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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster
Autoren: Paul Gallico
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des Majors zu seiner Linken, unterhalten hatte, mit einiger Schärfe: «Keineswegs. Ich möchte nur wissen, wer Ihnen solchen Unsinn eingeredet hat.»
    Der Major lachte lautlos vor sich hin; er litt durchaus nicht an Schüchternheit. «Ihr Neffe, Sir», sagte er.
    Der Wortwechsel fiel mitten in eine jener gelegentlichen Gesprächsstockungen, und nun starrte alles auf den unsympathischen jungen Mann, der Vetter Freddie genannt wurde. Er war der Sohn von Lord Paradines jüngerem verstorbenen Bruder Philip. Frederick Paradine verkörperte den ungewöhnlichen Typ des widerlichen und hinterhältigen dicken Mannes. Mit neunundzwanzig Jahren war er bereits unförmig, schwammig und abstoßend. Die Familienmerkmale der Paradines - vorstehende Augen, kleiner Mund und arrogante Nase — paßten nicht in sein feistes Gesicht. Sie verliehen ihm das Aussehen eines besonders bösartigen und rachsüchtigen Papageis.
    Wenn Lord Paradine verärgert war, gab er sich keine Mühe, es zu verbergen. «Zum Teufel, Freddie», sagte er, «wirst du nie lernen, den Mund zu halten?»
    «Aha», bellte der Major, «es ist also wahr?»
    «Nein», unterbrach ihn Sir Richard Lockerie, «durchaus nicht», worauf sich alle Blicke ihm zuwandten. Der vornehm aussehende Mann war im Krieg Panzertruppenkommandeur gewesen. In Gefangenschaft geraten, gelang es ihm, zu fliehen und nach England zu entkommen. Später heiratete er eine Französin aus der Untergrundbewegung, die ihm dabei geholfen hatte. Sie starb kurz nach der Geburt ihres Sohnes. «Ich habe Lord Paradine nur den Vorschlag gemacht, falls diese Belästigungen andauern sollten, einen Mann herkommen zu lassen, den ich kurz nach dem Krieg in Cambridge kennenlernte und der Fachmann auf diesem Spezialgebiet ist.»
    Horace Spendley-Carter, der Unterhausabgeordnete, mischte sich ein. Er hatte eine sehr laute Stimme und ein noch lauteres Lachen. Er war ein hünenhafter Mann mit einem Schnurrbart, einer Stupsnase und einem Paar feuchter Augen. Er trug einen braunroten Smoking. «Sie sollten sich bei unserem Freund Jellicot Rat holen. Er kennt sich in diesen Dingen aus.»
    Mr. Jellicot strahlte und wollte schon das Wort ergreifen, als ihm Beth Paradine, das sanfte, schüchterne, braunhaarige Mädchen zuvorkam, das neben Sir Richard saß. «Oh, Onkel Richard, kennst du wirklich jemand, der etwas davon versteht?» Und Susan Marshall, die ihm gegenüber saß, sagte: «Erzählen Sie uns etwas von ihm, Richard.»
    Sir Richard sagte: «Es war nur so eine Idee von mir. Nach dem Krieg ging ich noch auf ein Jahr nach Cambridge, um meine Studien zu beenden, wie viele Leute meines Alters. Da war ein Philosophiedozent, den wir alle sehr gern hatten, einer von den Lehrern, die einem das Studium zur Freude machen. Leider geschahen dann höchst unangenehme Dinge, die Dr. Bingham beinahe das Leben kosteten.»
    Susan Marshall folgte seiner Erzählung mit gespannter Aufmerksamkeit und leuchtenden Augen. «Meinen Sie übernatürliche Dinge?» fragte sie.
    Sir Richard zögerte, bevor er antwortete. «In gewissem Sinn, ja. Dieser junge Mann, Alexander Hero, klärte den Fall auf. Es war höchste Zeit. Doch Hero ist kein Spiritist. Soviel ich weiß, arbeitet er gelegentlich für die parapsychologische Gesellschaft.»
    «Wie heißt dieser Mensch?» brüllte Major Wilson. «Hero, sagten Sie? Welch absurder Name!»
    Vetter Freddie schnaubte: «Ist es sein richtiger Name oder ein Pseudonym?»
    Sir Richard musterte Vetter Freddie kühl und sagte: «Ich zweifle nicht, daß du ihn in einem genealogischen Werk finden wirst, wenn es dich wirklich interessiert. Ursprünglich war es eine Hugenottenfamilie, und der Name lautete Heureux. Ihr Stammbaum soll bis ins elfte Jahrhundert zurückreichen.»
    Susan Marshall fragte: «Was ist er denn, eine Art Gespensterdetektiv?» Und Lady Paradine sagte langsam: «Wie interessant», obgleich es ihr völlig gleichgültig war; sie beschäftigte vielmehr die Art, wie ihr Sohn Mark, der ihr rotes Haar und ihr hübsches Gesicht geerbt hatte, Susan Marshall mit den Augen verschlang.
    «Lächerlich!» knurrte Major Wilson. «Wo gibt es denn Gespenster? Der Kerl muß ein Scharlatan sein. Man sollte ihn aufs Glatteis führen.»
    «Sieht er gut aus, Sir Richard?» erkundigte sich Vivyan Wilson. Sie war blond und hübsch, wenn auch etwas zu mager und knochig, wie viele nicht mehr ganz junge Engländerinnen. Ihr Blick hatte etwas Ruheloses und Lebenshungriges.
    Sir Richard bemerkte, wie sich Major Wilson steif
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