Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht
Autoren: Julie Garwood
Vom Netzwerk:
wenigen.«
    Caroline sagte nichts darauf. Sie betrachtete die Wunde und stellte fest, daß die Blutung aufgehört hatte. »Haben Sie irgend etwas Alkoholisches dabei?« fragte sie Mr. Smith, wobei sie absichtlich Bradford ignorierte, der nun eingestiegen war und sich Mr. Smith gegenüber niederließ.
    Die Kutsche war weit größer als das gemietete Gefährt, in dem Caroline mit Benjamin und Charity fuhr. Dennoch berührte Bradfords Knie ihre Schulter, als sie sich vor seinen Freund kniete. Es wäre sicher sehr unhöflich gewesen, ihn wieder hinauszuschicken, bis sie die Wunde versorgt hatte; schließlich hatte Mr. Smith ihn ja hereingebeten! Dennoch konnte Caroline nicht anders, als sich zu wünschen, sie hätte den Mut dazu.
    »Ich habe etwas Brandy«, antwortete Mr. Smith nun. »Denken Sie, daß ein ordentlicher Schluck helfen würde?« Er zog eine kleine, graue Metallflasche aus seiner Brusttasche.
    »Vielleicht, wenn noch etwas übrigbleibt«, sagte Caroline. »Ich werde etwas davon auf die Wunde träufeln, bevor ich sie verbinde. Mama sagt, daß Alkohol Entzündungen hemmt.« Sie verschwieg allerdings, daß ihre Mutter sich ganz und gar nicht sicher war, ob das tatsächlich stimmte, aber damit argumentierte, daß es zumindest nicht schaden konnte. »Es wird ziemlich brennen, und wenn Sie schreien wollen, dann tun Sie es ruhig. Ich verachte Sie deswegen gewiß nicht!«
    »Ich werde natürlich keinen Laut von mir geben, Madam! Es ist wirklich nicht sehr charmant von Ihnen, auch nur anzudeuten, daß ich mir eine solche Blöße geben würde«, bemerkte der Mann indigniert. Sekunden später drang der Alkohol in die Wunde ein, und Smith kreischte auf. Bradford, der sich vollkommen hilflos fühlte, verzog mitfühlend das Gesicht.
    Caroline nahm ein kleines Töpfchen mit gelbem Puder, der nach abgestandenem Wasser und nassen Blättern roch, und streute eine großzügige Menge davon auf die Wunde. Dann nahm sie den Stoffstreifen ihres Unterrocks, um das Bein zu verbinden. »Das Pulver wird den Schmerz betäuben und die Wunde versiegeln«, erklärte sie mit sanfter Stimme.
    Bradford war verzaubert von der leicht heiseren, sinnlichen Stimme dieser Frau. Er ertappte sich dabei, wie er sich wünschte, an Stelle seines Freundes sein zu können, und schüttelte verächtlich den Kopf über diesen Gedanken. Was war los mit ihm? Hatte sie ihn verhext? Er hatte noch nie derart auf eine Frau reagiert, und er konnte nicht behaupten, daß ihm diese neue Erfahrung gefiel. Sie stellte seine Selbstbeherrschung auf die Probe! Ja, sie brachte ihn so sehr durcheinander, daß er sich vorkam wie ein kleiner, dummer Schuljunge, der keine Ahnung hatte, wie er mit einer Frau umzugehen hatte!
    »Oh, entsetzlich«, flüsterte Mr. Smith. »Ich habe wie ein Feigling geschrien!« Er tupfte sich seine Stirn mit einem Spitzentüchlein ab und senkte den Blick. »Ihre Mutter muß eine Barbarin sein, wenn sie so grausige Methoden anwendet, um einen Verletzen zu versorgen.«
    Der Duke wußte, wie schwer es seinem Freund fiel, eine Schwäche einzugestehen, aber wenn Bradford nun versuchte, die Lage zu verharmlosen, würde er ihn nur noch mehr in Verlegenheit bringen. Während er noch überlegte, was für eine Bemerkung er machen sollte, nahm ihm die junge Frau die Entscheidung ab.
    »Aber, Mr. Smith! Sie haben kaum einen Mucks von sich gegeben«, behauptete sie fest. Dann tätschelte sie sein Knie und setzte hinzu: »Sie waren ausgesprochen tapfer. Ja, die Art und Weise, wie Sie den Räubern gegenübergetreten sind, hat mich sehr beeindruckt!« Ihr Kompliment hatte die gewünschte Wirkung. Mr. Smith' Miene entspannte sich, und kurz darauf wirkte er schon fast wieder so blasiert wie zuvor. »Sie haben sich nichts vorzuwerfen«, schloß Caroline mit einem kleinen Lächeln. »Und ich will auch vergessen, daß Sie meine Mutter eine Barbarin genannt haben.«
    »Ja, Sie haben recht! Ich bin diesen Schurken wirklich recht forsch gegenübergetreten!« sagte Mr. Smith würdevoll. »Allerdings war ich zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen.«
    »Das ist richtig«, erwiderte Caroline. »Sie können stolz auf sich sein. Nicht wahr, Mr. Bradford, das finden Sie doch auch?«
    Bradford war entzückt, daß sie ihn endlich wahrnahm. »Natürlich«, antwortete er augenblicklich.
    Mr. Smith grunzte zufrieden.
    »Der einzige Feigling hier in der Umgebung ist dieser irische Kutscher, den ich eingestellt habe«, stellte Caroline nüchtern fest, während sie den Verband anlegte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher