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Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig

Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig

Titel: Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig
Autoren: Ina Linger , Cina Bard
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freundlicherweise. „Es ist an der Zeit, dass du sie mal aus ihren Ketten befreist! Also: Hast du nun ein Kleid dabei oder nicht?“
    Ich hatte. Mehr als eins. Schließlich hatte ich ja noch meinen eigenen Colin-Verführ-Plan und mir war von Anfang an klar gewesen, dass ich mich dafür verkleiden musste. Nur hatte ich diese ‚Waffe‘ nicht schon so früh ziehen wollen – und schon gar nicht auf seine Aufforderung hin! Wo blieb denn da der Überraschungseffekt?
    „Du, ich guck auch selbst nach, wenn’s sein muss“, verkündete Colin, stand auf und griff nach meinem Koffer auf der Gepäckablage über uns.
    Ich war schneller auf den Beinen als eine Antilope, die einen Löwen erspäht hatte, und riss ihm den Koffer aus der Hand – mit dem Effekt, dass er mir schmerzhaft gegen das Schienenbein knallte. Ich presste die Lippen zusammen, um nicht laut zu fluchen – wir hatten für meinen Geschmack ohnehin schon viel zu viel Aufmerksamkeit im Abteil erregt – funkelte Colin wütend an und knurrte ein leises „Ich komm gleich wieder!“, bevor ich begann, mich durch den engen Gang des Abteils zu kämpfen.
    „Und denk dran, dich auch ordentlich zu schminken, Coleena!“ rief mein räudiger Freund mir nach.
    Toll! Wenn ich wiederkam, war ich wahrscheinlich nicht nur der kritischen Musterung Colins ausgesetzt, sondern der des ganzen Abteils. Fehlte noch, dass jemand Schilder mit Punktbewertungen von eins bis neun austeilte. Pah! Auch das würde ich abschmettern. Ich war die coole, taffe Emma – ganz gleich, als was ich mich verkleidete. Und ich würde versuchen, zumindest eine sechs Komma neun auf der Bewertungsskala zu erreichen. Das schwor ich mir. Denn selbst das würde Colin schon umhauen… wahrscheinlich… eventuell… ganz vielleicht… vorausgesetzt, dass er mich nicht nur als weibliche Kopie seiner selbst ansah und anfing, meine ‚Verkleidung‘ zu kritisieren und dumme Verbesserungsvorschläge zu machen. Was leider sehr viel wahrscheinlicher war. Ich seufzte tief und schwer, als ich meine Umkleide – die Behindertentoilette zwischen den Abteilen – erreichte und diese nach Drücken des Öffnungsknopfes zischend aufging.
    „Also los, Emma!“ sagte ich zu mir selbst. „Mach dich erfolgreich zum Oberdeppen.“
     
    Als ich nur wenige Minuten später ‚aufgebrezelt‘ durch den Gang des Abteils zurück zu meinem Platz stöckelte (dabei mit dem Koffer im Arm das Gleichgewicht zu halten, während das Abteil hin und her wackelte, war eigentlich eine Leistung, die mit einem Orden ausgezeichnet gehörte), bekam ich sehr viel weniger Aufmerksamkeit, als ich befürchtet hatte. Wahrscheinlich erkannten mich die meisten Reisenden nicht wieder. Was ein Kleid, High Heels und ein bisschen Schminke so ausmachten…
    „Entschuldigen Sie“, wandte ich mich schmunzelnd an Colin, der sich so in sein Sportmagazin vertieft hatte, dass er nichts anderes um sich herum mehr wahrnahm. „Könnten Sie vielleicht meinen Koffer oben in die Ablage packen?“
    Er hob den Blick und seine gerunzelte Stirn glättete sich rasch, als er mich gründlich musterte. Das eng anliegende dunkelblaue Kleid mit dem Spitzenbesatz an Ärmeln und Ausschnitt schien ihm zu gefallen.
    „Wusst ich’s doch!“ brachte er sichtbar beeindruckt hervor.
    Das war doch schon mal etwas. Fehlte noch das lüsterne Glimmen in seinen Augen, das ich schon zu oft zähneknirschend gesehen hatte, wenn er mit einer seiner ‚Freundinnen‘ zugange gewesen war. Aber ich wollte ja nicht ungeduldig sein. Vielleicht brauchten seine Synapsen einfach mehr Zeit, um von ‚guter Freund‘ auf ‚Sexobjekt‘ umzuschalten.
    „Auch in dir steckt ein kleiner Colin!“
    ‚Nein. Kein Colin – eine begehrenswerte Frau!‘ wollte ich sagen. Aber ich tat es nicht, sondern lächelte tapfer weiter.
    Sein erfreuter Blick wandelte sich viel zu rasch in einen kritischen. „Wir müssten aber noch was mit deinen Haaren machen“, überlegte er laut, anstatt mir endlich den viel zu schweren Koffer abzunehmen. „Vielleicht hochstecken? Färben geht ja auf die Schnelle nicht. Obwohl blond dir bestimmt gut stehen würde.“
    Futsch war mein schönes Lächeln. So schnell konnte das bei meinem lieben Freund gehen.
    „Ich mag meine Haare so, wie sie sind. Und Punkt!“ knurrte ich. Ich hatte sie extra leicht toupiert, um für mehr Fülle zu sorgen, und sie mit Glanzspray gefoltert. Warum konnte dieser… Kunstbanause das nicht schätzen?! Und warum musste er mir immerzu das Gefühl
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