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I#mNotAWitch 1

I#mNotAWitch 1

Titel: I#mNotAWitch 1
Autoren: Yuna Stern
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lief mir ein kalter Schauer über den Rücken.
    Die Stille des Waldes, wie man sie ja nannte, klang in meinen Ohren ironischerweise unglaublich laut. Ich konnte fast hören, wie der Wald als Ganzes atmete, und ich spürte die Augen der Tiere um mich herum, die unseren Schritten aufmerksam folgten.
    Der Wald, den wir aufgesucht hatten, lag am südlichen Ende der Stadt. Wir hatten unseren Wagen am Straßenrand abgestellt, um uns auf den Weg zu begeben. Der Hinweg war schnell und einfach verlaufen, da noch helles Tageslicht zu dem Zeitpunkt die Orientierung erleichterte. Nun war es stockdunkel, und wir konnten uns nur noch auf die Taschenlampe verlassen, die auch noch einen altersschwachen Eindruck machte, indem sie unsicher flackerte.
    Ich stolperte erneut, krachte mit meinem rechten Knie auf einen umgefallenen Baumstamm, dessen spitzen Äste meine Jeans aufkratzten.
    „Ist alles in Ordnung?“ Phoebe half mir mit einem besorgten Stirnrunzeln auf.
    „Ja, danke“, murmelte ich und klopfte meine Hose ab. Nein, es war nicht wirklich alles in Ordnung. Mein Knie war aufgeschürft und blutete, meine rechte Hand, die sich um die Taschenlampe klammerte, war bereits taub von der Kälte, und ich hatte verdammt noch mal Angst in dieser Einöde.
    Und im nächsten Moment sollte es noch schlimmer kommen.
    Wir gingen eher schlecht als recht einige Schritte weiter – beziehungsweise ich humpelte – bis die Batterien unserer Taschenlampe den Geist aufgaben.
    In dieser Sekunde wünschte ich mir diesen ganzen Hexenhokuspokus tatsächlich herbei, doch leider besaß unsere Familie seit über hundert Jahren keine Kräfte mehr. All die Sprüche, die wir gelernt hatten, um Feuer oder Licht heraufzubeschwören, waren unnütz. Sie halfen uns in dieser unangenehmen Situation nicht weiter.
    Doch ich hatte nicht mit Phoebe gerechnet, die plötzlich aus ihrer Jackentasche ein Handy herausfischte, um damit die Umgebung zu beleuchten.
    „Seit wann hast du denn ein Handy?“, fragte ich überrascht. „Weiß Mutter davon?“
    „Nein.“ Sie schüttelte grinsend den Kopf. „Das darf sie auch nie erfahren, ja?“
    „Aber woher hast du das?“
    Phoebe neigte ihren Kopf näher zu mir, woraufhin mir ihr angenehmer Zitrusduft in die Nase stieg, und flüsterte: „Samuel hat es für mich gekauft, zu meinem Geburtstag. Es ist gebraucht und ganz alt. Er hat nur wenige Dollar dafür bezahlt.“
    „Und telefonierst du damit?“ Ja, meine Fragen mussten sich für umstehende Personen seltsam anhören, doch so war unsere Familie nun mal. Wir besaßen einfach keine Handys und keine Computer. Stattdessen hockten wir beim Kamin, kramten in alten Kartons unserer Ahnen, während unsere Mutter uns keltische Vokabeln abfragte.
    „Nein!“ Sie lachte kurz auf. „Wen sollte ich damit denn anrufen? Ich spiele nur damit. Da gibt es ein Spiel, da bin ich echt süchtig von! Snake heißt das!“
    Sie reichte mir das silbernfarbene Handy, das noch eine Antenne besaß, und nahm selbst die Taschenlampe, um sie zu schütteln und dagegen zu hauen. „Meinst du, wir könnten einen Spruch ausprobieren, der die Lampe repariert?“, kicherte sie.
    „Das haben wir doch schon unzählige Male versucht. Das bringt doch nichts.“ Ich hielt das Handy in meiner Hand und betrachtete es ehrfüchtig. Da ich Angst davor hatte, dass das Licht weggehen könnte, traute ich mich nicht, die neongrün blinkenden Tasten anzurühren.
    „Komm schon!“, bat Phoebe. „Nur ein einziges Mal!“ Ihre Augen glitzerten selbst in der Dunkelheit wie schwarze Edelsteine. Auf ihren Lippen konnte ich ein verschmitztes Lächeln erkennen.
    „Lass uns loslegen“, lachte ich. „Welchen Spruch sollen wir nehmen?“
    Sie schlug den Hilfespruch vor, der Hexen aus allen Notlagen befreien sollte. Wir sprachen die drei Sätze, die wir bereits mit neun Jahren auswendig gelernt hatten, und wiederholten sie dreimal – doch nichts geschah.
    Ich zuckte leicht enttäuscht mit den Schultern. „Tja, nächstes Mal vielleicht.“
    Phoebe schlug ein weiteres Mal gegen die Taschenlampe, damit sie ansprang. Nichts passierte.
    Ohne ein weiteres Wort gingen wir wieder los, wobei das Handylicht unseren Weg nur spärlich beleuchtete.
    „Pass auf“, murmelte Phoebe und griff nach meiner Hand. „Hier geht es steil abwärts.“
    Wir eilten die Anhöhe mit schnellen Schritten hinunter und landeten auf einer Lichtung, die von hohen Fichten umringt war.
    „Ich will nur noch zum Auto“, seufzte ich.
    „Schhh!“ Phoebe zog
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