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Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Titel: Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)
Autoren: Gill Lewis
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Scheinwerferlicht und wird zu uns abgeseilt. Er lässt sich an einem Drahtseil herunter. Seine Füße schlenkern direkt über unseren Köpfen. Ich ducke mich, Ethan jedoch greift nach den Stiefeln des Mannes. Der schwingt noch einmal zurück und landet auf dem Boot. Er schlingt einen Gurt um Ethan und schnappt auch mich, als uns plötzlich eine Welle überflutet. Wir fallen über Bord in die schäumende See. Mund und Nase füllen sich mit Wasser. Das Seil zieht sich straff. Als uns die Welle übersprungen hat und wir aus dem Wasser gezogen werden, spüre ich die Leichtigkeit der Luft. Auf unserem Weg nach oben nimmt uns der Wind in seine Arme und dreht uns immer wieder um uns selbst. Ich blicke aufs Meer und sehe tief unter uns die Moana .
    Ich möchte, dass sie mit uns hochgezogen wird, weg von hier. Aber wieder drischt eine Welle auf sie ein, hebt sie in die Höhe und lässt sie gegen die Klippen krachen. Alles, was in diesem wirbelnden Kaleidoskop aus Meer und Gischt von ihr übrig bleibt, sind verbogene Eisenteile und herumfliegende Bruchstücke von zersplittertem Holz.

Kapitel 37
    »Habt ihr die anderen?«, brülle ich.
    Der Mann an der Seilwinde versucht, mich auf eine Trage zu legen, aber ich setze mich wieder auf. »Habt ihr sie? Habt ihr Felix und Jake? Sie waren im anderen Boot.«
    Er spricht in sein Headphone und hält sich den Kopfhörer fest ans Ohr, damit er etwas verstehen kann.
    »Welche Richtung haben sie eingeschlagen?«
    »Richtung Hafen«, rufe ich. In mir tut sich ein Abgrund aus Angst auf. Wären sie gefunden worden, hätte er es mir gesagt.
    Er spricht wieder in das Headphone und dann schwenkt der Helikopter seitwärts.
    »Wir bringen euch in die Stadt und rufen einen Rettungswagen. Und dann fliegen wir zurück und suchen nach euren Freunden«, schreit er.
    Ich habe die Moana verloren, aber das ist nichts dagegen, Felix oder sogar Jake zu verlieren. Ethan sagt kein Wort. Er liegt zugedeckt und mit geschlossenen Augen auf der Trage. Ich wickle mich in die Decke ein und schaue durch die offeneTür aufs Meer unter mir – eine einzige wogende Masse graugrüner Gischt. Ich will die weißen Segel von Felix’ Jolle sehen, will sehen, wie das Boot über die Wellen fliegt. Aber jetzt fegt Regen über den Himmel und wir werden von einem dichten Meer aus Wolken eingehüllt. Unmöglich, da draußen überhaupt etwas zu sehen.
    Als wir auf dem Sportplatz außerhalb der Stadt landen, knackt es in meinen Ohren. Der Himmel ist schwarz. Die Straßenlampen glühen in einem trüben Orangeton, die Autos haben die Scheinwerfer eingeschaltet, obwohl es erst früher Abend ist. Auf der Hauptstraße blitzt das Blaulicht eines Rettungswagens auf und nähert sich uns. Der Mann an der Seilwinde hilft uns hinaus und führt uns unter den rotierenden Helikopterblättern zu den Wagen, die an der Straße parken.
    Dad kommt durch den Regen auf uns zugerannt.
    »Kara!« Er wirft die Arme um mich und zieht mich zu sich. Ich spüre seinen warmen Atem im Haar. Er hält mich fest an sich gedrückt. Sein ganzer Körper zittert. Als ich zu ihm aufschaue, sehe ich, dass er geweint hat.
    »Kara!«
    Eine Hand fasst mich an der Schulter. Ich drehe mich um. Hinter mir steht Mrs Andersen.
    »Wo ist Felix?« Das Haar klebt ihr im Gesicht und die Wimperntusche läuft in langen schwarzen Streifen über ihre Wangen.
    Mr Andersen und Dougie Evans sind auch da.
    Dougie Evans geht neben mir in die Hocke. In seinenAugen spiegelt sich die nackte Angst. »Wo ist mein Junge, Kara? Wo ist mein Junge?«
    Das letzte Mal, als ich Jake gesehen habe, lag er quer ausgestreckt in der Jolle und hustete sich das Meerwasser aus den Lungen.
    »Sie sind in Felix’ Jolle«, sage ich, »auf dem Weg zum Hafen.«
    Über den Himmel zucken Blitze. Mrs Andersen packt meinen Arm.
    »Inzwischen könnten sie zurück sein«, sage ich. Das ist ein verrückter, ein unmöglicher Gedanke, aber vielleicht haben sie es doch geschafft. Vielleicht hat Felix sich und Jake sicher zurückgebracht. »Gehen wir zum Hafen«, sage ich.
    Es ist, als ob ich sie aus einem Traum gerissen hätte.
    »Los«, sagt Felix’ Dad, »in meinen Wagen.«
    Dad wickelt mich in seinen Mantel ein. »Du brauchst einen Arzt, Kara.«
    »Mir geht’s gut«, sage ich, reiße mich los und renne hinter Felix’ Eltern her. Wir zwängen uns alle auf die Rückbank des Wagens, Dad, Dougie Evans und ich.
    Mr Andersen hält auf dem Gehweg beim Hafen. Wir stürzen aus dem Wagen und rennen zum Hafenbecken. Die Fahne
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