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Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Titel: Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)
Autoren: Gill Lewis
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in der Hoffnung, eine weiße Rückenflosse zu sehen. Angel geht mir nicht aus dem Sinn. Sie spukt jetzt in meinen Gedanken herum, nicht mehr in meinen Träumen. Sie ist dort draußen mutterseelenallein und ich weiß nicht, wie sie das überleben kann.
    »Hier entlang«, sagt Dad.
    Ich folge ihm auf den sandigen Küstenpfad, der unten an den Zeltplätzen entlangführt. »Wohin gehen wir?«
    »Kann ich dir nicht sagen«, lächelt er, »das ist eine Überraschung.«
    Wir gehen an einem Platz mit Zelten vorüber, dann an einem mit Wohnwagen. Die Wiesen neigen sich sanft bis hinunter zu den Dünen hinter dem Strand. Die See ist ruhig und funkelt silbrig blau. Kaum zu glauben, dass dort draußen gestern Abend der Teufel los war.
    »Da«, sagt Dad.
    Der letzte Wohnwagen zeigt zum Meer hin. Von ihm aus zieht sich bis zu einer Ginsterhecke und einer Bruchsteinmauer eine Leine mit Wimpeln. Ein Tisch steht da, vollgestellt mit Tellern und Gläsern, und ein knallrosa Windsack in Form eines Delfins wirbelt im Wind. Hinter den Fenstern des Wohnwagens bewegen sich Schatten.
    Die Tür öffnet sich mit einem kräftigen Schwung und Felix taumelt heraus, gefolgt von seiner Mutter, seinem Vater und Miss Penluna. Carl und Greg und Sam, die Tierärztin, sind ebenfalls hier und dann folgen auch noch Chloe und Ella.
    Dad umarmt mich und zieht mich an sich.
    »Willkommen zu Hause, Kara«, sagt er.
    »Zu Hause?«, sage ich, runzle die Stirn und schaue ihn an.
    »Ich weiß, viel macht’s nicht her, aber es ist ein Zuhause für uns, fürs Erste.«
    Die Fenster sind aufs Meer gerichtet. Ich werde den Ozean jeden Tag sehen und hören. »Das ist perfekt, Dad«, sage ich und umarme ihn ganz fest, »einfach perfekt.«
    Felix stößt mich in die Rippen. »Was hat dich aufgehalten?«
    Ich grinse. »Wo ist deine Medaille?«
    Felix schaut mich schräg an. »Medaille?«
    »Du hast die Regatta gewonnen. Schon wieder vergessen?«
    Felix lacht. »Natürlich, stimmt ja. Heute die Regatta, morgen die Olympischen Spiele.«
    »Kommt jetzt«, sagt Mr Andersen, »ihr müsst doch alle am Verhungern sein. Wir haben genug Essen, um eine ganze Armee zu verköstigen.«
    Ich lächle und mein Blick schweift über die Felder und Wiesen, die sich bis zum Kap hin erstrecken. Die Sonne neigt sich dem Horizont zu und leuchtet goldgelb. Heute ist der erste Septembertag. Ein Hauch von Herbst liegt in der Luft. Für einen Augenblick möchte ich ganz für mich allein sein, bevor ich mich den anderen anschließe.
    »Komm schon!«, ruft Chloe.
    »Es dauert nicht lang«, rufe ich zurück.
    Ich lasse sie im Sonnenschein sitzen und nehme den Pfad, der durch die Dünen führt. Meine Zehen graben sich in den kühlen, weichen Sand. Das Meer leuchtet türkisblau, durchzogen von silbernen Streifen. Ich klettere auf die höchste Düne, setze mich im Schutz des Dünengrases in den Sand und blicke hinaus aufs Meer.
    »Kara?«
    Ich drehe mich um. Ich hatte nicht bemerkt, dass Dad mir folgt. Ein Haufen Sand rutscht die Düne hinab, als er sichneben mich setzt. Ich ziehe die Beine an und lege die Arme um die Knie.
    »Wir sollten nicht so lange wegbleiben«, sagt er. »Sie haben ’ne Ewigkeit auf uns gewartet, vor allem Felix.«
    Ich schaue zurück auf den kleinen weißen, mit Wimpeln behängten Wohnwagen und auf die kleine Gemeinschaft, die um den Tisch herum sitzt. Felix hat sich in die Strandliege gefläzt und lässt sich von der Sonne bescheinen. »Wir haben doch ein paar wirklich gute Freunde, stimmt’s?«
    Dad nickt. »Wenn Mum da wäre, sie wäre so stolz auf uns!«, sagt er, schaufelt eine Handvoll Sand und lässt ihn durch die Finger rieseln. »Du hast getan, was sie nicht tun konnte. Du hast Dougie Evans dazu gebracht, seine Meinung zu ändern.«
    »In einem hatte Dougie Evans recht«, sage ich.
    Dad dreht sich zu mir und hat Lachfältchen um die Augen. »Ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals von dir hören würde.«
    Ich runzle die Stirn und fixiere den fernen Horizont. »Er hat gesagt, dass uns die Wahrheit manchmal direkt anschaut, wir sie aber ignorieren.«
    Dad seufzt und legt den Arm um mich. Er hält mich ganz fest.
    Ich rupfe einen Grashalm und drehe ihn zwischen den Fingern. »Ich hab immer gedacht, dass Mum vielleicht zu wichtig für uns war. Vielleicht war sie für ganz besondere Aufgaben auserwählt. Ich hab gedacht, dass ich sie eines Tagesim Amazonasdschungel finde, wie sie gerade Flussdelfine oder andere Tiere rettet. Ich hab sogar gedacht, dass sie eine
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