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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen
Autoren: Christina Dodd
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Hauptleidtragende sollte auch entsprechend aussehen.« Mit forscher Entschlossenheit steckte Lady Bess Enid in ihre schwarzen Trauerkleider aus leichter Wolle, steckte ihr einen schwarzen Hut auf dem Kopf fest und drapierte einen schwarzen Schleier über ihrem Gesicht. Dann stopfte sie ihr ein schwarzes Taschentuch in den Ärmel. »Natürlich brauchen Sie in Wirklichkeit kein Taschentuch, aber Sie können es sich jederzeit vors Gesicht halten, und keiner wird. merken, dass Sie nicht weinen.«
    Enid nickte höflich. »Ist MacLean schon in seinem Sarg?«
    »In der Tat, er ist es. In seinem Kilt und mit dem Sporran seines Vaters. Sein Vater wäre stolz auf ihn, so tapfer, wie er ist, und auf Sie natürlich auch, weil Sie sich einen so klugen Plan ausgedacht haben.« Lady Bess zog sich einen schwarzen Schleier vors Gesicht, begleitete Enid die Treppe hinunter und flüsterte: »Wir müssen jetzt zusehen, dass wir dieses Begräbnis in Gang bekommen, wir können nicht ewig warten. Früher oder später wird Kiernan pinkeln müssen.«
    Emd zuckte nicht einmal amüsiert zusammen, weil Lady Bess so freimütig war, und sie bemerkte auch nicht, wie scharf Lady Bess sie beobachtete.
    Die Kapelle war schlicht und alt und voller Menschen. Alles stand, jeder weinte leise, heulte laut oder rieb sich die geröteten Augen. Die Bediensteten standen in den hinteren Reihen und knicksten, als Enid und Lady Bess den Mittelgang hinuntergingen, Donaldina schaffte es, gleichermaßen traurig wie stark auszusehen.
    »Die alte Donaldina hätte nach London zum Theater gehen und ein Vermögen machen können«, murmelte Lady Bess. »Da sehen Sie, auf der rechten Seite. Die MacQuarries sind in voller Stärke vertreten. Knicksen wir vor ihrem Clansherrn. Ah, er sieht mitgenommen aus. Er mag Kiernan sehr, aber wir haben uns auf ein königliches Donnerwetter einzustellen, sobald er erfährt, welches Spiel wir hier spielen. Da ist Graeme und daneben Rab. Da die Engländer nicht nur unsere Gäste sind, sondern auch unsere Hauptverdächtigen, haben wir Kinman mit Harry und Jackson zusammen in die vorderste Bank gesetzt.«
    Enid studierte Harry genau. Er war blass und nach der Schussverletzung immer noch wackelig auf den Beinen, aber er stand aufrecht neben den anderen beiden Männern.
    Mr. Kinmans Wangen hatten die Farbe von Pergament. Er starrte den Sarg an und schüttelte immer wieder den Kopf. Seine Lippen bewegten sich. Sie konnte die Worte lesen. »Ich
glaube das nicht.
«
    Jackson trug einen scharf geplätteten, absolut tadellosen schwarzen Anzug. Er hatte die Hände vor dem Bauch gefaltet. Sein Gesicht war zu einer angemessen betrübten Miene arrangiert, er starrte zu Boden.
    »Und auf der anderen Seite sitzt mit uns zusammen in der ersten Reihe …« Lady Bess seufzte. »Lady Catriona.«
    Die dickliche, kleine Frau trug das gleiche Schwarz wie alle anderen, aber sie hatte es geschafft, es dramatischer aussehen zu lassen, indem sie ganze Meter schwere Spitze zugegeben hatte und einen Schleier, der vom Hutrand bis zum Boden herabreichte.
    »Ich nehme an, es war nicht möglich, sie am Kommen zu hindern«, sagte Emd trocken.
    »Das nehme ich auch an, aber um die Wahrheit zu sagen, ich hatte gehofft, dass sie nicht kommt.« Lady Bess fingerte an dem Ebenholzkreuz herum, das sie um den Hals trug. »Trotzdem ist es gut, dass sie hier ist. Unser Pfarrer ist alt. Mr. Hedderwick hat die Burschen aufwachsen sehen, er wird also auch etwas über Stephen sagen. Natürlich wird alles, was Stephens Charakter betrifft, beschönigt. Der Tod hat die Tendenz, den Leuten eine weiße Weste zu bescheren.«
    Enid trat in die Familien-Kirchenbank der MacLeans und nickte Lady Catriona höflich zu.
    Lady Catriona antwortete mit einem verächtlichen Schniefen.
    »Ich wette auf Kinman«, flüsterte Lady Bess.
    Enid sah sie verblüfft an. »Was?«
    »Kinman ist unser Schurke. Er ist zu gut, um echt zu sein. Diese ganze unbeholfene Ehrenhaftigkeit macht ihn suspekt.«
    Enid protestierte entrüstet: »Oh, nein. Nicht Mr. Kinman!«
    »Harry hat einen Schuss abgefangen, der für MacLean bestimmt wan« Lady Bess schaute unverwandt geradeaus, während sie sprach. »Der Täter ist zu sanftmütig und zu anständig für einen richtigen Hinterhalt. Also muss es Kinman sein.«
    Patriotismus und Wut ließen Enid sagen: »Es könnte auch ein Schotte sein.«
    Lady Bess lehnte den Kopf an Enids Schulter, als überwältigten sie die Gefühle. »Das kann natürlich sein, aber dahinter muss ein
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