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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster
Autoren: Paul Gallico
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Liebe», sagte er. «Ich werde Ihnen später alles erzählen.»
    Die apfelwangige Putzfrau mit den unverschämten Augen lachte verschmitzt und sagte: «Daß Sie es ja nicht vergessen! Immer behalten Sie die interessantesten Sachen für sich.» Und damit schlurfte sie davon.
    Hero wandte sich zu seinem Besucher und sagte: «Entschuldigen Sie bitte, aber sie führt hier das Zepter. Ich schaffe es nicht ohne sie. Wollen Sie nicht Platz nehmen? Wir haben uns zuletzt in Cambridge getroffen, nicht wahr? Es hat damals großen Eindruck auf uns gemacht, daß Sie und Ihre Kameraden nach sechs Kriegsjahren an die Universität zurückkamen.»
    Sir Richard sagte: «Ich erinnere mich, daß ich von einer ungewöhnlichen Leistung beeindruckt war, die Sie vollbrachten, während ich in Cambridge war. Sie retteten Dr. Bingham das Leben. Das ist der Grund, weshalb ich Sie heute aufsuche.» Sir Richard wurde wieder nervös. Er erhob sich, zündete eine Zigarette an, trat an ein Bücherregal und dann ans Fenster, bevor er sich wieder dem jungen Mann zuwandte. «Ich komme mir vor wie ein alberner Narr.»
    Hero sagte: «Das dürfen Sie nicht. Die meisten gesunden und vernünftigen Leute werden an sich selber irre, wenn sie glauben, etwas Übernatürliches gesehen zu haben.»
    «In Paradine Hall spukt es», stieß Sir Richard hervor. «Das Schloß ist ganz offensichtlich verhext. Unheimlich! Ein junges Mädchen ist auf gemeine Art angegriffen worden. Wenn sie nicht — so tapfer wäre, hätte es sie das Leben gekostet. Ich hörte erst gestern abend davon. Etwas geht da vor. In Paradine Hall ist die Hölle los. Ich hätte sie alle für verrückt gehalten — Isobel, Susan, Beth —, wenn ich nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, daß ihre phantastischen Geschichten wahr sind. Ich bin ein Dummkopf, Hero, und ich halte mich nicht für einen Feigling, doch ich bin zutiefst beunruhigt.»
    «Was haben Sie gesehen?» fragte Hero.
    «Gestern abend während des Dinners in Paradine Hall bewegte sich ein Sessel von selbst; Dutzende von Kerzen erloschen ohne jede Ursache, eine um die andere; ein totes Kaninchen lag plötzlich auf einem Teller; und auf der Orchestergalerie erschien die Gestalt einer Nonne. Wir sahen sie alle ganz deutlich, doch nachher war niemand oben.»
    «Ach, ja, gewiß, die Nonne», sagte Hero. Er ging zum Bücherregal, entnahm ihm einen Band mit dem Titel . Er zeigte Sir Richard die Stelle und sagte: «Es handelt sich da um eine sehr bekannte Sage.»
    Sir Richard blickte einen Moment in das Buch und sagte unsicher: «Aber das ist doch alles Unsinn, nicht wahr?»
    «Zum größten Teil schon», bestätigte Hero.
    Der Ausdruck auf Sir Richards Gesicht veränderte sich wieder, und er sagte: «Ich habe sie aber selber gesehen...»
    «Tatsächlich?» sagte Hero.
    «Ja, mit eigenen Augen. Kurz bevor die letzten Kerzen erloschen und die Panik ausbrach. Ich will versuchen, Ihnen alles genau zu erzählen. Der Paradine Country Club ist Ihnen doch nicht unbekannt, nehme ich an?»
    «Ich habe davon gehört. Ein weiterer berühmter Familiensitz, der dem Untergang geweiht ist.»
    «Ja. Als der alte Lord Paradine starb, blieb seinem Sohn wegen der hohen Erbschaftssteuern nichts anderes übrig, als sein Schloß in eine Art vornehmen Sportclub zu verwandeln, um Geld hereinzubringen. Sie können sich vorstellen, was für Folgen es haben wird, wenn dieser übernatürliche Unfug nicht aufhört. Einige Gäste sind bereits abgereist. Wenn die Sache bekannt wird...»
    «Ja», sagte Hero, «ich verstehe.»
    «Das Schloß hat zwei Flügel, den östlichen, der für die Gäste reserviert ist, und den westlichen, wo die Familie wohnt. Es begann im Westflügel im Zimmer von Isobel Paradine, Lord Paradines Schwester. Sie ist unverheiratet und führt das Zepter im Haus. In ihrem Zimmer wurde nachts ein furchtbares Durcheinander angerichtet. Möbel kippten um, Bilder fielen von den Wänden, die Bettdecke rutschte zu Boden.»
    «War Miss Paradine anwesend?»
    «Ja. Als wir, vom Lärm aufgeschreckt, in ihr Zimmer eilten, saß sie aufrecht in ihrem riesigen Bett, vor Schreck wie gelähmt. Das Porträt ihres Vaters, des verstorbenen Lord Paradine, den sie sehr verehrt hatte, war von der Wand gefallen. Sie schien ganz benommen.»
    «Wann hat sich das zugetragen?» fragte Hero. «Können Sie sich an das genaue Datum
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