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In aller Unschuld Thriller

In aller Unschuld Thriller

Titel: In aller Unschuld Thriller
Autoren: Tami Hoag
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Ihnen würde in diesem Moment mit mir tauschen wollen.«
    Das hätte Logan bestritten, dachte sie. Parteinahme war für ihn eine Lebenseinstellung. Für ihn bedeutete Rechtsgewalt nicht selten, das Recht mit Gewalt durchzusetzen. Wenn er von etwas überzeugt war, dann war es so – Ende der Diskussion. Aber jetzt blieb er still, er umklammerte die Lehnen seines Stuhls, als versuchte er, sich vom Aufspringen abzuhalten. Carey sah ihm in die Augen.
    »Ich sehe hier keine Ausnahme«, sagte sie.
    Logan öffnete den Mund, um zu widersprechen.
    »Sie gestatten, dass ich fortfahre, Mr. Logan.«
    Sein Gesicht war rot vor Zorn. Er sah zur Wand.
    »Mr. Dahls frühere Straftaten mögen darauf deuten, welchen Weg er in Zukunft einschlagen wird«, sagte sie. »Aber es ist nichts darüber bekannt, dass er Gewaltverbrechen begangen hat, und das Gericht kann nicht voraussagen, was Mr. Dahl in den kommenden Monaten oder Jahren tun wird. Uns ist nicht gestattet, Menschen für Verbrechen zu verurteilen, die sie noch nicht begangen haben.«
    »Euer Ehren«, sagte Logan gepresst und hielt sich selbst nur mit Mühe davon ab loszubrüllen. »Gewaltverbrechen haben eine Entstehungsgeschichte. Mr. Dahls Vorstrafenregister …«
    »Ist für diesen Fall irrelevant«, sagte Carey.
    Könnten Menschen für Verbrechen verhaftet werden, die sie erst in Zukunft begingen, wäre Chris Logan jetzt in Handschellen abgeführt worden. Die Wut, die in seinen Augen aufblitzte, war mörderisch.
    Kenny Scott gelang es nur mit Mühe, nicht aufzuspringen und einen Freudentanz zu vollführen. Carey warf ihm einen strengen Blick zu, und er lehnte sich zurück und unterdrückte ein triumphierendes Lächeln. Wenn erst einmal die Presse von der Neuigkeit erfuhr, würde ihm seine Freude schnell vergehen, dachte Carey.
    Im Allgemeinen begegneten die Leute Pflichtverteidigern mit mehr Respekt als Staatsanwälten, auch wenn diese es in die Schlagzeilen geschafft hatten. Schließlich waren sie Staatsdiener, die sich für einen Hungerlohn abrackerten und sich mit ganzer Kraft für die Benachteiligten der Gesellschaft einsetzten. Aber sobald Carey Moores Entscheidung bekannt wurde, würde Kenny Scott sofort vom Staatsdiener zum Staatsfeind avancieren. Es war eine Sache, die Bedürftigen zu verteidigen. Jemandem, der wegen Mordes angeklagt war, einen Vorteil zu verschaffen, eine ganz andere.
    »Euer Ehren«, sagte Scott, der das Eisen schmieden wollte, solange es heiß war. »In Anbetracht Ihrer Entscheidung bezweifle ich, dass der Vertreter der Anklage über genügend Beweismittel verfügt, die eine Anklage rechtfertigen …«
    Logan sprang von seinem Stuhl auf.
    Ängstlich blickte Scott zu dem Mann hoch, der sich vor ihm aufgebaut hatte. »Ich beantrage, dass die Anklage fallen gelassen wird«, sagte er rasch, bevor Logan Gelegenheit hatte, ihm an die Gurgel zu gehen.
    »Antrag abgelehnt«, sagte Carey mit einer Ruhe, die kaum ihre innere Anspannung verbarg. »Setzen Sie sich, Mr. Logan, oder ich muss Sie aus dem Richterzimmer entfernen lassen.«
    Logan warf ihr einen trotzigen Blick zu. Er setzte sich zwar nicht, wandte sich aber von Kenny Scott ab und ging zur Wand, die Arme vor der Brust verschränkt, während er sich mit bebenden Nasenflügeln zu beruhigen versuchte.
    »Aber Euer Ehren«, wandte Scott ein, »der Staat hat keine unmittelbaren Beweise, die meinen Mandanten mit den Verbrechen in Verbindung bringen. Keine Fingerabdrücke auf den Mordwaffen …«
    »Er hat sie abgewischt«, zischte Logan.
    »Keine Blutspuren auf seiner Kleidung …«
    »Dann hat er sie eben weggeschmissen.«
    »Keine DNA-Spuren …«
    »Er hat ein Kondom benutzt …«
    »Nicht einmal ein Haar …«
    »Der Typ hat keine!«, fuhr Logan ihn an. »Er kann überhaupt keine Haare zurücklassen, weil er sich den ganzen Körper rasiert. Wie erklären Sie eigentlich das?«
    »Er rasiert sich aus Hygienegründen«, sagte Scott. »Der Mann ist Wanderarbeiter. Er will sich keine Läuse holen.«
    Logan schnaubte verächtlich und verdrehte genervt die Augen.
    Carey wandte sich an ihn. »Nun, Mr. Logan? Was haben Sie gegen Mr. Dahl in der Hand?«
    »Soll ich etwa vor ihm hier meinen ganzen Fall ausbreiten?«, fragte Logan ungläubig.
    »Haben Sie denn einen Fall, den Sie ausbreiten könnten?«
    »Er hat Vermutungen, Vorurteile und ein zufälliges Zusammentreffen«, sagte Scott.
    »Ich habe eine Entscheidung der Grand Jury«, sagte Logan.
    »Die haben Sie sich erschlichen.«
    »Gut zu wissen, dass Sie so
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