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Im Tal der Sehnsucht

Im Tal der Sehnsucht

Titel: Im Tal der Sehnsucht
Autoren: Margaret Way
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wie unsicher ihre Stimme klang. Warum sah Boyd sie so an? Was immer er sich dabei dachte – es war äußerst beunruhigend.
    Zum Glück wandte er sich wieder dem Buffet zu. „Ist er aus dem Alter nicht heraus?“
    „Er bleibt trotzdem mein kleiner Bruder.“
    „Dann wird es höchste Zeit, dass er auf eigenen Füßen steht. Dieses Mein-kleiner-Bruder-Getue dauert schon lange genug.“
    „Und gefällt dir offensichtlich nicht.“ Leona beugte sich vor und dämpfte ihre Stimme, denn sie wurden inzwischen beobachtet – vor allem von Tonya.
    Boyd sprach ebenfalls leiser, aber nicht weniger eindringlich. „Er nutzt dich aus, und das gefällt mir nicht. Ich weiß, dass er dich liebt, doch das macht dich zu verwundbar. Ich habe beschlossen, an diesem Wochenende mal ein Wörtchen mit ihm zu reden.“
    Großer Gott! Leona stockte der Atem. Was hatte Robbie nun wieder angestellt? „Sei nachsichtig mit ihm“, bat sie und merkte zu spät, dass sie damit ihre eigenen Sorgen verraten hatte.
    „Bin ich das nicht immer gewesen?“ Es fiel Boyd nicht leicht, bei ihrem flehenden Gesichtsausdruck hart zu bleiben. Sie wirkte dadurch nur umso bezaubernder, aber es war höchste Zeit, Robbie zur Räson zu bringen, bevor er endgültig unter die Räder kam. Boyd hatte erfahren, in welche ausweglose Situation der Junge durch seine Spielleidenschaft geraten war. Er machte sogar Geschäfte mit einem üblen Kerl, den man der Geldwäscherei verdächtigte. Das musste endgültig aufhören.
    „Ich wollte in Richtung Mount Garnet reiten“, fuhr Boyd fort und ließ das unangenehme Thema damit fallen. „Du hast doch Reitzeug mitgebracht?“
    Leona hatte kaum zugehört, sondern nur überlegt, was er über Robbie wusste. Dass er spielte und wettete, sicher, aber wie stand es mit den Drogen? Oder war da noch etwas? Robbie konnte wirklich nett sein, vor allem zu ihr, doch es fehlte ihm an Charakter. Das war, wie sie wusste, auch für Boyd kein Geheimnis.
    „Du zitterst ja“, stellte er besorgt fest. Dabei legte er eine Hand auf ihren bloßen Arm und strich mit dem Daumen sanft über ihre weiche Haut.
    Sofort erglühte sie am ganzen Körper. Ihr Blut pulsierte schneller, und das Zittern nahm zu. „Ich reite gern mit dir aus“, sagte sie gepresst.
    „Weißt du noch, wann wir zum letzten Mal alleine ausgeritten sind?“
    Ob sie sehr rot geworden war? Sie ritten beide, seit sie denken konnte, und hatten es beide zu einer gewissen Vollkommenheit gebracht. Aber an ihren letzten gemeinsamen Ausritt konnte sie sich beim besten Willen nicht erinnern.
    „Es wundert mich, dass du es vergessen hast, Leona“, sagte er lachend. Oh, wie sie sein Lachen und seine Stimme liebte! Wenn er ihren Namen aussprach, bekam sie buchstäblich weiche Knie. „Du sagtest damals, du könntest mich nur unversöhnlich hassen.“
    Hatte er nicht begriffen, dass sie das lediglich behauptet hatte, um sich gegen seine magische Anziehungskraft zu wehren? Wenn ja, ließ er sie jetzt absichtlich zappeln.
    „Ich hasse dich nicht“, sagte sie ernst. „Ich fühle nur eine gewisse Spannung zwischen uns … und du spürst sie gewiss auch. Ich bin nicht dumm.“
    Du bist der Himmel für mich. Wenn du mich berührst, vergesse ich alles … sogar mich selbst.
    Boyd nickte. „Ich spüre, dass du temperamentvoller wirst, wenn wir zusammen sind … oder auch gegen mich aufbegehrst, wie du willst. Das fing an, als du etwa sechzehn warst. Bis dahin warst du einfach nur süß.“
    Du meinst, ich war deine kleine Sklavin.
    „Man nennt das Erwachsenwerden“, erwiderte Leona ruhig. „In dem Alter findet man zu sich selbst. Ich gebe allerdings zu, dass du mich manchmal wütend machst. Du bist so unglaublich …“
    „Ja?“, drängte er.
    „So unglaublich überlegen. Das Familienidol, dem jeder huldigt. Du machst dich über mich lustig, als wäre ich …“
    „Blödsinn!“, unterbrach er sie. „Warum sträubst du dich so, meine Frage zu beantworten? Neuerdings weichst du mir nur noch aus, und das macht mich traurig. Was dich ärgert, ist nicht irgendeine vermeintliche Überlegenheit, sondern etwas ganz anderes. Und was das Lustigmachen betrifft, so ist es eher andersherum. Ich sehe es in deinen Augen, höre es an deiner Stimme …“
    „Boyd, alle beobachten uns“, warnte sie ihn hastig.
    „Na, wenn schon, jeder weiß, dass es zwischen uns knistert.“
    „Wie kannst du behaupten, dass ich dir ausweiche?“ Leona kostete ihren kleinen Triumph aus. „Ich habe eben gerade
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