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Im Tal der Sehnsucht

Im Tal der Sehnsucht

Titel: Im Tal der Sehnsucht
Autoren: Margaret Way
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für eine gute Idee gehalten haben, sie einzuladen“, bestätigte Eddie mit schiefem Lächeln. Tonya war ein anspruchsvoller und wenig beliebter Gast auf Brooklands.
    Boyds Idee kann es nicht gewesen sein, überlegte Leona. Sie hatte einmal gelauscht, als er nach einer missglückten Dinnerparty, für die er Tonyas unerhörte Taktlosigkeit verantwortlich machte, seinem Vater mitgeteilt hatte, dass er Tonya nicht mehr auf Brooklands zu sehen wünsche.
    Tonyas gemeine Art, Gerüchte zu streuen und falsche Informationen zu verbreiten, sorgte stets für Missstimmung. Als Jintys Schwester räumte sie sich selbst das Recht ein, wie die Hausherrin aufzutreten und das Personal herumzuscheuchen. Abgesehen davon, machte sie keinen Hehl aus ihrer Zuneigung zu Boyd. Sie bildete sich ein, ihn für sich gewinnen zu können – eine Illusion, in der sie von niemandem bestärkt wurde. Selbst Jinty fand sie so unerträglich wie alle anderen.
    Wer hatte Tonya dann eingeladen? Leona erschrak, als ihr Rupert einfiel. Boyds Vater konnte boshaft sein, wenn er wollte, und er musste beweisen, dass er immer noch der Herr im Haus war. Obwohl Rupert seinen Sohn als Nachfolger in den Himmel hob, blieb ihr Verhältnis insgeheim angespannt. Vielleicht stand Alexa immer noch zwischen ihnen, vielleicht war Rupert auch eifersüchtig auf Boyds überragende Fähigkeiten. Einerseits war er ungemein stolz auf seinen Sohn, andererseits sah er ständig den überlegenen Rivalen in ihm.
    Er ist viel zu geltungssüchtig, dachte Leona bedrückt, und diese Eigenschaft fehlt Boyd.
    Für alle bereits eingetroffenen Familienmitglieder stand ein Lunchbuffet im Kleinen Speisezimmer bereit. Als Leona eintrat, fiel helles Sonnenlicht durch die hohen Fenster, die einen herrlichen Blick auf die hinteren Gärten boten. Man konnte auch auf der Terrasse essen, aber im Kleinen Speisezimmer war so viel Glas verbaut worden, dass die Gäste den Eindruck hatten, im Freien zu sein.
    Neben einer Sammlung kostbarer gerahmter Blumendrucke fielen vor allem die Esstische auf – runde Glasplatten, die auf geschnitzten Holzfüßen ruhten, gefertigt auf den Philippinen. Jeweils acht Personen konnten auf dazu passenden gepolsterten Rattanstühlen bequem daran Platz nehmen. Das Ganze war eine Idee von Alexa, die diese lockere Form des Buffets der strengen langen Tafel im Großen Speisezimmer vorgezogen hatte.
    Leona war hungrig. Sie hatte gegen sieben Uhr morgens nur etwas Joghurt und Obst zu sich genommen, obwohl sie in der glücklichen Lage war, mit Appetit essen zu können, ohne ein Gramm zuzunehmen. Trotzdem achtete sie peinlich genau auf ihre Ernährung. Dunkle edelbittere Schokolade war ihre einzige Schwäche, und auch hier hielt sie sich weitgehend an ihr Neujahrsgelübde – jeden Tag nur ein einziges köstliches sündhaftes Stück zu essen.
    Etwa zehn Familienmitglieder waren schon vor ihr eingetroffen, hatten sich selbst bedient und anschließend um die Tische verteilt. Das Buffet, an dem das Küchenpersonal laufend für Nachschub sorgte, war so üppig, dass das beste Hotel von Sydney kaum mitgehalten hätte, und für einen Moment musste Leona an die Millionen von Hungernden in der ganzen Welt denken.
    „Hallo, Leona, da bist du ja!“, rief man ihr von allen Seiten entgegen. Es war ein angenehmes Gefühl, bei anderen beliebt zu sein, vor allem, wenn man sie – zum überwiegenden Teil – selbst gernhatte.
    Geraldine – ebenfalls ein Modefreak, wenn auch von der exzentrischen Art – trug einen atemberaubenden roten Hut. Sie sprang von ihrem Stuhl auf und kam mit ausgestreckten Armen auf Leona zu.
    „Siehst du wieder bezaubernd aus, Darling!“ Sie tauschten Wangenküsse, die zum Glück ehrlich gemeint waren, dann musterte Geraldine Leona mit ihren klugen grauen Augen. „Welche Freude, dich wiederzusehen. Du wirst deiner lieben Mutter mit jedem Tag ähnlicher. Komm, setz dich an meinen Tisch. Ich will alles von dir hören.“
    Leona lächelte. „Lass mich nur vorher etwas zu essen holen.“
    „Ja, tu das“, tönte es bissig hinter ihr. Das konnte nur Tonya sein. „Du bist krankhaft dünn. Isst du auch genug?“
    „Halt bloß den Mund, Tonya!“ Wenn Geraldine wollte, konnte sie so schroff sein wie ihr Bruder Rupert.
    „Ich soll den Mund halten? Was fällt dir ein!“ Tonya tat empört, sagte aber nichts mehr, weil plötzlich Spannung in der Luft hing.
    Boyd hatte den Raum betreten, der Mann, der nach Leonas Ansicht jedes Frauenherz brechen musste.
    Du, meine große
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