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Im Zimmer wird es still

Im Zimmer wird es still

Titel: Im Zimmer wird es still
Autoren: Jan Walther
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frischen Tee?«
    Peter schaut zu ihm auf, antwortet erst nicht. »Ja, gern«, sagt er schließlich.
    Er gießt Tee auf, geht dann hinüber, schenkt ihn Peter ein. Peter trinkt in kleinen Schlucken, mühsam. Er setzt sich auf die Bettkante.
    »Das riecht ja lecker. Kuchen?«
    »Apfelkuchen.«
    »Hätte ich mir denken können«, Peter lacht. Dann stellt er die Tasse ab, lehnt sich zurück. Er bleibt bei ihm sitzen. Peter hat eine Hand auf seine gelegt.
    »Andreas, ich hab das gestern nicht nur so gesagt. Ich möchte dich gern heiraten«, Peter greift unter sein Kopfkissen und holt eine kleine Schatulle hervor, »bitte sag ja.«
    Er nimmt die Schmuckschatulle und klappt den Deckel auf. Sieht gleich, dass es Stücke von Peter sind. Breite silberne Ringe mit eingelegten blauen Edelsteinsplittern. Er betrachtet die Ringe, die sorgfältig verarbeitet sind, ebenso schön wie ungewöhnlich. Schaut auf, Peter sieht ihn gespannt an.
    »Ja«, er beugt sich vor und küsst Peter, lässt sich Zeit für diesen Kuss. Dann legt er seine Stirn an Peters: »Wo hast du denn die Ringe her?«
    »Mark hat sie aus dem Geschäft geholt.«
    Mark hatte kein Wort verraten, als er gestern da war. Hat ein Geheimnis vor ihm gehütet, als sie drüben waren, sich im Arm hielten. Er nimmt es ihm nicht übel. Er umarmt Peter.
    »Ich freue mich«, flüstert ihm Peter ins Ohr. Dann flüstert er noch etwas.
    »Wie bitte?«
    »Die Küchenuhr hat geklingelt.«
    »Der Kuchen!« Er rennt zum Herd. Der Kuchen ist gerade richtig. Er nimmt ihn heraus und stellt ihn zum Abkühlen auf die Anrichte.
    »Ich werde mich beim Standesamt erkundigen, wie das alles abläuft. Ich weiß gar nicht, wie das alles funktioniert«, sagt er zu Peter.
    »Wir sollten ein paar Freunde dazu einladen.«
    »Ja, wenn es dir nicht zu viel wird?«
    »Nein. Es ist mir wichtig.«
    »Und unsere Eltern«, er beugt sich vor, sieht zu Peter.
    »Ja.«
    »Nur eine kleine Feier. Muss ja nicht lange gehen. Kaffeetrinken, abends ein Buffet. Das könnten wir im Hausflur aufstellen.«
    Er geht hinüber. Peter lächelt ihn an. Er nimmt seine Hände, setzt sich zu ihm.
    »Probier den Ring mal an. Bestimmt müssen wir ihn noch anpassen.«
    Er steckt den kleineren Ring an: »Sitzt ganz gut.«
    Peter dreht ihn: »Bisschen zu eng.«
    »Du auch«, er schiebt Peter den anderen Ring auf den Finger. »Perfekt.«
    »Naja, geht so«, Peter betrachtet den Ring an seiner Hand, »eigentlich sind diese Ringe Ladenhüter. Aber mir gefallen sie und ich war nicht böse, dass niemand sie wollte.« Peter blickt auf und sieht ihn an.
    Er hält Peters Hände in seinen. Eigentlich hatte er die Vorstellung, zu heiraten, spießig gefunden. Denkt an eine Hochzeit von Freunden, bei der ihm die Braut unablässig davon erzählte, wie teuer alles war, alberne Spielchen veranstaltet wurden und in der Hochzeitszeitung dieselben Witze standen wie in der seiner Eltern. Er hatte es furchtbar gefunden.
    Und jetzt würden sie heiraten. An einem Krankenbett. Mit einigen Freunden. Mit einem Buffet im Hausflur. Und er ist verwundert, wie sehr er sich darüber freut. Weil es Peter ist. Weil es um Peter und ihn geht. Um ihre Liebe. Um ihre Verbundenheit.
    Er schaut zum Fenster: »Da ist Katharina. Ich frage gleich mal, ob sie uns ihr Partyzelt leiht.«
    »Bitte lade sie gleich ein.«
    »Natürlich.« Er küsst Peter auf die Stirn und geht nach draußen.

12
    »Sag auch Peter Herzlichen Glückwunsch! « Katharina kommt einen Schritt auf ihn zu, hebt die Hand, berührt ihn aber nicht. Sie lächelt, dann sieht sie ihn voller Mitgefühl an. Er murmelt »Danke«, sieht nur halb, wie sie sich umwendet und geht.
    Der Ausdruck in Katharinas Gesicht lässt ihn nicht los. Erinnert ihn daran, wie sie ihm entgegenlief, als er von der Arbeit kam, von Peter wissen wollte, was der Arzt gesagt hatte. Stattdessen kam Katharina auf ihn zu, sagte ihm, dass Peter im Krankenhaus sei, dass er gleich hinfahren solle. Sie berührte ihn am Arm und sah ihn mit diesem schmerzlichen Mitgefühl an, das ihn nichts Gutes ahnen ließ. Wie in einem schlechten Traum packte er Sachen ein, planlos und ohne den Sinn recht einzusehen. Verdacht auf Prostatakrebs. Der Arzt habe ihn sofort ins Krankenhaus überwiesen.
    Als er den Krankenhausflur entlangging, fiel ihm auf, dass er zu luftig angezogen war. Der Tag war der erste frühlingshaft warme des Jahres gewesen, aber jetzt war es Abend und abgekühlt und sein neues Shirt war unpassend. Auf der Station schaute er zuerst ins
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