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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers
Autoren: Megan McFadden
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Arme.
    „Wie hast du das fertiggebracht?“, flüsterte sie. „Rasch! Vielleicht sind Wilhelms Krieger noch nicht erwacht. Wir können es schaffen.“
    Er hatte sie fest an sich gepresst, und sie hörte sein Herz heftig in seiner Brust schlagen.
    „Du willst mit mir fliehen?“, fragte er mit leiser, tiefer Stimme.
    „Was fragst du noch? Komm, wir dürfen keinen Augenblick zögern, sonst könnte es zu spät sein.“
    Er ließ sie immer noch nicht los, sondern suchte ihren Mund, um sie heiß und begehrlich zu küssen. Ungeduldig stieß sie ihn von sich. „Nicht jetzt, Liebster. Wir müssen fort.“
    Sie begriff nicht, dass er sich die Zeit nahm, ihre beiden Hände mit Küssen zu bedecken, anstatt in den Flur zu spähen, ob der Weg frei war.
    „Dann komm!“, murmelte er zärtlich. „Folge mir, Rodena.“
    Er ging voraus durch den dämmrigen Flur, an dessen Ende das Morgenlicht durch den runden Bogen des Eingangsportals fiel. Rodena sah die Männer im Hof nicht gleich, denn Thores breiter Rücken nahm ihr die Sicht, dann blieb sie entsetzt stehen und fasste ihn am Gewand.
    „Es hat keinen Sinn“, flüsterte sie und blieb stehen. „Wir müssen versuchen, einen Hinterausgang zu finden oder durch eine Fensternische steigen ...“
    Doch er ging ungerührt weiter voran, kümmerte sich nicht darum, dass sie ihn verzweifelt am Gewand zurückzerren wollte, bis er im Halbrund des Portals stand, allen Blicken ausgeliefert.
    Im Hof wartete Wilhelm Langschwert mit einer großen Zahl seiner Getreuen, die Krieger waren mit Kettenhemden und Helmen gerüstet, die langen Schwerter hingen ihnen zur Seite.
    „Thore Eishammer“, sagte Wilhelm mit leichtem Spott. „Du wagst es also tatsächlich, eine Druidin aus dem Kloster zu entführen.“
    Thore kam nicht dazu, dem Herzog eine Antwort zu geben, denn Rodena hatte sich mit einem raschen Sprung vor ihn gestellt und schützte ihn mit weit ausgebreiteten Armen.
    „Wenn du ihn töten willst“, rief sie Wilhelm entgegen. „Dann musst zu zuerst mir das Leben nehmen. Ich liebe diesen Mann und will mit ihm leben oder gemeinsam mit ihm sterben.“
    Sie hatte Zorn erwartet, den wütenden Befehl, sich auf die beiden Rebellen zu stürzen, um sie auseinanderzureißen – doch stattdessen zuckte ein Lachen über Wilhelms Gesicht.
    „Starrsinnig und todesmutig, das ist meine Tochter!“, sagte er mit Stolz in der Stimme.
    „Darum liebe ich sie!“, gab Thore zurück.
    Verblüfft spürte sie, wie Thores Arme sich um sie legten, und niemand, nicht einmal ihr Vater, schien daran Anstoß zu nehmen.
    „Was soll das?“, fauchte sie. „Treibt ihr Scherze mit mir?“
    „Du bist eine Langschläferin, meine schöne Druidin“, sagte Thore ihr ins Ohr. „Während du in süßer Ruhe gelegen hast, haben wir harte Verhandlungen geführt.“
    „Ach, wirklich?“, gab sie zurück und wehrte sich gegen seine Arme. „Und was kam dabei heraus?“
    Im Hintergrund führten die Mönche bereits die gesattelten Pferde aus den Ställen, doch keiner der Krieger hatte Lust aufzusitzen, denn das Schauspiel auf dem Klosterhof war gar zu ungewöhnlich. Es war nicht das erste Mal, dass Wilhelm Langschwert einem gefangenen Wikinger die Freiheit gab, doch in diesem Fall hätte fast jeder seinen Kopf verwettet, dass die Sache anders ausgehen würde.
    „Ich habe deinem Vater geschworen, niemals wieder einen Angriff gegen die Normandie zu führen“, sagte Thore. „Ich habe bei unseren alten Göttern geschworen und werde meinen Eid halten.“
    Das war wenig genug, denn damit war er weder Wilhelms Vasall noch hatte er seinem Glauben abschwören müssen.
    „Und was hast du dafür erhalten?“
    „Vieles“, sagte er lächelnd. „Die Freiheit, das Land im Westen der Normandie und außerdem … eine starrsinnige Druidin, die allzu rasch mit ihren Worten ist und die ich heimführen werde, um sie für immer bei mir zu behalten.“
    Sie schwieg und hob sich die Widerworte für später auf. Ihr Blick wanderte zu ihrem Vater, der seinen Kriegern jetzt das Zeichen gab, aufzusitzen.
    „Du verdankst diese Entscheidung nicht deiner Stärke, Thore Eishammer“, sagte Wilhelm, während er schon die Rechte an den Sattel seines Pferdes legte. „Du verdankst sie meiner Schwäche, denn ich hatte eine alte Schuld zu begleichen.“
    Er sah zum Eingang des Klosters hinüber, dort stand Kira, beschattete die Augen mit einer Hand vor der hellen Morgensonne und lächelte. Es war ein glückliches, befreites Lächeln, das auf Wilhelms
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