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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers
Autoren: Megan McFadden
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langen, nachtschwarzen Haar, denn in den hellen Stoff waren heidnische Zeichen eingestickt.
    „Deshalb also wolltest du dem Kloster nichts geben“, ergriff einer der Klosterbrüder das Wort. „Du bewahrst deine Vorräte auf, um die verfluchte Druidenhexe damit zu füttern!“
    Die Mienen der Männer waren noch feindseliger als gewöhnlich, und Rodena spürte, wie die Angst in ihr aufstieg. Die Mönche waren zwar Schwächlinge, einer von ihnen war schon alt, der andere hatte ein Fußleiden und hinkte, nur der dritte war jung und sehnig – doch zu dritt waren sie ihr weit überlegen.
    „Sie hat nichts von mir bekommen, ich schwöre es“, rief Bertrada angstvoll.
    „Was hat sie hier zu suchen?“, forschte der Alte.
    „Ich … ich habe sie gerufen, weil mein Mann krank ist ...“
    Jetzt erst fiel den Klosterbrüdern auf, dass dort ein Kranker am Boden lag, und sie tauschten aufgeregte Blicke miteinander.
    „Weißt du nicht, dass sie die Seele deines Mannes stehlen wird, wenn er stirbt?“, rief der Hinkende, blass vor Entsetzen. „Er wird zur Hölle fahren, wenn du ihn der Druidin überlässt.“
    Jetzt reichte es Rodena. Es war unvorsichtig, die Klosterbrüder zu reizen, aber ihr Zorn war zu gewaltig. „Ich kam, um Endo zu heilen“, fauchte sie die Männer an. „Er wird leben und nicht sterben!“
    „Wer den Druiden vertraut, der beschwört die Strafe des Himmels über uns alle“, rief der Alte mit dünner Stimme und wies dabei mit dem Finger auf Rodena. „Ist nicht schon genug Unheil geschehen? Verschwinde von hier, Heidin.“
    Rodena hatte nichts anderes vor, doch die drei Männer standen zwischen ihr und der Tür, und sie wagte es nicht, an ihnen vorbeizugehen. Deshalb verharrte sie auf ihrem Platz und überlegte fieberhaft, wie sie hier herauskäme, ohne sich eine Tracht Prügel einzuhandeln. Doch in diesem Augenblick waren im Hof hastige Schritte zu hören, und die Klosterbrüder wandten sich um.
    „Rauch!“, rief jemand mit vor Angst brüchiger Stimme. „Rauch über dem Kloster. Drachenboote an der Küste. Das Kloster brennt ...“
    Starres Entsetzen erfasste alle. Bertrada wurde totenblass und musste sich gegen die Mauer lehnen, die Klosterbrüder standen mit verzerrten Gesichtern da, der Hinkende wankte und wäre gestürzt, hätte sein jüngerer Bruder ihn nicht rasch aufgefangen.
    Draußen im Hof stand ein zitternder Mönch, dem das Grauen deutlich ins Gesicht geschrieben war.
    „Der Anführer ist ein wahrer Riese“, stammelte er. „Er hat eine Narbe quer über die linke Wange, und seine Augen sprühen Feuerfunken. Er wird keinen von uns am Leben lassen – rettet Euch, Brüder. Gewiss werden sie ausschwärmen, denn im Kloster ist für sie nichts mehr zu holen.“
    „Der Himmel sei uns gnädig“, flüsterte der Hinkende. „Wir sind verloren.“
    Hilflos standen sie, als seien ihre Füße an den Boden genagelt, erst als der Kranke einen tiefen Seufzer ausstieß, kam Bewegung in die Männer.
    „Das ist die Schuld dieser verfluchten Hexen“, kreischte der Alte . „Die Druidinnen haben uns verwünscht und die Wikinger herbeigezogen! Packt die Hexe und macht ihrem Tun ein Ende!“
    Es klang einleuchtend, denn soviel Unglück konnte nicht von ungefähr kommen, es musste einen Grund dafür geben. Doch als man sich umwandte, um die Druidin Rodena zu fassen und ihrer gerechten Strafe zuzuführen, war sie verschwunden.
    Möglicherweise hatte sie sich mit Hilfe eines Zauberspruchs unsichtbar gemacht. Doch wahrscheinlicher war, dass die listige Person durchs Fenster gestiegen und eilig davongelaufen war.
    ***
    Thore, den man Eishammer nannte, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah dem Treiben seiner Männer missmutig zu. Hier im Kloster war nichts mehr zu holen, ein anderer hatte ihnen die Beute weggeschnappt und war damit davongezogen. Der Wikinger Thore ahnte, wer sein Widersacher war, und sein Groll gegen den Konkurrenten stieg mit jedem Augenblick.
    Er ließ der Zerstörungswut seiner Männer freien Lauf, denn die Überfahrt von England zur bretonischen Küste war stürmisch gewesen, und die Männer waren bitter enttäuscht, nicht sofort auf reiche Beute zu stoßen. Man hatte einige der Mönche gefangen und in eine Kammer gesperrt, inzwischen zerschlugen die erbosten Nordmänner Schemel und Bänke, um sie auf dem Klosterhof in Brand zu setzen.
    Der Wind fachte das Feuer rasch an und trug den Rauch weit über das Land – jetzt waren gewiss auch die Bauern in den Gehöften gewarnt
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