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Im Tal der Sehnsucht

Im Tal der Sehnsucht

Titel: Im Tal der Sehnsucht
Autoren: Margaret Way
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meinem Leben eine wichtige Rolle gespielt. Sie wusste, dass ich eines Tages selbst dahinterkommen würde. Dass meine Mutter sich mir schon anvertraut hatte, konnte sie nicht wissen. Inzwischen ist das alles lange her.“
    „Die Vergangenheit ist niemals vergangen, Boyd. Sie wird wieder lebendig, wenn wir es am wenigsten erwarten. Sie beeinflusst unser Handeln, unser Selbstwertgefühl. Was meinst du, warum ich mich immer so um Robbie kümmere? Er braucht Hilfe bei einer Mutter wie Delia.“
    Boyd sah sie forschend an. „Und du hast sie ihm gegeben.“
    „Und durch ihn habe ich dich bekommen. Ist es nicht das, worum es hier geht?“ Leona war kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    „Das glaubst du doch nicht ernsthaft. Robbies Dummheit hat die Dinge nur ins Rollen gebracht. Ich war dieses Spiel, das wir gespielt haben, schon so lange leid! Was die Vergangenheit betrifft, damit magst du recht haben, aber was quält dich wirklich? Du hast jemanden getroffen … darum bist du so verstört. War es vielleicht diese Skandalnudel Tonya? Die sollte schleunigst einen Psychiater aufsuchen. Sie stirbt vor Neid auf ihre Schwester … überhaupt auf jeden, der etwas hat, was sie unbedingt will. Hat sie dir aufgelauert? Das würde zu ihr passen.“
    Leona holte tief Atem – und schwieg. Sollte sie ihr Herz erleichtern und andere dadurch belasten? Das war der falsche Weg. Tonya hatte keine Vorstellung davon, was ihr bevorstand, wenn sie sich Boyd zum Feind machte.
    „Also war sie es.“ Boyd kannte Leona so gut, dass er sogar ihr Schweigen richtig deutete.
    „Habe ich das gesagt?“
    „Ich verstehe dich auch ohne Worte. Deine Seele liegt offen vor mir.“
    „Wie eine leere Leinwand?“
    „Hör doch bitte damit auf.“ Er zog sie auf seinen Schoß, ohne darauf zu achten, dass sich der gelbe Kaftan bis über die Knie hochschob. „Ich dulde nicht, dass du einen Keil zwischen uns treibst. Und was Gerri betrifft … Sie würde niemals ein Familiengeheimnis an Tonya verraten.“
    „Ich weiß“, sagte Leona reumütig. „Es tut mir leid.“ Gleich darauf stutzte sie. „Was muss mir eigentlich leidtun?“
    „Mir fällt beim besten Willen nichts ein.“ Boyd lachte, sein Gesicht hatte alle Strenge verloren. „Wie schön du bist.“ Gebannt ließ er seine Hände über ihren biegsamen Körper gleiten. Unter der linken Brust fühlte er ihr Herz schlagen. „Ich möchte dich lieben, bis du nur noch an mich denken kannst und dir alles andere gleichgültig ist. Wir gehören zusammen, Leo, aber du musst mir vertrauen. Das ist ein Befehl, also gehorche mir.“
    Was hätte sie dagegen tun können? Ihr Verlangen war keine gute Verteidigung. Ihre Lippen gaben unter Boyds Kuss nach. Ihr Atem verschmolz mit seinem. Mit ihm zusammen zu sein war mehr als ein Traum. Ein Taumel der Sinne, der sie hoch emporhob, als hätte sie Flügel.
    Das Telefon auf dem Nachttisch läutete und riss Leona und Boyd aus ihrer Selbstvergessenheit.
    „Lass es klingeln“, bat er, als sie sich aus seinen Armen löste. Die Störung war ihm genauso unerträglich wie ihr.
    „Schon gut“, beruhigte sie ihn. „Wer immer es ist … ich mache es kurz.“ Sie schwang die Beine aus dem Bett und nahm ab. „Hallo?“
    „Bist du es, Leona?“
    Eine böse Vorahnung beschlich Leona. Sie bedeckte den Hörer mit der Hand und drehte sich zu Boyd um. „Es ist Jinty.“
    Boyd richtete sich auf und wickelte die Decke um seine Hüfte. Sein muskulöser Oberkörper blieb nackt.
    Leona nahm die Hand vom Hörer. „Ja, Jinty? Ist alles in Ordnung?“ Das war mehr als unwahrscheinlich, denn Jinty rief sie fast nie an.
    „Im Gegenteil.“ Jintys Stimme verriet äußerste Anspannung. „Ist Boyd bei dir? Ich muss ihn sprechen.“
    Er hatte sich dicht an Leona geschmiegt, um mithören zu können, und griff nach dem Hörer. „Hier Boyd. Was gibt es?“
    Leona stand auf und schlüpfte in ihren Morgenmantel. Man musste ihr nicht erst sagen, dass etwas passiert war. Ohne Zweifel ging es um Rupert. Lag er im Sterben? Der Gedanke versetzte sie in Panik.
    „Wo ist Dad?“, hörte sie Boyd fragen. Seine Stimme klang ernst und ruhig. Das half Leona, die Fassung wiederzufinden.
    „Komm nach Hause“, lautete die Antwort, und damit war das Gespräch beendet.
    „Und?“, fragte sie, nachdem Boyd aufgelegt hatte.
    „Dads Zustand hat sich verschlechtert. Drew Morse, sein Arzt, ist bei ihm.“ „Werden sie ihn ins Krankenhaus bringen?“ Leona griff sich an die Kehle. War das alles ihre
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