere Bitte nicht erfüllen könntest.“
    Rodena strich dem Verwundeten noch einmal sanft über das schweißverklebte Haar, dann stand sie auf, um vorsichtig einen Blick aus der Tür zu werfen. Drei Mönche standen im Hof, in lange, dunkle Gewänder gekleidet – vermutlich waren es einige der Männer, die sie vorhin aus der Ferne gesehen hatte. Ihre Kleider schienen unversehrt – vermutlich hatten sie den Wikingern nicht viel Gegenwehr geleistet, sondern waren gleich davongelaufen, um ihr kostbares Leben zu retten.
    „So gern ich es auch wollte, wir haben selbst nichts und wissen nicht, wie wir über den Winter kommen sollen“, hörte sie Bertradas verzweifelte Stimme.
    „Hüte dich vor allem vor der Lüge, meine Tochter“, klang es jetzt schon bedrohlich aus dem Mund des Mönches. „Ihr Bauern habt doch immer irgendwo etwas versteckt, um es heimlich zu verzehren. Heraus damit! Das Kloster hat Anspruch darauf, versorgt zu werden!“
    „Ich schwöre bei allen Heiligen ...“, jammerte Bertrada.
    „Weg von der Tür! Wir sehen selbst nach!“
    Rodena war über die unverschämte Forderung der Klosterbrüder so empört, dass sie vergaß, an die eigene Sicherheit zu denken. Erst als die Männer in den kleinen Raum stolperten, begriff sie, dass es zu spät war, sich durch das Fenster zu zwängen, denn man hätte sie dabei leicht am Gewand festhalten können.
    „Die Druidin!“
    Die Männer prallten zurück, denn trotz ihres Hasses hatten sie eine gewisse Scheu vor der jungen Frau. Rodena war groß gewachsen, ihre Zügen waren ebenmäßig, und die hohe Wölbung der dunklen Augenbrauen zeugte von Hochmut. Sie war schön, und sie trug diese Schönheit auf eine wilde, ungebärdige Weise zur Schau, die den Klosterbrüdern Furcht einflößte. Dieses Druidenweib war eine Teufelin, das bewies allein schon das Band in ihrem
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