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I#mNotAWitch 1

I#mNotAWitch 1

Titel: I#mNotAWitch 1
Autoren: Yuna Stern
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überhaupt nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Lucien war zwar sonst immer vom Feuer umgeben, aber dieser Ort hier machte einen ganz anderen Eindruck. So als hätte es vor Ewigkeiten mal darin gebrannt. All die Wände waren verkohlt.
    Der penetrante Gestank nach Rauch lag in der Luft, stieg mir in die Nase, ließ mich einen Moment lang husten.
    Lucien wirkte stolz, während er mich dabei beobachtete, wie ich mich in seinem Zuhause umsah.
    „Wo ist das Feuer?“, fragte ich leise.
    Er zuckte mit den Schultern und murmelte: „Du kannst es nicht sehen. Genauso wie du die vielen toten Seelen nicht sehen kannst, die gerade um uns herumwandern.“
    Aber dafür konnte ich sie sehr gut hören. Klagvolle Stimmen hallten von den Wänden wider, Schreie, verwirrte Gespräche, alte Sorgen. Es waren so viele Emotionen an einem Ort gebündelt, dass mir hintereinander Schauder über den Rücken liefen. Wut. Hass. Reue. Alles kam hier zusammen, traf aufeinander, und bildete das Zuhause von Lucien.
    „Gefällt es dir?“, fragte er, fast schon höhnisch.
    Was sollte ich darauf bloß antworten? Konnte ich ihm die Wahrheit sagen?
    Doch er interessierte sich gar nicht für meine Antwort. Er lief einige Schritte voraus, atmete die dreckige Luft genussvoll ein, und rief dann: „Mutter, komm. Ich muss dich mitnehmen.“
    Mutter? Bezeichnete er Theresa als Mutter? War sie die Frau gewesen, die ihn zur Welt gebracht hatte?
    Und plötzlich machte alles einen noch größeren Sinn. Der Rubinring, den ich geerbt hatte, gehörte ursprünglich seiner Mutter. Alles war von vorneherein geplant gewesen, in den Sternen zu lesen oder in verborgenen Schriften zu deuten gewesen.
    Die Schreie um uns herum wurden lauter, rauschten an mir vorbei, hefteten sich an meine Fersen, flüsterten, wisperten, und ich hoffte nur, dass ich keine dieser Stimmen erkennen würde. Das hätte ich nicht ertragen, wenn James Elliot oder Tyler Brandon hier auf mich gestoßen wären. Und noch immer hoffte ich vergeblich, dass sie vielleicht doch an einen anderen Ort als in die Hölle gekommen waren.
    Erst eine Weile später flackerte eine Art Thron auf einem Podest aus Steinen auf. Feuer züngelte sich um eine Frau, deren roten Haare sich lockten und bis zu ihren Beinen reichten.
    „Mutter!“, rief Lucien glücklich. „Endlich! Ich bin auf jemanden getroffen, der dich unbedingt wiedersehen möchte! Du musst mich begleiten!“
    Die Frau sagte nichts. Ihre Augen wirkten leer und schwarz. Nur ihre Lippen bebten, als sie vom Thron stieg und in unsere Richtung kam. Erst dann bemerkte ich, dass sie durchsichtig war, wie eine Art Geist.
    „Also, Quinn, jetzt lernst du meine Mutter kennen, Theresa“, lächelte Lucien und wies auf die Frau, die nun vor uns stand. Ihr starrer Blick war auf den Boden gerichtet.
    Sie schien gar nicht richtig bei Bewusstsein zu sein, so als würde sie von fremden Kräften gesteuert werden. Mich befiel eine kalte Gänsehaut. Sollte das etwa auch meine Zukunft sein? Würde ich auch irgendwann an diesem schrecklichen Ort verrotten, während Lucien vor meinen Augen die Seelen von anderen Menschen malträtierte und folterte?
    Das wollte ich mir besser nicht vorstellen.
    Erneut griff Lucien nach meiner Hand, bat mich, dass ich meine Augen schloss, und beförderte uns drei zurück in die Halle des Vampirhauses.
    Wir schienen nur wenige Sekunden weggewesen zu sein, denn noch immer standen alle an der Stelle, an der wir sie zurückgelassen hatten. Niemand hatte sich ein Stück bewegt.
    Savannah und meine Mutter stöhnten erleichtert auf, als sie mich wiedersahen. Ich stolperte vorwärts, stieß gegen Severin, der ungläubig dort stand und den Geist seiner Geliebten bewunderte.
    „Du... bist hier!“
    Theresas Geist trat einige Schritte auf ihn zu, blieb direkt vor ihm stehen. Er streckte seine Hand aus und versuchte, sie zu berühren, aber nichts passierte. Seine Hand fuhr durch ihren transparenten Körper, so als würde sie den Wind streicheln.
    „Oh, nein! Was haben sie mit dir gemacht?“
    In Theresas Augen sah ich kurz so etwas wie Erkennen, doch dann wich alle Kraft wieder von ihr und sie wirkte genauso stumpf und teilnahmslos wie zuvor.
    „Mutter, du kannst ruhig mit ihm reden. Vater erlaubt es dir“, grinste Lucien und trat ebenfalls einen Schritt näher zu den beiden.
    Nachdem er seine Hand auf ihre Schulter legte – jedenfalls hatte es den Anschein, als würde er sie dahin legen –, begann ein seltsames Beben ihren Körper zu
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