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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis
Autoren: Raymond Khoury
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hinzu.
    Mia bückte sich und zog zwei dicke, lodernde Äste aus dem Feuer.
    Sie nickte Corben zu.
    «Gehen Sie voran, aber bleiben Sie dicht bei mir», sagte er.
    Rücken an Rücken gedrückt, gingen sie im Krebsgang seitwärts, Schritt für Schritt weg vom Feuer und hinaus in die Finsternis. Sie schwenkten ihre Fackeln hin und her und umgaben sich mit einem schützenden Feuerring. Schritt für Schritt näherten sie sich der Stelle, an der einer der Männer lag. Der Anblick des von den Wölfen zerfleischten Leichnams lähmte ihre Gedanken. Ringsumher schnappten und knurrten die Bestien; sie sprangen vor und zurück und umkreisten sie, und ihre glühenden Augen starrten sie an.
    Im matten Licht des Feuers sah Corben den Lauf des AK-47 neben der Leiche blinken.
    «Da entlang», röchelte er und korrigierte den Kurs. Sie näherten sich der rettenden Waffe.
    Er spürte, dass seine Knie einknickten. Mit der ganzen Kraft seines Willens hielt er sich aufrecht, und mit herkulischer Anstrengung erreichte er die Maschinenpistole.
    «Halten Sie mir die Biester vom Leibe, damit ich sie checken kann.» Er bückte sich und hob das Gewehr auf. Es schien eine Tonne zu wiegen. Keuchend und mit schmerzverzerrtem Gesicht richtete er sich auf. Er ließ das Magazin herausfallen, drückte mit den Fingern auf die oberste Patrone und prüfte die Ladung.
    «Und?», fragte Mia verzweifelt.
    «Es kann losgehen», antwortete er, doch er konnte kaum noch stehen. Er stellte auf Halbautomatik und drehte sich halb zu ihr um. Sie starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, nervös und erwartungsvoll.
    «Nehmen Sie.» Er drückte ihr den Karabiner in die Hände. «Ich werde so viele wie möglich erledigen, aber wenn sie mich erwischen, müssen Sie mit dem Ding hier weiterkämpfen. Es ist entsichert. Einfach zielen und abdrücken, okay?»
    Sie brachte ein Lächeln zustande und wollte etwas sagen, aber jetzt war keine Zeit für große Worte. Sie wussten es beide.
    Die Wölfe waren rasend vor Wut; sie schienen zu spüren, dass die letzte Runde bevorstand. Einer von ihnen setzte sich auf die Hinterbeine und sprang Corben an. Corben drückte ab, der Wolf überschlug sich in der Luft und fiel zu Boden. Dann ging der Rest des Rudels zum Angriff über.
    Corben schoss weiter; er schwenkte die Waffe hin und her und ließ sie ihre todbringenden Geschosse ausspucken. Sein Körper wurde nur noch durch den eigenen Schwung in Bewegung gehalten, und jeder Schuss warf ihn rückwärts gegen Mia. Seine Finger spannten sich in tödlicher Umklammerung um Kolben und Magazin. Ein Wolf nach dem andern stürzte mitten im Sprung zu Boden, als seien sie gegen eine gläserne Wand gesprungen. Der Boden war bedeckt von Fell und Knochen und Blut.
    Als die beiden letzten Tiere nach seinen Beinen schnappten, traf der Schlagbolzen mit lautem Klicken auf die leere Kammer. Einer der Wölfe sprang an ihm hoch. Er riss den hölzernen Kolben der Kalaschnikow herauf und wehrte ihn ab. Der Wolf kam sofort wieder auf die Füße, als hätte ihn gerade mal eine zusammengerollte Zeitung erwischt. Bevor er jedoch erneut angreifen konnte, hatte Corben die Waffe herumgedreht, packte sie wie eine Axt am Lauf und ließ sie auf die Bestie niederfahren, einmal, zweimal. Schrilles, verzweifeltes Kläffen durchschnitt die Luft.
    «Jim», hörte er Mia schreien, aber bevor er sich umdrehen konnte, fiel der letzte Wolf ihm in den Rücken. Er fühlte die Zähne im Nacken, die Krallen an seinem Rücken. Das Gewehr fiel Corben aus der Hand, und die Erde kam ihm entgegen, als er stürzte. Der Schmerz war unwirklich; sein Körper wurde von allen Seiten in Stücke gerissen, aber er war schon taub für alles, denn seine Neuronen waren längst ausgebrannt. Er glaubte einen Schuss zu hören, dann noch einen, und das Reißen hörte auf. Zähne und Klauen, die sich in sein Fleisch gegraben hatten, ließen von ihm ab.
    Er rollte auf den Rücken und fühlte, wie das Licht aus seinem Körper entwich. Er erkannte Mias verschwommene Umrisse. Keuchend zerrte sie an den Bestien, die ihn hatten zerreißen wollen, und zog sie von ihm weg. Dann war ihr Gesicht über ihm. Sie schaute voller Trauer und Entsetzen auf ihn herab. Tränen tropften auf seine Lippen, und ihr Salzgeschmack hauchte ihm noch einmal ein wenig Leben ein. Ihre Finger strichen zart über sein Gesicht und entfernten etwas von seiner Stirn. Ihre Lippen bewegten sich, doch er hörte nicht. Ein faszinierender Lichtkranz aus fernen Sternen umgab ihr himmlisches
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