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Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Titel: Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)
Autoren: Gill Lewis
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etwas wie Sorge und Mitgefühl. Das Baby gibt im Schlaf einen schmatzenden Laut von sich.
    »Wie heißt sie?«, frage ich.
    Daisy setzt sich direkt neben mich, nimmt meine Hand und schenkt mir ihr schönstes Lächeln. »Ich hab den Namen ausgesucht«, sagt sie. »Wir haben sie Mo genannt, das Kurzwort für Moana . Aber für uns heißt sie einfach Mo.«
    Meine Augen füllen sich mit Tränen. »Hallo, Mo«, sage ich.
    Ich habe Dad nicht ins Zimmer kommen hören, aber als ich hochschaue, steht er im Türrahmen.
    »Komm jetzt«, sagt er. »Lassen wir sie ein wenig allein. Onkel Tom fährt nächste Woche aufs Meer. Dougie Evans hat ihm seinen alten Job wiedergegeben und dazu noch eine Lohnerhöhung.«
    Ich schaue Onkel Tom an, aber der hat nur Augen für Daisy und Mo.
    Dad hakt sich bei mir ein, wir gehen die Treppe hinunterund hinaus in den Sonnenschein. Der Sturm hat die Luft gereinigt. Die Farben sind jetzt heller und klarer. Eine Wagentür schlägt zu. Dougie Evans kommt den Fußweg entlang, seinen Kopf hinter einem riesigen Blumenstrauß versteckt. Als er Dad und mich sieht, bleibt er stehen.
    »Das hab ich mitgebracht«, sagt er, »für Bev und das Baby.«
    »Geh nur hoch«, sagt Dad.
    Aber Dougie Evans bewegt sich nicht. Er zerknüllt die Zellophanhülle des Blumenstraußes.
    »Wie geht’s Jake?«, fragt Dad.
    Dougie Evans starrt zu Boden. »Es geht ihm schon wieder besser«, sagt er. »Ein paar Wunden im Gesicht mussten genäht werden, sonst nichts. Das dürfte ihn daran erinnern, wie dumm es von ihm war, bei einem solchen Wetter rauszufahren.«
    Ich versuche, mich an ihm vorbeizudrängen, aber er ist noch nicht fertig.
    Jetzt wendet er sich an mich. »Wenn du nicht gewesen wärst, wär mein Sohn jetzt tot.«
    Ich schaue erst Dad, dann Dougie an. »Das war ich nicht allein«, murmle ich.
    Dougie legt die Stirn in Falten. »Jake hat was Seltsames erzählt. Er hat gesagt, dass ihn der weiße Delfin gerettet hätte. Er hätte ihn aus dem Wasser gehoben.«
    Ich sehe, wie es in Dougie Evans arbeitet. Er windet den Blumenstrauß in seinen Händen, bis ein paar Blumenstängelzu Boden fallen. Aber Dougie scheint das nicht einmal zu bemerken. Seine Gesichtszüge haben sich total verkrampft.
    »Die ganze Zeit über hat mir die Wahrheit ins Gesicht geblickt«, sagt er, »aber ich hab mich entschieden, sie einfach zu ignorieren.«
    Dad legt die Hand auf Dougies Schulter. »Ist schon gut, Dougie«, sagt er.
    Aber Dougie möchte sich die Sache von der Seele reden. »Das hat mich wirklich ins Grübeln gebracht, das, und was Miss Penluna gesagt hat. Wenn wir den Meeresboden weiter beackern und den ganzen Fisch rausholen, dann bleibt nichts Schützenswertes übrig. Dann bleibt nichts mehr übrig für Jake.« Er drückt sich den Blumenstrauß an die Brust. »Ihr sollt wissen, dass ich die Petition unterschrieben habe. Nicht nur das. Ich hab auch mein Okay dafür gegeben, dass man neue Fangmethoden testet, die dafür sorgen, dass keine Delfine in unseren Netzen ertrinken.«
    Ich werfe Dad einen kurzen Blick zu und kann nicht glauben, dass Dougie Evans seine Meinung geändert hat.
    Dad lächelt. »Gut gemacht, Dougie.«
    Wir wollen schon weitergehen, da ruft Dougie Dad noch einmal zurück und streckt ihm die Hand entgegen.
    »Auf einem meiner Trawler gibt’s noch ’nen Job«, sagt er. »Wenn du willst, kannst du ihn haben, Jim.«
    Dad schüttelt Dougies Hand. »Dank dir«, sagt er, »aber ich hab mir schon ’nen Job besorgt.«
    Ich folge Dad den Weg hinunter zur Strandpromenade.
    »Ich will nicht von hier wegziehen«, sage ich.
    Dad lächelt und legt den Arm um mich. »Müssen wir nicht«, sagt er. »Bis gestern wusste ich’s noch nicht genau. Ich wollte nicht, dass du enttäuscht bist, falls es nicht geklappt hätte.«
    Ich bleibe stehen und drehe ihn zu mir, damit ich ihm ins Gesicht sehen kann. » Was nicht geklappt hätte?«, frage ich.
    Dad lächelt, wie ich ihn schon lange, lange Zeit nicht mehr habe lächeln sehen. »Ich bin für einen Bootsbauer-Lehrgang in der Werft angenommen worden«, sagt er. »Man hat mich beurteilt und ich bekomme sogar Hilfe wegen meiner Legasthenie. Nächsten Monat geht’s los.«
    Ich schlinge die Arme um ihn und drücke ihn fest an mich. »Dad, das ist ganz toll!«, rufe ich.
    Dad wuschelt mir durchs Haar. »Ich weiß. Das seh ich genauso.«
    Wir wandern die Küstenstraße entlang bis zum anderen Ende des Strandes und nehmen dann den Pfad, der sich den Hügel hochwindet. Ich schaue aufs Meer,
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