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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen
Autoren: Christina Dodd
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sind
ewig.
    Sie schluchzte wieder, lauter diesmal, und drückte sich das Taschentuch an die Lippen.
    Lady Bess rieb ihr den Rücken, beugte sich vor und flüsterte: »Sehr gut.«
    »… geliebten Sohn. Geliebt auch von unserer Schwester Enid …« Der Pfarrer sah sie an, als wisse er, dass sie ganze Stunden in MacLeans Armen zugebracht hatte, ihn küssend, ihn liebend.
    Ihn liebend.
    Sie liebte ihn, obwohl sie es hätte besser wissen müssen. Sie wusste, dass einer solchen Liebe nur Schmerz folgen konnte. Ihr ganzes Leben lang hatte niemand sie genug geliebt, um bei ihr zu bleiben. Wenn sie MacLean liebte, ihn heiratete, mit ihm lebte, dann würde sie eines Tages der Wahrheit ins Auge sehen müssen. Eines Tages würde ein Streit sie trennen, ein Davonlaufen, der Tod, denn niemand blieb auf immer bei ihr.
    »Enid?« Lady Bess legte die Hand auf Enids bebende Schulter. »Ist alles in Ordnung?«
    Nichts war in Ordnung. Sie weinte um die Beziehungen, die sie nie gehabt hatte, die sie nie haben würde … sie weinte um sich selbst. Sie liebte MacLean. Wenn sie nicht bald ging, dann würde die Liebe, der sie in die Falle gegangen war, tiefer werden und erblühen. Sie würde MacLean ihr ganzes Herz überlassen und alles, was sie war. Dann würde sie ihr Leben damit verbringen, darauf zu warten, dass er starb oder sie verließ. Nie hatte sie eine Liebe erlebt, die den Schmerz am Ende wert gewesen war.
    Nie.
    Sie musste gehen.
    MacLean lag wachsam und reglos in seinem Sarg, wartete, dass  der Attentäter zuschlug … und dachte an Enid. Er hatte nichts anderes zu tun als zu warten, also sann er über ihren Trotz nach.
    Letzte Nacht hatte er zum ersten Mal, seit er wieder zu Hause war, tief und friedlich geschlafen. Er hatte seinen Anspruch klar erhoben. Enid hatte begriffen, dass ihr Platz an seiner Seite war. Sie würde sich nicht mehr mit ihm herumstreiten. Sie würde zur Ruhe kommen und sich benehmen. Das hatte er jedenfalls gedacht.
    Er hörte, wie die Männer in der Kapelle schnieften und die Frauen schluchzten. Insbesondere eine Frau weinte, als schmerze jeder Atemzug ihre Lungen, und er malte sich aus, es sei Enid, die endlich zur Vernunft gekommen war. Sie
war
zur Vernunft gekommen.
    Wenn er an sie dachte, dachte er nicht an ihre Herkunft oder die Fehler, die sie begangen hatte. Er dachte nur daran, wie sie ihn von der Schwelle des Todes zurückgeholt hatte, an ihre Tapferkeit im Angesicht der Gefahr, wie freundlich sie zu allen war und wie sehr sie sich an den einfachsten Dingen erfreuen konnte. Alles an ihr würde den MacLeans zur Ehre gereichen. Der Gedanke, sie könne weit fort sein und von einem Krankenbett an das andere eilen, immer den Launen ihrer Patienten ausgesetzt, machte ihn wütend.
    Sie hatte endlich eingestanden, dass sie ihn liebte. Er hatte genau das betrieben, sicher. Aber Enid musste sich zu ihren Gefühlen bekennen und sie verstehen, bevor sie sich hier ein Leben aufbauen konnte.
    Und dann war sie davongelaufen. Hätte er nicht seine Rolle zu spielen gehabt, er wäre ihr nachgelaufen und hätte sie zurückgeholt.
    Der Pfarrer kam zum Ende. MacLean konzentrierte sich, während die Trauergemeinde sich aufreihte, um an seinem Sarg vorbeizudefilieren. Er konnte nichts sehen, aber er ließ den anderen Sinnen freien Lauf, hörte auf ein schuldbeladenes Hüsteln, schnüffelte nach Angstschweiß.
    Füße scharrten vorüber. Am Kopfende des Sargs stand eine Frau und weinte, als bräche ihr das Herz.
    Nein. Das konnte nicht Enid sein. Warum hätte sie so leidenschaftlich weinen sollen?
    Er wollte aufstehen und nachsehen, doch die Trauernden schob sich in einer nicht enden wollenden Reihe an seinem Sarg vorbei. Er war sich deutlich seines Sporrans bewusst, der an einem Lederriemen um seine Hüften lag. Wenn Enid und Harry ihre Arbeit gut gemacht hatten, musste der Spion annehmen, dass sich jegliche Information, die Stephen an ihn weitergegeben hatte, darin befand.
    Hände streckten sich aus, ihn zu berühren. So mancher erwähnte, er fühle sich noch warm an. Manche kondolierten seiner Mutter und bemitleideten das arme Mädchen, das ihn so sehr geliebt hatte und nun so bitterlich weinte.
    Also war es
wirklich
Enid, die da weinte. Warum? Dachte sie, er werde sie fallen lassen? Er hatte sie über die Schwelle seines Schlosses getragen, sie war seine Braut.
    Die Kapelle leerte sich, und nichts geschah. Ei hoffte insgeheim fast, die Begräbnisfeier würde sich als Fehlschlag erweisen und den Täter nicht zum
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