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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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anschmachtete.
„Ist schon okay, Liebes!“, flötete sie. „Geh zurück in deine Klasse!“
Etwas irritiert starrte ich sie an, doch ihre ganze Aufmerksamkeit galt Haiss, der gerade in den Stuhl neben mir sank. Kein einziges Mal ließ sie ihn aus den Augen.
Irgendetwas an diesem Typen musste mir entgangen sein!
Erst Annie und jetzt die Direktorin, die aussah, als wollte sie sich die Klamotten vom Leib reißen und sich auf ihn stürzen. Ich verzog das Gesicht und erhob mich. Aus den Augenwinkeln musterte ich ihn. Er sah immer noch genauso bescheuert aus wie vorher. Der Turban auf seinem Kopf trug nicht unbedingt zu seiner nichtvorhandenen Attraktivität bei. Trotzdem reagierte Rex als hätte sie den
Sexiest Man Alive
vor sich.
Ich trottete zurück zum Klassenzimmer und erntete vernichtende Blicke von allen Mädchen. Sogar Gadget schaute unzufrieden drein.
„Wenn ich unwillkommen bin, gehe ich gern wieder“, sagte ich laut und blickte herausfordernd in die Runde.
Spätestens am Ende des Tages würde ich sowieso den endgültigen Schulverweis erhalten. Sollte mein Lehrer ruhig ein bisschen rumbrüllen, nur um mir das Gefühl zu geben, das dass hier ein Tag wie jeder andere war. Auch wenn ich mir das unter anderen Umständen nie eingestanden hätte, ich würde sein Gezeter vermissen.
Niemand reagierte, also schlurfte ich auf meinen Platz. Das kaputte Pult war bereits durch ein „neues“ ersetzt worden, in das jemand mit einem spitzen Gegenstand
Cleo and Lenny forever
hinein geritzt hatte.
Annie ignorierte mich.
Gadget hingegen musterte mich fortwährend.
Er kritzelte irgendetwas an die Tafel, warf mit Fragen um sich und erntete nur Stille. Keiner war sonderlich angetan von dem, was er da von sich gab, inklusive mir.
Gedankenversunken bettete ich den Kopf auf meinen Armen. Wie sollte ich das alles nur meiner Mum erklären?
Ich selbst verstand einfach nicht, warum ich dem Neuen gegenüber so drauf war. Okay, er beging den Fehler mich anzufassen, darauf reagierte ich extrem allergisch. Mir fiel dennoch keine halbwegs akzeptable Ausrede für meine Beleidigungen ein, die ich ihm ja schon vorher an den Latz geknallt hatte.
Das Pult wackelte. Ich rechnete mit Gadget, der mich zornfunkelnd anstarrte, stattdessen lungerte Haiss auf dem Stuhl neben mir, die Arme, wie ich auch, auf dem Tisch verschränkt.
Seinen lächerlichen Kopfschmuck hatte er irgendwo zwischen Sekretariat und Klassenzimmer abgelegt. Für den Bruchteil einer Sekunden blitzte eine skurrile Szene in meinem Kopf auf, in der Rex ihn ansprang und ihm den Turban von der Birne zerrte, während sie ihre Zunge energisch zwischen seine Lippen schob.
Uäh!
Schnell verdrängte ich den Gedanken und gab mich der Wut hin, die unterschwellig in mir pulsierte.
Ich ballte die Hände zu Fäusten und biss mir fest in die Unterlippe. Ganz provokativ starrte ich ihn von der Seite an. Ich sehnte mich regelrecht nach einem Grund ihm eine reinzuhauen.
Der strähnige Vorhang seiner Haare zitterte als er sich zu mir drehte. Seine hellen Augen blitzten gefährlich.
Nur zu!
, schienen sie zu flüstern, mich zu locken. Ich rutschte näher, nur ein kleines Stück.
Der Geruch von After Shave drang mir in die Nase. Der Mongo roch wie ein Wald nach einem klärenden Regenschauer. Ich rümpfte die Nase. Er verzog den Mund. Irgendetwas in mir wollte ihm die Visage zerkratzen, wollte ihm das dämliche Grinsen aus dem Gesicht prügeln, das er mir schenkte. Meine Hände bebten. Das Atmen fiel mir schwer. Ich ertrug diese Fresse einfach nicht! Dabei sah er sowas von durchschnittlich aus. Er war keine Schönheit, besaß weder markante Gesichtszüge, noch irgendetwas Herausragendes, das ihn groß von den anderen unterschied, bis auf seine Augen.
Ehe ich mich versah sauste meine Faust direkt auf sein Gesicht zu.
Selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte nicht inne halten können. Ich wollte ihm Schmerzen zufügen! Das Knacken seiner Knochen würde mich ganz bestimmt befriedigen.
„Verry!“, zischte es direkt von vorn, so leise, dass ich mir nicht sicher war, meinen Namen wirklich vernommen zu haben. Eine dunkle Silhouette verdeckte die Sicht auf die Tafel. Ich sah auf. Erst da spürte ich, dass jemand meine Faust umfasste. „Es reicht!“, murmelte Gadget leise und ließ mich wieder los. Die Blicke der ganzen Klasse ruhten auf mir.
Ich sprang wie von der Tarantel gestochen vom Stuhl, befreite mich aus Gadgets Griff und stammelte eine Entschuldigung.
Was zur Hölle war nur los mit mir?
Ich
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