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Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater

Titel: Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater
Autoren: David Moody
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Information zu entlocken.
    »Taugenichts«, faucht Tina, dann setzt sie ein geheucheltes Lächeln auf und marschiert zu der tropfnassen Frau und ihren Kindern. »Mein Name ist Tina Murray«, sagt sie, »wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Ich lehne mich an die Bürotür und verfolge die vorhersehbare Charade. Tina hört sich die Beschwerde an, weist die Frau darauf hin, dass sie wirklich nicht am Leftbank Place hätte parken dürfen, und ruft dann kurz an, um »zu sehen, was ich tun kann«. Zehn Minuten später ist die Klammer entfernt. Tina steht glänzend da, ich dagegen wie ein Idiot. Ich wusste genau, dass es so kommen würde.
     
    Siebzehn Uhr zweiunddreißig.
    Ich laufe zur Haltestelle und treffe gerade rechtzeitig dort ein, um den nächsten Zug abfahren zu sehen.

3
    Einen vorteil hatte es immerhin, dass ich erst so spät aus dem Büro kam – ich bekam im Zug nach Hause einen Sitzplatz. Normalerweise ist der brechend voll, und ich muss inmitten von anderen gleichermaßen angepissten Pendlern zwischen Kinderwagen stehen. Heute Abend brauchte ich den Platz, damit ich mich entspannen und wieder abregen konnte. Als ich auf dem Bahnsteig wartete, überlegte ich mir, dass ich die Heimfahrt nutzen und mir Gedanken machen sollte, was ich eigentlich mit meinem Leben anfangen und wie ich mein Ziel erreichen könnte. Ähnlich sinnlose Selbstgespräche führe ich normalerweise ein- oder zweimal wöchentlich, wenn ich nach Hause fahre. Doch heute Abend war ich zu müde, um mich zu konzentrieren. Mir gegenüber saßen zwei Mädchen, und deren Unterhaltung über Kleidung, vorabendserien und wer was mit wessen Freund getrieben hatte, kam mir wesentlich interessanter vor als alles, worüber ich nachzudenken hatte.
    Februar. Ich hasse diese Jahreszeit. Sie ist kalt, nass und deprimierend. Wenn ich morgens das Haus verlasse, ist es dunkel, und wenn ich nach Hause komme auch. Morgen um diese Zeit, denke ich mir immer wieder, fahre ich ins Wochenende. Zwei Tage ohne Arbeit. Ich kann es kaum erwarten.
    Ich schleppe mich den Hügel hinauf, um die Ecke nach
Calder Grove und kann endlich das Haus, wo wir wohnen, am Ende der Straße sehen. Es ist nichts Besonderes, aber etwas anderes haben wir momentan nicht, daher muss es genügen. Wir stehen auf der Warteliste der Stadtverwaltung für eine größere Unterkunft, aber vermutlich dauert es Jahre, bis die was für uns haben. Jetzt jedoch, wo Lizzie wieder arbeitet, können wir vielleicht endlich ein bisschen was sparen und uns ein eigenes Häuschen leisten, damit wir aus dieser Mietskaserne rauskommen. Wir wollten schon vor zwei Jahren ausziehen, doch dann wurde sie mit Joscha schwanger, und alles wurde wieder aufgeschoben. Ich liebe meine Kinder, auch wenn keins von ihnen geplant war. Wir kamen gerade wieder auf die Füße, nachdem wir Edward und Ellis bekommen hatten, doch dann kündigte sich Josh an, und das Geld reichte gerade so aus, um über die Runden zu kommen; etwas zu sparen war schlichtweg unmöglich. Wir haben jedwede Unterstützung beantragt, die uns zusteht, und Harry, Lizzies Dad, greift uns manchmal unter die Arme; dennoch ist es ein ständiger Kampf. So sollte es an sich nicht sein. Aber wir bekommen jedenfalls mehr Unterstützung von Lizzies Dad als von meinen Eltern. Mum lebt mit ihrem neuen Freund in Spanien, mein Bruder lebt in Australien, und von meinem Dad hat seit drei Jahren niemand mehr etwas gehört. Lediglich wenn die Kinder Geburtstag haben oder an Weihnachten kriegen wir eine Karte.
    Unter einer kaputten Straßenlampe in der Gasse zwischen zwei Häusern rechts von mir hängt eine Jugendbande rum. Ich sehe die Kids jeden Abend, wie sie rauchen und trinken und mit schrottreifen Autos durch das viertel kurven. Ich mag sie nicht. Sie bedeuten Ärger. Ich senke den Kopf und gehe etwas schneller. Es erfüllt mich
mit Sorge, dass meine Kinder hier aufwachsen könnten. Calder Grove selbst ist an sich gar nicht so übel, aber einige Ecken dieser Siedlung sind reichlich runtergekommen, und es wird immer schlimmer. Die Stadtverwaltung versucht, Mietshäuser wie unsere zu räumen, damit sie sie abreißen und neue Häuser bauen können. Unser Haus hat sechs Wohnungen, zwei auf jedem Stockwerk, aber nur unsere und eine andere sind noch bewohnt. Wir versuchen, jeden Kontakt mit den Leuten über uns zu vermeiden. Ich traue ihnen nicht. Gary und Chris, so hei ßen sie, glaube ich. Zwei Männer mittleren Alters, die zusammen in der obersten Etage wohnen. Arm scheinen sie
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