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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht
Autoren: Julie Garwood
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goldfarbenen Hosen besaßen den gleichen Schnitt, die schwarzen Schuhe waren gleich, und die Krawatte war ebenso gebunden wie die des blonden Mannes in der Kutsche.
    Nun fiel Caroline wieder ein, wie besorgt Mr. Smith gewesen war, daß er zum Gespött der Leute werden könnte. Sie hatte ihm versprochen, niemandem etwas zu sagen, und dieses Versprechen würde sie halten. Der Fremde vor ihr sah, wie sie fand, genau wie der Typ Mensch aus, der liebend gerne solche Geschichten herumerzählen würde. Am besten, sie sah zu, daß er sich vom Schauplatz des Geschehens entfernte.
    »Madam, haben Sie ein Ohrenleiden? Ich sagte, Sie sollen Ihre Waffe fallenlassen.« Er hatte nicht brüllen wollen, aber er mußte sich widerwillig eingestehen, daß er beeindruckt war - sowohl von der Hartnäckigkeit, mit der sie die Pistole auf ihn richtete, als auch von ihrem herausfordernden Blick. Und ihre Augen hatten wirklich eine überaus ungewöhnliche Farbe!
    »Tun Sie es doch!« brachte Caroline endlich heraus. Zufrieden stellte sie fest, daß ihre Stimme kaum bebte, ja, sich statt dessen fast so zornig anhörte wie seine. Es war ein kleiner Sieg zwar, aber nichtsdestoweniger ein Sieg.
    Caroline stand mit dem Rücken zur Kutsche, so daß sie nicht sah, wie der verwundete Gentleman nun aus dem Fenster blickte und dem Mann, der vor ihr auf dem riesigen Pferd saß, zur Begrüßung zuwinkte.
    Bradford erwiderte den Gruß mit einem knappen Nicken. Immer noch den Blick auf seinen Freund gerichtet, zog er fragend eine Augenbraue hoch. Caroline, die sein Gesicht betrachtete, sah nur, wie auf einmal der zynische Ausdruck verschwand. Staunend fragte sie sich, was diese angenehme Veränderung in seinem Gebaren wohl bewirkt haben mochte, doch bevor sie sich ein wenig entspannen konnte, machte der Fremde ihre Erleichterung mit seinem nächsten Satz wieder zunichte.
    »Nun, so kommen wir anscheinend zu keiner Lösung«, sagte er mit tiefer, voller Stimme. »Sollen wir uns duellieren?«
    Caroline nahm das Zucken um seine Mundwinkel durchaus wahr und versteifte sich unwillkürlich. Sie fand das überhaupt nicht komisch. Wie konnte er es wagen, eine so gelangweilt-amüsierte Haltung anzunehmen, wenn sie so verängstigt war?
    »Sie werden die Waffe fallenlassen«, erwiderte sie dickköpfig. »Ich werde Sie schon nicht erschießen!«
    Der Mann ignorierte ihren Befehl und fuhr fort, sie anzusehen, während er den Hals seines Pferdes tätschelte. Offenbar bedeutete sein Reittier ihm viel, und Caroline erkannte plötzlich, daß sie sich dies zunutze machen konnte.
    Bradford dachte nicht einmal ansatzweise daran, nachzugeben. Er würde sich gewiß keiner Frau beugen! Er hatte eben ihr Zittern bemerkt, und es würde bestimmt nicht mehr lange dauern, bis sie ganz zusammenbrach. Gut, er mußte zugeben, daß diese Kleine dort vor ihm außergewöhnlich mutig war, und er konnte nicht umhin, diese Tapferkeit zu bewundern. Aber sie war nichtsdestoweniger eine Frau, und daher minderwertig. Frauen waren doch alle mehr oder weniger gleich; alle waren...
    »Wenn Sie nicht tun, was ich sage, schieße ich auf Ihr Pferd!«
    Die Drohung saß. Der Fremde wäre fast aus dem Sattel gefallen. »Das wagen Sie nicht!« brüllte er empört.
    Caroline senkte als Antwort die Waffe, bis der Lauf auf den Kopf des edlen Tieres gerichtet war. »Direkt zwischen die Augen«, versprach sie ihm.
    »Bradford!« Die Stimme aus der Kutsche kam gerade noch rechtzeitig, um den Duke davon abzuhalten, dem plötzlich schier überwältigenden Bedürfnis nachzugeben, vom Pferd zu springen und diese Frau eigenhändig zu erwürgen.
    »Mr. Smith? Sie kennen den Mann?« rief Caroline, ohne den Blick von ihrem Gegner zu nehmen, der nun abstieg und seine Pistole in den Bund seiner Hose steckte. Eine Woge der Erleichterung überspülte sie. Na, bitte! Sie hatte es geschafft. Wenn dieser Engländer ein typischer Vertreter der eleganten Oberschicht war, dann hatte ihre Cousine vielleicht recht mit ihrer Behauptung, daß diese Leute alle nur Weichlinge waren.
    Bradford unterbrach ihre Gedanken. »Kein Gentleman würde jemals das Pferd eines anderen -« Er verstummte, als ihm auffiel, wie absurd seine Bemerkung war.
    »Ich habe nicht behauptet, ein Gentleman zu sein«, erwiderte Caroline achselzuckend.
    Mr. Smith steckte den Kopf aus dem Fenster und stöhnte auf, als ihm die rasche Bewegung seine Verletzung nur allzu deutlich bewußt machte. »Ihre Pistole ist leer, Mann. Spar dir deinen Wutanfall. Dein Pferd war
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