Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Tal der Sehnsucht

Im Tal der Sehnsucht

Titel: Im Tal der Sehnsucht
Autoren: Margaret Way
Vom Netzwerk:
Grunde störte es sie nicht, denn er war immer sehr gepflegt und gut gekleidet. Er duldete kein Stäubchen an sich und wusste trotz aller Klagen, wo sein Vorteil lag.
    „Wie könnte ich anders?“, fragte er, ohne sich zu rühren. „Es ist so unglaublich bequem. Du hast wirklich Geschmack und bist überhaupt ein tolles Mädchen. Dein weiches Herz wird nur noch von deiner Schönheit übertroffen. Gott weiß, wie ich es ohne dich in dieser Familie ausgehalten hätte. Du bist meine große Schwester, meine Vertraute und mein guter Geist. Du allein bist nicht der Ansicht, dass einmal ein zweiter Carlo aus mir wird.“
    „Das denkt keiner“, widersprach Leona entschieden.
    „Oh doch“, beharrte er. „Sie warten nur darauf, dass ich den Beweis antrete. Wenn es nach der Familie ginge, könnte ich jederzeit unter einem Bus enden.“
    „So darfst du nicht denken. Allerdings ist deine Spielsucht ein echtes Problem“, erinnerte sie ihn. „Du musst sie in den Griff bekommen.“
    Sie brachte es nicht über sich, auch die Drogen zu erwähnen – nicht so kurz nach ihrer letzten Auseinandersetzung. Robbie trieb sich mit reichen Nichtstuern herum, die nur Spaß haben wollten, was Arbeit ausschloss. Wie viele seiner Altersgenossen hatte er mit Haschisch experimentiert, weiter war er ihrer Ansicht nach nicht gegangen – jedenfalls noch nicht. Wie sie selbst, trug er die Bürde des Namens Blanchard, der für hohes Ansehen, Macht und Reichtum stand, aber ebenso enormen Druck und Versuchungen mit sich brachte. Doch im Gegensatz zu ihr war Robbie nicht mit einem starken Charakter gewappnet.
    Der einzige Mensch, dem er sich mitteilen konnte, war seine „große Schwester“. Die Worte „Stiefbruder“ und „Stiefschwester“ hatten sie schon vor Jahren aus ihrem Vokabular gestrichen. Es spielte keine Rolle, dass sie nicht blutsverwandt waren. Leonas Vater hatte Robbie gleich nach der Hochzeit mit dessen Mutter Delia adoptiert. Leute, die darüber nicht Bescheid wussten, äußerten häufig ihr Befremden über Leonas und Robbies mangelnde Ähnlichkeit. Robbie – eigentlich Roberto Giancarlo D’Angelo – glich seinem italienischen Vater, während Leona prachtvolles rotblondes Haar und eine zarte, fast durchscheinend wirkende Haut besaß.
    Damit entsprach sie nicht Boyds persönlichem Geschmack. Er schätzte schicke, elegante Brünette mit überlangen Beinen und weiblichen Kurven, mit denen Leona so wenig aufwarten konnte wie ihr Bügelbrett.
    Denk nicht an Boyd.
    Ja, das war eine sinnvolle Mahnung. Es wäre besser, sich daran zu halten. Schon in Boyds Nähe zu sein bedeutete Gefahr.
    „Ich gelobe Besserung“, unterbrach Robbie ihre unliebsamen Gedanken. „Wird in der Familie wieder über mich geredet? ‚Was macht denn eigentlich der gute Robbie?‘“ Die letzten Worte sprach er im Ton einer neugierigen und klatschsüchtigen Verwandten.
    Es war tatsächlich viel über ihn geredet worden. Die ältere Generation war schockiert gewesen, und Delia hatte über die Verfehlungen ihres Sohns Krokodilstränen vergossen.
    „Du darfst Boyd nicht vergessen“, warf Leona ein. „Ihm entgeht nichts. Er hat seine Augen und Ohren überall.“
    „Und er hat Spione.“ Robbie lachte laut, als wäre das alles komisch und nicht bitterernst. Er tarnte sich mit Zynismus und scharfer Rhetorik, wenn sein Neid auf Boyd überhandnahm. „Warum auch nicht, wo aus Generationen von Multimillionären endlich Milliardäre geworden sind?“ Er ließ einen Arm über die Sofalehne hängen. „Das wäre der richtige Mann für dich.“
    Sie verzog die Lippen. „Ich weiß nicht …“
    „Tu bloß nicht so.“ Er grinste und richtete sich schwungvoll auf. Seine mühelosen, geschmeidigen Bewegungen verrieten den Turnchampion der Universität. „Vielleicht ist er ausersehen, dich zu erwecken.“
    „Niemals!“, protestierte Leona ungewöhnlich heftig.
    Robbie ließ sich nicht beirren. „Du tarnst dich meisterhaft, nur vergisst du dabei, wie gut ich dich kenne. Du bewunderst Boyd wie alle anderen … mich alten Esel eingeschlossen. Er hält mir ab und zu eine Strafpredigt, aber ich weiß, dass er es gut meint. Ich kann mich nun mal nicht mit ihm messen. Er ist der geborene Sieger, während man bei mir nur auf den endgültigen Zusammenbruch wartet. Kein Wunder, dass die Familie Boyd wie einen Helden verehrt. Er ist der begehrteste Junggeselle im ganzen Land. Alle Frauen schwärmen für ihn, dabei ist er noch nicht dreißig …“
    „Ist er doch, seit einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher