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in China

in China

Titel: in China
Autoren: Dorothy Gilman
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darüber im klaren sind, welches Risiko sie eingehen, sollten Sie den Auftrag übernehmen. Es ist fraglich, ob Sie trotzdem bereit sind...«
    »Um welches Land geht es?« fragte sie nur.
    »Um die Volksrepublik China.«
    Mrs. Pollifax stockte der Atem. »Aber das ist ja unglaublich! Mein Gott, wie aufregend«, stieß sie hervor, »und was für ein Zufall! Auf China war ich schon immer furchtbar neugierig. Was für ein faszinierendes Land!«
    »Aber es ist sehr gefährlich«, hörte Bishop sich mit fester Stimme sagen.
    Mrs. Pollifax sah ihn mit großen Augen an. »Das sagen Sie bei jedem Sonderauftrag. China ist uns doch jetzt wohlgesonnen. Soviel ich weiß, stehen China und die Vereinigten Staaten auf sehr gutem Fuß miteinander. Weshalb sollte ich dort also in größerer Gefahr sein als anderswo, wenn ich in geheimer Mission unterwegs bin?«
    »Weil es ein grober Vertrauensbruch wäre, sich dort verdächtig zu machen«, erklärte Carstairs, der sie keineswegs entmutigen wollte. »Doch wir haben in China eine Aufgabe zu bewältigen, die auf diplomatischem Wege nicht zu lösen ist. Wir sehen uns daher gezwungen, das Risiko einzugehen.«
    »Was denn für ein Risiko?« erkundigte sich Mrs. Pollifax völlig unbefangen.
    »Es geht darum, einen Mann aus China herauszuschleusen«, erklärte Carstairs. »Doch dazu müssen wir zunächst einmal einen Mann nach China einschleusen. Falls Sie bereit sind, uns zu helfen, wird es Ihre Aufgabe sein, diesen Agenten zu decken. Wenn der richtige Zeitpunkt da ist, müßten Sie dann Verbindung mit einem bestimmten Chinesen aufnehmen, der kein Agent ist und über Informationen verfügt, die sehr wichtig für uns sind.«
    Mrs. Pollifax sagte munter: »Das dürfte doch nicht weiter schwierig sein.«
    Bishop unterbrach sie. »Ich weiß, daß das ganz harmlos klingt.« Er war richtiggehend indigniert. »Bisher war ja auch noch keine Rede davon, daß die Kontaktaufnahme in Xian das reinste Himmelfahrtskommando ist. Dort kräht kein Hahn nach Ihnen. Sie sind dort schutzlos der Willkür dieses Mannes ausgeliefert, der, wie gesagt, kein Agent ist und sie dem Geheimdienst seines Landes ausliefern könnte. Sie sind dazu ausersehen, die Identität eines anderen zu schützen.«
    Carstairs sah ihn ungläubig an. Seine eisige Stimme ließ keinen Zweifel daran, was er von Bishops Einmischung hielt.
    »Mein lieber Bishop, alle unsere Leute befinden sich auf einem Himmelfahrtskommando, sobald sie einen solchen Auftrag annehmen. Das weiß Mrs. Pollifax ebensogut wie Sie.
    Ich habe ihr bereits erklärt, wie gefährlich die Sache ist.« Er wandte sich an Mrs. Pollifax und sagte hölzern: »Bishop hat natürlich recht. Sie würden tatsächlich riskieren, entlarvt zu werden. Doch dazu möchte ich bemerken, daß es für uns von großem Vorteil ist, daß Sie nicht chinesisch sprechen und diese Sprache auch im Schlaf oder unter Drogeneinwirkung nicht über ihre Lippen käme. Sie haben ja schon verschiedentlich Verhöre über sich ergehen lassen müssen und haben die Rolle der ins Unrecht gesetzten, gekränkten Touristin immer sehr überzeugend gespielt. Ich hoffe natürlich, daß Sie Ihr schauspielerisches Talent nicht wieder unter Beweis stellen müssen. Doch trotz Bishops mir völlig unverständlicher Anwandlung von Sentimentalität, muß ich ihm natürlich recht geben.« Er warf seinem Assistenten einen Blick zu, in dem ein leiser Vorwurf lag.
    »Ich bedaure, Sir«, murmelte Bishop lahm. »Es ist nur so, daß...«
    »Hab' schon verstanden«, fiel ihm Mrs. Pollifax ins Wort. Sie holte tief Luft. »Nun haben Sie mich beide hinreichend gewarnt. Trotzdem möchte ich diesen Auftrag liebend gern
    übernehmen. Seit ich weiß, daß es um China geht.«
    Verdammt, dachte Bishop, sie schreckt vor wirklich gar nichts zurück. Carstairs wird wieder tagelang einen viel zu hohen Blutdruck haben, und ich kann wieder mal Beruhigungspillen schlucken. So ist es immer. Kaum ist diese Frau für uns unterwegs, da bricht dieHölle über sie herein und uns bleibt nichts anderes übrig, als hier in Langley Field in Virginia tatenlos herumzusitzen und uns Sorgen um sie zu machen. Wie konnten wir das nur vergessen?
    »Mir fällt ein Stein vom Herzen. Wir hatten sehr gehofft, daß Sie den Auftrag übernehmen würden«, wandte sich Carstairs überaus dankbar an Mrs. Pollifax. »Ich könnte mir wirklich niemanden vorstellen, dem es besser gelänge, eine solche Aura von Wohlanständigkeit um sich zu verbreiten, und der darüber hinaus
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