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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse
Autoren: Arto Paasilinna
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verbittert jeden Mann. In dieser Hinsicht stellte der Mörder Siira keine Ausnahme dar. Er trug mehr Bitterkeit in sich als tausend Feministinnen.
    Aus dem Munde von Kindern und Huren hörst du oft die Wahrheit, wenn auch im Allgemeinen nur puren Unsinn. Siira beschloss, bei Agneta Kunde zu werden. Er opferte für diesen Zweck den ganzen Rest seiner Sozialhilfe. Die Investition machte sich bezahlt. Siira besuchte ein Reisebüro und schaffte sich eine Wintersportausrüstung an.
    Nachdem die Gäste fort waren, machte sich Naska an die große Wäsche. Die schmutzige Unterwäsche der Männer musste gewaschen werden, ebenso die Tischtücher, die Gardinen und große Mengen Bettwäsche. Allein anderthalb Dutzend schmutziger Laken waren während des Besuchs der Ehefrauen angefallen. Naska trug alles in die Sauna, kochte im eingemauerten Wasserkessel tagelang Lakensuppe und wollte von der Anschaffung einer Waschmaschine nichts hören.
    »Waschen macht mir Spaß! Fangt ihr Männer nur die Füchse, ich rubble Laken«, sagte sie fröhlich.
    Die große Aktion zehrte an den Kräften der alten Frau, obwohl sie es den Männern nicht zeigte. Im eisigen Wind hängte sie saubere Bettwäsche auf die gefrorene Wäscheleine. Die kleinen, knotigen Hände blau vor Kälte, rackerte sie sich auf dem Hof und in der Sauna ab. Als schließlich alles erledigt und der Wäscheschrank bis obenhin mit sauberen, herrlich duftenden Laken gefüllt war, musste Naska sich ins Bett legen. Sie hatte sich erkältet, am Abend maßen die Männer 38,3° Fieber bei ihr.
    Naska lag zwei Tage im Fieberdelirium. Remes bereitete wieder die Mahlzeiten zu und reinigte die Räume. Er kochte für Naska Fleischbrühe, die Oiva Juntunen der Kranken einflößte. Die Männer waren still und traurig, es war, als wäre ihre liebe Großmutter erkrankt. Immer wieder gingen sie zu Naska, um sie zuzudecken und ihre heiße Stirn zu befühlen. Sie zogen die Gardinen im Krankenzimmer zu und hielten die Raumtemperatur konstant. Jermakki wurde verboten, laut zu schnurren. Als Naska das Bedürfnis hatte, sich zu waschen, ließ Remes heißes Wasser in die Wanne laufen. Zusammen mit Oiva Juntunen badete er die Alte und trocknete sie ab.
    Nichts half. Das Fieber stieg erneut. Am dritten Tag begann Naska zu phantasieren. Sie schien mit dem lieben Gott zu reden, doch hin und wieder auch mit Kiureli.
    Leise beratschlagten die Männer, ob sie einen Arzt ans Bett der alten Frau rufen sollten. Auf jeden Fall mussten Medikamente beschafft werden, Penizillin oder Ähnliches. Eine Erkältung bei einem so alten Menschen war immer eine ernste Sache. Der schreckliche Gedanke, dass Naska sterben könnte, geisterte ihnen durch den Kopf.
    Wenn sich ihr Zustand auch nur noch ein bisschen verschlechterte, müsste sie ins Krankenhaus gebracht werden, egal, mit welchen Mitteln, nahmen sich die Männer vor.
    »Ich fahre nach Pulju und bestelle einen Armeehubschrauber«, beschloss Major Remes. »Du kannst ja solange in die Zelle gehen. Wir können Naska nicht einfach hier sterben lassen.«
    Oiva Juntunen war derselben Meinung. Wenn sich die Situation zuspitzen sollte, könnte er vom Kuopsu flüchten, zum Beispiel auf Skiern nach Norwegen laufen. Naskas Genesung war jetzt das Allerwichtigste. Alles nur denkbar Mögliche musste getan werden.
    »Wenn du nicht gleich für morgen früh einen Armeehubschrauber kriegst, dann bestell eine Loipenmaschine. Falls es bewölkt ist, mache ich vormittags auf jeden Fall unten am Berg ein paar Feuer, damit ihr landen könnt. Adieu dann, für den Fall, dass ich nach Norwegen rüberlaufen muss und wir uns morgen nicht mehr verabschieden können.«
    Die Männer schüttelten sich ernst die Hand.
    Naska hörte in ihren Fieberträumen das Gemurmel der Männer im Nebenraum. Sie verstand ein paar Worte. Es hörte sich so an, als ob die beiden von Krankenhaus, Armee und Hubschraubern sprachen. Naska erschrak. Wollte man sie etwa wieder den Behörden ausliefern? Waren den Männern die Laken nicht sauber genug gewesen?
    Mit ihrer letzten Kraft raffte sich die alte Frau aus dem Bett auf, zog sich an und begann, den Fußboden zu fegen. Sie summte bei der Arbeit vor sich hin. Als die Männer mit Verwunderung sahen, dass die Kranke am Arbeiten war, versuchten sie, sie wieder ins Bett zu scheuchen. Aber Naska war eigensinnig und setzte in der Küche das Mittagessen auf. Sie ging sogar so weit, aus dem Schuppen Brennholz zu holen.
    »Ich bin wieder gesund«, erklärte sie und versuchte,
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