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in China

in China

Titel: in China
Autoren: Dorothy Gilman
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Botschaftspersonal in Beijing-wie Peking jetzt heißt - sitzt dort immer noch mehr oder weniger fest, einmal abgesehen von sorgfältig geplanten Inspektionsreisen zu Kommunen und Fabriken, die besichtigt werden dürfen. Überall im Lande werden strengste
    Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Die Chinesen selbst dürfen sich innerhalb ihres Landes nur mit Sondererlaubnis von einem Ort zum anderen begeben, können also nicht frei herumreisen.« Nachdenklich fügte er hinzu: »Eigentlich sehr clever. Nur so kann man eine Milliarde Menschen unter Kontrolle halten.«
    Mrs. Pollifax fragte stirnrunzelnd: »Aber wie?«
    Carstairs nickte. »Ja, nun möchten Sie natürlich wissen, wie wir diese Einschränkungen umgehen können. Wir haben es hier mit dem Hinterland von China zu tun, genauer gesagt, mit der Autonomen Region von Xinjiang Uygur, Tausende von Meilen vom nächsten
    offiziellen Grenzübergang entfernt. Hochgebirge. Wüste, die durch Bewässerung fruchtbar gemacht werden soll. In dieser Gegend leben nur Volksstämme, die zu den Minderheiten zählen. Und irgendwo da draußen sitzt X - beziehungsweise unser Mr. Wang gefangen.
    Schon fast am Ende der Welt.«
    »So könnte man es wohl nennen«, murmelte Mrs. Pollifax wie betäubt.
    »Trotzdem verirren sich inzwischen auch Touristen in die Gegend, die auf der Suche nach dem Ungewöhnlichen sind. Natürlich reisen sie immer in Begleitung eines Fremdenführers, der ihnen von der Regierung der Volksrepublik China oktroyiert wird. Immerhin gelangen sie so auch in die abgelegensten Gegenden.«
    »Aha.« Mrs. Pollifax lauschte angespannt.
    »Es wäre viel zu riskant, Sie und einen anderen Agenten allein mit einem Fremdenführer loszuschicken. Daher haben wir für den ersten Juni eine kleine Gruppe zusammengestellt -
    was man in der Reisebranche so die ›Warteliste‹ nennt. Wir arbeiten mit Markham Tours zusammen, die aber über die wahren Hintergründe nicht informiert sind. Passagiere auf der
    ›Warteliste‹ sind Leute, die bei Markham Tours zu spät gebucht haben und dadurch auf der Warteliste stehen. Um ans Ziel zu kommen, sind sie bereit, auf einen amerikanischen Reiseleiter zu verzichten. Bishop, den Prospekt.«
    Stoisch reichte Bishop Mrs. Pollifax das glänzend aufgemachte farbenfrohe Büchlein, das er in-und auswendig kannte. Eine außergewöhnliche Reise auf den Spuren Marco Polos, die Seidenstraße entlang. Nur Markham Tours kann Ihnen eine solche Reise bieten...
    Ausgrabungsstätten, darunter die Yunkang-Höhlen in Datong, das kaiserliche Grab von Qin Shi Huang in Xian...
    »Das kaiserliche Grab von Qin Shi Huang?« Mrs. Pollifax schnappte nach Luft. »Davon habe ich schon gelesen! Alle diese Krieger und Pferde aus Terrakotta in Lebensgröße, die bei den Ausgrabungen ans Tageslicht befördert wurden! Wie aufregend... und auch die ganze Seidenstraße?«
    »Ja, ganz richtig«, bestätigte Carstairs. »Als China seine Grenzen öffnete, hat Miß Markham das Land als eine der Ersten bereist. Seither hat sie vielen Menschen eine Reise nach China ermöglicht. In unserem Falle handelt es sich natürlich nicht um eine reguläre Pauschalreise dieser Reisegesellschaft, doch die ganzen Arrangements werden von Markham Tours
    getroffen. Wir machen uns die ausgezeichneten Verbindungen dieses Unternehmens zunutze, um sicherzugehen, daß die Reise für Sie zum Erlebnis wird. Sie können Ihnen jedoch so kurzfristig keinen ihrer Fremdenführer beziehungsweise Reiseleiter anvertrauen. Ob das ein Gewinn ist, hängt ganz davon ab, wie gut er oder sie englisch spricht.«
    Und das ist absolut kein Zufall, meine liebe Mrs. Pollifax, fügte Bishop stillschweigend hinzu, wie schuldbewußt und zerknirscht Carstairs Ihnen auch erscheinen mag.
    »Verstehe«, murmelte Mrs. Pollifax und ließ sich das alles durch den Kopf gehen. »Aber etwas beschäftigt mich...«
    »Ja?«
    »Eines will mir nicht in den Kopf. Sie schicken also einen Agenten nach China, der Mr. X
    oder Wang aufspüren soll. Aber wie soll der denn Mr. X aus China herausschmuggeln?«
    »Das ist dann unser Problem«, versicherte ihr Carstairs tröstlich.
    Doch Mrs. Pollifax ließ sich nicht beirren. »Außerdem hat doch dieser Agent so wenig Bewegungsfreiheit, daß er sich eigentlich gar nicht erst mir Mr. X oder Wang in Verbindung setzen kann... und schon gar nicht als Gruppenreisender unter dem wachsamen Auge eines von der Regierung gestellten Reiseleiters.«
    Sehr gut, Emily, dachte Bishop, jetzt gehen Sie der Sache auf den
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