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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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dem Schreibtisch. „Du strapazierst meine Geduld, Verry!“ Sie knallte die Schere auf den Tisch und starrte mich an, als suche sie etwas in meinem Gesicht. Sie fand es nicht, denn sie zog sich kopfschüttelnd zurück. „Es tut mir leid, Verry! Aber ich denke diese Schule ist nicht der richtige Ort für dich!“
Der Stuhl unter mir wankte. Für einen kurzen Augenblick wurde mir schwindelig. Ich krallte die schweißnassen Hände an die Stuhllehne. „Aber … Sie … Sie können mich doch nicht … Wir sprachen von einem Schulausschluss!“
Panik schnürte mir die Kehle zu. Wenn sie mich von der Schule schmiss, würde meine Mum mich in irgendein bescheuertes Internat stecken oder mich abschieben.
„Und wie oft sprachen wir darüber, Verry? Sieben Mal? Du bist äußerst aggressiv gegenüber deinen Mitschülern! In den letzten zwei Jahren wollten dich wie viele Familien wegen Körperverletzung verklagen?“ Sie redete nicht wie man es von einer Schuldirektorin erwartete. „Wie viele?“, hakte sie nach.
„Vier“, murmelte ich.
„Und wie oft habe ich dir den Arsch gerettet, Verry? Wie oft?“
Den Arsch gerettet? Was war denn mit der los? Für gewöhnlich bediente sie sich nur der gehobenen Sprache und prahlte mit ihrem Fremdwortschatz. Wenn sie ihre Gossensprache raus kramte, dann war mein Rauswurf längst besiegelt.
„Vier Mal.“ Ich sank auf dem Stuhl zusammen, wurde immer kleiner. Es war mir unangenehm in Gegenwart eines Fremden über meine … Ausrutscher zu reden. Jeder der Typen, die ich bis dato verprügelte, hatte genau das verdient! Leider waren die Eltern der Schüler anderer Meinung gewesen. Und jedes Mal hatte Rex sich dazu herabgelassen, die Dinge persönlich aus der Welt zu schaffen. Wie, erzählte sie nie, ich fragte aber auch nicht nach.
„Siehst du, was du für einen Eindruck hinterlässt? Erik Haiss hat heute seinen ersten Tag und wird sofort von dir in die Mangel genommen. Von einem fünfzehnjährigen Mädchen!“ Sie schüttelte den Kopf und schlug die Hände vor die Stirn. Die folgenden Worte betonte sie so auffällig, dass ich beide Augenbrauen hochzog. „Er ist fast schon ein Mann und wird von einem Kind wie dir angegriffen! Er hat sich eine Gehirnerschütterung zugezogen! Was denkst du, was die Schüler reden werden, Verry!“
Ich saß einfach nur da und glotzte sie an wie eine Außerirdische. Was bezweckte sie denn bitte mit diesem Auftritt? Und was zum Geier sollte denn dieses „ein Kind wie dir“ bedeuten? Ich war fast Sechszehn! Der Gorilla konnte also unmöglich älter als Siebzehn sein, vielleicht Achtzehn, je nachdem wie oft er die Stufe wiederholt hatte. Demzufolge war er genauso ein Kind wie ich! Oder ich fast eine Frau! Oder so.
Ich biss mich unnötig an dieser blöden Bemerkung fest und folgte ihrem Gezeter kaum noch.
Schließlich verstummte sie.
Rex kaute kurz und nachdenklich auf ihrem Kugelschreiber herum. Ihre roséfarbenen Lippen färbten sich blau. Sie hatte sich so in Rage geredet, dass rötliche Flecken ihr dezentes Makeup verunstalteten.
„Ich denke es gibt nichts mehr zu sagen, Verry! Du kannst deine Sachen packen …“
Hinter mir räusperte sich Haiss.
„Mr Haiss?“ Zum ersten Mal seit Betreten ihres Büros nahm sie ihn wahr. Ihre Gesichtszüge entglitten. Ungläubig riss sie die Augen auf.
Japp! Genau so hatte ich sicher auch geguckt, als er in unserer Klasse gehüpft war.
„Wäre es möglich diese Unterhaltung unter vier Augen mit Ihnen fortzusetzen?“, murmelte er.
Oh ja! Los, erzähl ihr wie barbarisch ich dich vom Stuhl gehauen habe! Am besten du quetschst gleich noch eine Träne raus und fällst in Ohnmacht. Kotz!

Rex versteifte sich einen kurzen Augenblick, dann stahl sich ein breites Lächeln auf ihre Lippen, die sie sogleich spitzte. Wie Linda zuvor bei mir, drückte meine ehemalige Rektorin nun ebenfalls ihren Rücken durch. Allerdings streckte sie ihre großen Brüste in Haiss Richtung. Eine hübsche Röte schimmerte jetzt auf ihren Wangen. Sie nickte begeistert und wickelte sich eine der blonden Strähnen, die sich aus ihrer Hochsteckfrisur gelöst hatte um den Finger. Es fehlte nur noch, dass sie wie ein dummes Mädchen kicherte.
„Du kannst dann gehen, Verry!“ Sie winkte in meine Richtung ohne mich anzusehen. „Mr. Haiss und ich … wir haben noch etwas … zu besprechen!“
„Aber ich …“ Hilflos saß ich auf dem Stuhl, dessen Sitzfläche unangenehm hart an meinem Hintern drückte und musste mit ansehen, wie Rex den Typen neben mir
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