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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster
Autoren: Paul Gallico
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oder ein Schuh. Das klingt wohl absolut unsinnig für Sie?»
    «Durchaus nicht», erwiderte Hero ernsthaft. «Ganz im Gegenteil.»
    Sir Richard sagte: «Eine Harfe spielte — ich versuche, Ihnen in kurzen Zügen einen Eindruck zu vermitteln — oder wurde gespielt, ohne daß jemand anwesend war. Sie steht im Musikzimmer und gehörte Lord Para-dines Mutter. Als wir nachschauten, war niemand im Zimmer oder auch nur in der Nähe.»
    Mr. Hero blickte von seinem Notizblock auf. «Was war das?» sagte er scharf. «Wissen Sie das ganz genau?»
    Sir Richard, verblüfft über Heros heftige Reaktion, blinzelte und sagte nach kurzer Überlegung: «Ich weiß nicht, wie man nach allem, was wir durchgemacht haben, noch irgend etwas ganz genau wissen kann. Ich kann Ihnen nur wiederholen, was wir gehört und gesehen haben. Es trug sich in derselben Nacht zu, als Susan angegriffen wurde, nur wußten wir damals noch nichts davon.»
    Mr. Hero machte ein ernstes Gesicht. Er sagte: «Tatsächlich? Ist Ihnen bekannt, daß in der Legende eine Beziehung zwischen der Harfe und der Nonne besteht?»
    Sir Richard nickte. «Ich habe davon gehört.»
    «Von wem?»
    Wiederum klang die Frage ungewöhnlich scharf, und Sir Richard blickte ihn erstaunt an. «Nun, von irgendwem. Solche Dinge hört und weiß man einfach.»
    «Können Sie sich nicht erinnern?»
    Sir Richard dachte angestrengt nach. «Ich glaube, Isobel erwähnte es und ein Mann namens Jellicot — ein Gast des Clubs.»
    Mr. Hero schrieb es auf. «Danke. Und nun zum gestrigen Dinner. Was geschah da...?»
    «Sie möchten sicher alles der Reihe nach hören?»
    «Ja, bitte.»
    Sir Richard zündete eine Zigarette an, um seine Gedanken zu sammeln, und sagte: «Ich werde mich bemühen, nichts auszulassen, doch Sie wissen ja, wie das ist.»
    Mr. Hero lächelte ermunternd und sagte: «Sie sind ein vorzüglicher Zeuge. Ich wünschte, es gäbe bei meiner Arbeit mehr von Ihrer Art. Versuchen Sie es, sich zu erinnern.»
    Zunächst langsam, dann — als die Erinnerung an jede Einzelheit ihn überwältigte — immer schneller berichtete Sir Richard, was sich am gestrigen Abend zugetragen hatte. Mr. Hero unterbrach ihn nicht und machte auch keine Notizen, denn das hätte ihn ablenken können. Der ehemalige Offizier war ein lebhafter Erzähler, und zum Schluß zeigte er Hero, wie Isobel auf der Orchestergalerie gestanden, mit dramatisch ausgestreckten Armen die Vorhänge zurückgeschoben und gerufen habe:
    «Sie hatte recht», schloß Sir Richard. «Wir konnten auch nichts entdecken. Doch anderswo war etwas viel Schlimmeres.»
    «Was war das?» fragte Hero.
    «Als das Licht eingeschaltet wurde, starrte Susan Marshall entsetzt auf ein totes Kaninchen, das, die Drahtschlinge noch um den Hals, plötzlich auf ihrem Teller lag.»
    «Aha», sagte Mr. Hero. «Das gefällt mir gar nicht.»
    «Dann bin ich also nicht verrückt», sagte Sir Richard. «Sie meinen nicht, daß wir alle übergeschnappt sind?»
    «Ganz gewiß nicht.»
    «Und Sie glauben, daß Sie uns helfen könnten?»
    «Vielleicht», sagte Hero. «Wer waren die anderen Gäste, die bei Tisch saßen?»
    «Ich habe eine Liste mitgebracht», sagte Sir Richard.
    Hero überflog die sorgfältig geschriebene Aufstellung, die Sir Richard ihm reichte, und las:
    Mitglieder des Country Clubs:
    Major und Mrs. Howard Wilson vom Middlesex Regiment,
    Mr. Horace Spendley-Carter, Unterhausabgeordneter,
    Mrs. Spendley-Carter und Tochter Noreen Spendley-Carter (zwölf Jahre alt),
    Mr. Alfred Jellicot, Weißwarenhändler aus Manchester, im Ruhestand,
    Mr. Dean Ellison, Ingenieur,
    Mrs. Geraldine Taylor, Witwe,
    Dr. Everard Paulson, Physiker.
    Gäste von außerhalb:
    Pfarrer Harry Witherspoon, East Walsham,
    Dr. Samuel Winters, Arzt in East Walsham.
    Nur zwei Namen sagten Hero etwas. Er erinnerte sich an den Unterhausabgeordneten Spendley-Carter als einen geschwätzigen Politiker und an Dr. Paulson als bekannten Atomforscher. Er sagte zu Sir Richard: «In welcher Eigenschaft möchten Sie mich im Schloß sehen? Als Mitglied der parapsychologischen Gesellschaft oder als Privatmann?»
    «Selbstverständlich als Privatmann, Hero. Es ist uns sehr daran gelegen, daß von der Affäre möglichst wenig an die Öffentlichkeit dringt.»
    Hero deutete auf Lockeries Liste. «Besteht Gefahr, daß sich jemand von diesen Leuten mit der Presse in Verbindung setzt?» erkundigte er sich.
    Sir Richard überlegte. «Dem Kerl Spendley-Carter würde
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