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I#mNotAWitch 1

I#mNotAWitch 1

Titel: I#mNotAWitch 1
Autoren: Yuna Stern
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Savannah, selbst Jack und Isaiah –, woraufhin auch Lucien bemerkte, was vor sich ging.
    „NEIN!“, brüllte er wutschnaubend.
    Aber es war zu spät.
    Ich sah nur noch, wie eine spitze Scherbe des kaputten Buntglasfensters in seiner Hand aufblitzte, während Aiden in seinen eigenen Arm biss und sein Blut in meinen Mund presste. Ich versuchte es auszuspucken, aber er presste seinen Arm so fest hinein, dass ich irgendwann einen Schluck abbekam.
    Und dann stach er mir mit der Scherbe direkt ins Herz.
    Ein heftiger Schmerz rannte durch meine Adern, durch meine Brust, ließ mich keuchen und husten, und wieder hörte ich Luciens Schreie, Theresas Weinen und schließlich einen leisen Satz von Aiden: „Tut mir leid, Quinn.“
    Im nächsten Moment tauchte ich in eine tiefe Dunkelheit ein und mein Herz hörte auf zu schlagen.

Kapitel 35
    Plötzlich erinnerte ich mich. Mit sechs Jahren hatte ich schon einmal Theresas Tagebuch gesehen. Und das Bild des Raben, das von einer Fledermaus verfolgt wurde. Ich hatte gerade lesen gelernt und daher fiel es mir schwer, die altmodische Schrift von Theresa zu deuten, doch ich fragte mich, was sie wohl über diese Tiere geschrieben hatte.
    Ich war ein neugieriges Kind, machte niemals Halt vor irgendetwas, bis meine Mutter mich regelmäßig ausschimpfte. Ich war niemals unglücklich gewesen, nur launisch und schwierig.
    Ja, Lucien hatte recht, wenn er mich als schwierig bezeichnete. Schließlich war ich nur die Tochter einer allzu schwierigen – und vielleicht auch manchmal nervigen – Mutter.
    Savannah konnte ich nicht ausstehen, weil sie nie mit mir spielen wollte. Sie besaß eine wunderschöne Porzellanpuppe, die sie von unserer Großmutter geerbt hatte, und die sie niemals mit mir teilte. Dafür verachtete ich sie, genauso wie kleine Schwestern sich gegenseitig verachteten, indem ich sie ärgerte und ihre Schulbücher versteckte und ihren Kamm in den Mülleimer warf.
    Savannah war schon immer eitel gewesen. Insbesondere in ihrer Teenagerzeit hatte sie die meiste Zeit vor dem Spiegel verbracht. Nicht so wie ich, die nur ungern Klamotten einkaufte oder nähte oder sich überhaupt damit beschäftigte. Ich war immer eher die Leseratte gewesen, die Bücher kaufte, manchmal sogar heimlich mit dem Geld, das ich zu meinem Geburtstag bekommen hatte, damit ich es für die nächsten Jahre sparte.
    Phoebe war genauso wie ich, wenn nicht gar schlimmer. Nach dem Duschen kämmte sie sich nur ungern die Haare, weil sie immer behauptete, dass es so unschön zwickte. Dann schnappte ich mir ihren Kamm und half ihr dabei.
    Seit meiner Kindheit dachte ich, dass Savannah und Samuel ein eingeschworenes Team waren, dass sie niemanden sonst brauchten als sich selbst. Aus diesem Grunde konzentrierte ich mich voll und ganz auf Phoebe, und wir beide wurden das andere Team.
    Und plötzlich fragte ich mich, ob Savannah all die Jahre lang nicht völlig alleine gewesen war. Genauso wie Samuel. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie jemals über ihre Träume und Sehnsüchte gesprochen hatten, so wie Phoebe und ich es jeden Tag taten.
    Warum hatten wir nicht alle zusammen ein Team sein können?
    Wenn ich an meine Kindheit zurückdachte, erinnerte ich mich nur noch an wenige Ereignisse, insbesondere aber an ein Gefühl, das mir immer vorgespielt hatte, ich wäre eingesperrt. Mit neun Jahren kletterte ich den Apfelbaum in unserem Vorgarten hoch, um eine Krähe zu fangen, die aber sofort davon flog. Bevor ich den höchsten Ast erreichen konnte, rutschte ich aus und landete mit einem lauten Aufschrei auf dem Gras. Ein grausamer Schmerz jagte durch mein Bein, aber ich kroch hinein ins Haus, ohne den anderen Bescheid zu sagen.
    Ich fürchtete mich davor, dass meine Mutter wütend auf mich werden würde.
    Sie fand mich Stunden später in der Abstellkammer im Erdgeschoss. Und natürlich war sie so zornig, dass ich danach wochenlang das Bett hüten und nicht mehr zur Schule gehen durfte.
    Und trotzdem, erst langsam begriff ich, dass wir unsere eigene kleine Welt gehabt hatten, fünf Menschen, die alle Schwierigkeiten irgendwie aus dem Weg zu räumen und miteinander zu leben versuchten.
    Außerdem erinnerte ich mich an meinen ersten Schultag. Ich war in die Klasse gestürmt, völlig gut gelaunt, mit dem alten Rucksack von Savannah auf meinen Schultern, und hatte in die Gesichter von einer Gruppe von Schülern geschaut, die noch nichts von den Eigenheiten meiner Familie ahnten. Oder sie waren noch zu jung dafür, um sich
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