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Im Tal der Sehnsucht

Im Tal der Sehnsucht

Titel: Im Tal der Sehnsucht
Autoren: Margaret Way
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flaumweiches Küken gehütet hatte.
    Leona nahm sich zusammen, was ihr seltsamerweise gelang. Sie hob den Kopf und sah Boyd ins Gesicht – mehrere Sekunden, ohne seinem Blick auszuweichen. Ein Lächeln bekam sie nicht zustande, dazu war sie zu aufgeregt und verwirrt. Sie wusste nicht, wie kristallklar sich das Grün ihrer Augen von ihrer hellen Porzellanhaut und dem rotblonden Haar abhob, das ihr in schimmernden Locken bis über die Schultern fiel.
    Endlich senkte sie doch den Blick und konzentrierte sich auf Boyds elegantes blauweiß gestreiftes Baumwollhemd. Er hatte die obersten Knöpfe geöffnet und die Ärmel bis zum Ellbogen aufgekrempelt. Sie konnte seine gebräunte Haut und den Ansatz des Brusthaars erkennen. Doch seine körperlichen Vorzüge, seine Größe und sein gutes Aussehen, waren nicht der einzige Grund für seine ungewöhnlich starke sinnliche Ausstrahlung. Leona kannte andere attraktive junge Männer, die sich sehr um sie bemühten – neben ihm wirkten sie wie Schuljungen.
    „Wenn dir das Hemd nicht gefällt, kann ich ein anderes anziehen“, sagte er.
    Sie hätte sich am liebsten geohrfeigt. „Im Gegenteil, es gefällt mir sogar sehr gut. Helmut Lang, nicht wahr?“
    „Du musst es ja wissen. Du bist die Modeexpertin in der Familie.“
    „Tu bloß nicht so“, spottete sie. „Schließlich hat ‚Icon‘ dich in seiner vorletzten Ausgabe als einen der bestangezogenen Männer des Landes bezeichnet.“
    Boyd spielte den Unwissenden. „Du hast die Ausgabe gelesen?“
    Leona ignorierte den Seitenhieb. „Wie ist deine Reise verlaufen? War sie ein Erfolg?“ Gott sei Dank konnte sie wieder zusammenhängend sprechen!
    Er wurde sofort ernst. „In mehrerer Hinsicht. Ich habe neue Verträge abgeschlossen und alte gekündigt. Unsere Firma steht gut da, aber heutzutage trügt der Schein oft. Es ist gefährlich, da draußen in der Welt, und die Gefahren nehmen zu.“
    „Das weiß ich. Der Terrorismus wächst, und mit ihm die Leiden.“ Sie verschwieg, welche Angst sie ausstand, wenn Boyd auf einer seiner vielen Reisen im Ausland unterwegs war. Nicht weniger bangte sie um sich und Bea, wenn sie in ein Flugzeug stiegen, um eine ausländische Modemesse zu besuchen und für Blanchard-Fashion einzukaufen.
    Boyd nickte. Er bewunderte noch eine Weile Leonas Haar, in dem sich die Sonnenstrahlen fingen, und deutete dann auf das Buffet. „Worauf hast du Appetit?“
    „Auf dasselbe wie du“, antwortete sie mechanisch. Sie hatten tatsächlich vieles gemeinsam. Sie liebten Pferde und das Landleben. Beim Essen bevorzugten sie das Gleiche und waren bei Musik, Büchern und Filmen fast immer derselben Meinung. Nicht zuletzt verbanden sie die Liebe zu Brooklands und die tiefe Befriedigung, die sie in ihrer erfolgreichen Arbeit fanden.
    Boyd lächelte. „Dann lass mich etwas zusammenstellen. Ich weiß ja, was dir schmeckt. Setz dich wieder zu Gerri, und halt mir den Platz an deiner anderen Seite frei.“
    Leona sah sich um. Die Gäste hatten sich an verschiedene Tische verteilt und waren bester Stimmung. „Wenn Tonya dir nun zuwinkt?“ Genau das tat sie in diesem Moment, um Boyds Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Erstaunlicherweise verzichtete sie darauf, laut mit ihrem Besteck auf den Tisch zu klopfen.
    „Sie gibt nicht auf, wie?“ Boyd kümmerte sich nicht um die indiskrete Aufforderung. „Aber den Familienfrieden soll sie nicht stören. Bitte tu, was ich gesagt habe. Ich bekomme dich so selten zu sehen.“
    Dem bestimmten Ton fehlte jede Überheblichkeit, und Leona hatte ihre Scheu inzwischen so weit verloren, dass sie herausfordernd fragte: „Ist das ein Befehl?“
    Ein Blick von ihm genügte, um diesen Übermut sofort zu bedauern. „Weißt du was, Flower Face?“, fragte er. „Du hast eine richtige Kunst darin entwickelt, gegen mich zu sein.“
    „Vielleicht bin ich eine geborene Rebellin.“
    „Wie könnte es anders sein bei jemandem mit so prachtvollem roten Haar?“ Boyd trat an den Buffetttisch und nahm sich zwei Teller. „Da fällt mir ein … Hättest du Lust, heute Nachmittag mit mir auszureiten?“
    Das Angebot kam so unerwartet, dass Leona vor Überraschung keine Antwort einfiel.
    „Nun?“ Er musterte sie von der Seite. Wie entzückend sie aussah in dem hübschen Sommerkleid – jung, unschuldig und unglaublich sexy! Sie war sich dessen nicht bewusst und hatte nun sogar die Sprache verloren.
    „Ich sollte mich um Robbie kümmern“, brachte sie mühsam heraus und ärgerte sich darüber,
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